Praxis
So, dann wollen wir uns die Sounds mal anhören und schauen, ob uns der PS60 da überraschen kann.
Kategorie 1: Pianos
Hier finden wir 29 Programme, u.a. Grand Piano, Classic Piano, SG1 (das Korg Sampling Grand Stage Piano aus den späten Achtzigern, auf dem Kenny Kirkland sein legendäres Pianosolo bei Stings „Bring on the night – live“ gespielt hat), Electric Grand (Yamaha CP70), Honky Tonk und den Pianosound der alten Korg Workstation M1, mittlerweile Kult und im Reggae und Ska total angesagt. Beim Durchhören wundert man sich allerdings, wie ähnlich alle Pianosounds (M1 ausgenommen) klingen. Ein Blick in den Waveform-Speicher per Editor verrät dann auch: Der PS60 verfügt nur über zwei Piano-Multisamples, nämlich Akustikklavier und M1 Piano. Alle Pianosounds basieren also auf denselben zwei Multisamples und unterscheiden sich dann durch EQ-, Filter- und Effekteinstellungen.
Es gibt noch zwei weitere Piano-Samples, eines in mono und eines im Stretch Tuning, die sich aber klanglich nicht vom „equal tuned“ Stereo-Akustikpiano unterscheiden.
Das Akustikpiano klingt eigentlich sehr brauchbar, schade ist jedoch, dass es nur ein Velocity Layer beinhaltet. Der Sound wird bei stärkerem Anschlag zwar lauter, verändert seine Klangfarbe aber nur dadurch, dass sich das Filter weiter öffnet. Der neueste Stand der Technik ist das nicht. (Anmerkung am Rande: Es gibt neuerdings eine Software mit einem Bösendorfer Sample mit 128 Velocitylayern). Standard bei aktuellen Workstations sind meist drei oder vier Layer.
Kategorie 2: E-Pianos
Hier gibt es 73 Programme, die jeweils auf einem dieser vier Samples basieren: Rhodes 1, Rhodes 2, Wurlitzer, FM-Piano und drei Clavinets mit verschiedenen Pick-Up Einstellungen.
Für dich ausgesucht
Rhodes und Wurlitzer arbeiten immerhin mit drei Layern. Die Klangerzeugung des PS60 lässt prinzipiell vier Layer zu, es gibt aber nur Samples für drei. Deshalb werden zwei Layer mit identischen Samples gefüttert, was wiederum ein Blick in den Editor verrät.
Richtig überzeugen können die E-Pianos nicht, was insofern schade ist, da die Firma Korg ja kürzlich mit dem Vintage Stage Piano SV1 bewiesen hat, dass man technisch durchaus in der Lage ist, E-Pianos realistisch nachzubilden. Es ist also wohl wieder einmal eine Kostenfrage. Zur Ehrenrettung des Herstellers möchte ich jedoch anmerken, dass mir die E-Piano Sounds in den Workstations der japanischen Mitbewerber auch nicht besser gefallen. Hier werden halt seit Jahren immer die gleichen Samples verbaut, die höchstens ein paar MB Speicherplatz belegen und längst nicht die Auflösung bieten, die man für gute E-Piano Sounds benötigen würde.
Das Clavinet des PS60 klingt dagegen gut, und es ist schön, dass man die Wahl zwischen verschiedenen Pick Up Positionen hat.
Kategorie 3: Orgel
Die 52 Orgelprogramme des PS60 basieren auf acht verschiedenen Samples (siehe Waveform Liste)
Hier findet man u.a. eine Jazzorgel mit Anschlagsperkussion, eine verzerrte Rockorgel, CX3, Vox und M1 Orgel. Die Orgelsounds sind alle recht brauchbar und können mit teuren Workstations locker mithalten. Die Anschlagsperkussion ertönt beim Staccatospiel, bei Legato wird sie unterdrückt. Das ist bei Hammond genauso, aber viele samplebasierte Orgelsounds in diversen Keyboards und Workstations ignorieren das leider. Also hier wieder ein Pluspunkt für das PS60.
Bei den Orgel Programmen sind links die Taster für den Rotary Effekt aktiviert. Zum Umschalten zwischen schnell und langsam kann man auch den Joystick benutzen. Der Leslie-Effekt klingt besser als bei den meisten mir bekannten Workstations und erst recht besser als bei anderen preiswerten Keyboards. Mit den Rotorkabinett Simulationen, die in aktuellen Orgel Nachbildungen verbaut sind oder gar externen Spezialgeräten, kann der Rotary Effekt des PS60 aber dann doch nicht mithalten.
Kategorie 4: Strings
In dieser Kategorie tummeln sich verschiedene Analogstrings und gesampelte kleine und große Ensembles.
Die Strings des PS60 klingen alle sehr „amtlich“ und haben sich ja schon im großen Bruder M3 bewährt.
Kategorie 5: Brass
Die Brass Sounds des PS60 klingen ebenfalls gut. Auch sie stammen aus dem M3.
Wer den Michael Jackson Film „This is it“ gesehen hat, erinnert sich vielleicht daran, wie der Keyboarder den Bläserpart von „Shake your body“ auf dem M3 spielt. Das sollte als Referenz reichen. Unter den 60 Brass Programmen findet man übrigens auch Dinge wie Blockflöte, Mellotron Flöten und Akkordeon.
Kategorie 6: Synthesizer
Dies ist mit 167 Programmen die größte Kategorie, denn diese beinhaltet alles, was nicht in die anderen Kategorien gepasst hätte. Neben Flächen und vielen verschiedenen Leadsounds findet man hier auch Vibraphon, Glockenspiel, Bässe und Gitarren. Da ist auf jeden Fall jede Menge Brauchbares dabei, und schöne Flächen gibt es en masse.
Diese hier gefällt mir am besten.
Auch die Technofreunde werden bedient.
Eine Funktion des PS60 muss noch erwähnt werden. Drückt man „Audition“, so wird eine kleine Sequenz abgespielt, die auf den jeweiligen Sound zugeschnitten ist. Dies kann einem Keyboardanfänger unter Umständen zeigen, wie der Sound typischerweise eingesetzt wird.