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Vosynth OctoCell Test

Für die Entwicklung des neuen Max For Live Synths OctoCell sind mit Michael Geiss und Jean Lochard zwei Größen der Musikbranche zusammengekommen. Geiss ist der Studiotechniker von Jean-Michel Jarre, während Lochard als Mitarbeiter des IRCAM-Instituts in Paris bereits an der Entwicklung früher Reverb-Algorithmen beteiligt war. Jetzt haben sie gemeinsam unter dem Namen Vosynth einen komplexen und hochwertigen Software-Synth entstehen lassen. OctoCell kann für die einen eine Oase des Sounddesigns sein, Einsteiger hingegen aber sogar ordentlich fordern, wenn nicht gar abschrecken. Lohnt es sich also, den Softsynth genauer kennenzulernen? Finden wir es heraus!

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Details

Quick Facts: Was ist Max For Live?

Max for Live ist eine Adaption der Entwicklungsumgebung Max/MSP für Ableton Live. In der Suite-Version der DAW in den Versionen 10 und 11 ist sie bereits integriert. Mit Max For Live können Synthesizer, MIDI-Tools und Effekte mithilfe von Ableton-Live-Geräten entwickelt werden. Weil OctoCell ein solches Gerät ist, setzt es die Installation von Max For Live in Ableton Live 10 oder 11 voraus.

Klangerzeugung

Mit FM- und additiver Synthese, die mit einem subtraktiven Filter gepaart werden, kombiniert der Synth drei unterschiedliche Typen der Klangerzeugung. Die Basis des Ganzen bilden acht Oszillatoren. Sie können je als Sinus-, Sägezahn- oder Pulswelle daherkommen und fungieren sowohl als Teiltöne der Additiv-Engine als auch als Carrier/Modulatoren der FM-Engine. Mittels Mute-Tasten können einzelne Oszillatoren stummgeschaltet werden, um bestimmte FM-Algorithmen oder Teiltonverhältnisse zu entwickeln.

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Das Besondere – und Komplexe – an OctoCell ist nun, dass diese acht Oszillatoren nicht nur über globale, sondern pro Engine auch noch über einzelne DADSR-Hüllkurven verfügen. 16 sind es insgesamt, die frei eingestellt und kombiniert werden können. Das Filter hinter der Engine bietet Tiefpass-, Hochpass-, Bandpass-, Peak- und Notch-Modi. Abgerundet wird das Ganze durch zwei Modulatoren mit Routing-Matrix, einen dritten Step-Modulator, einen integrierten Sequenzer sowie Effekte (Chorus, Phaser und Delay). 

Fotostrecke: 2 Bilder Klassisch und effektiv: OctoCell nutzt eine Matrix im Pin-Stil für Modulationszuweisungen.

OctoCell ist mono- oder polyphon spielbar, unterstützt MPE. Er erlaubt viele detaillierte Anpassungen seiner Reaktion auf Tastenanschläge, etwa für Velocity, Morphing oder die Form des Glides.

Bedienung

Der Synth hat zwei unterschiedlich aufgebaute Oberflächen, eine in der Gerätespalte von Live und eine im vollständigen Plugin-Fenster, das über den Button „Edit“ in der ersten Oberfläche aktiviert werden kann. Es ist empfehlenswert, sich erst mit der kleineren Ansicht vertraut zu machen, um die oben skizzierte Synth-Engine grundsätzlich zu verstehen.

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Hier kann man bereits mit Teilton-Kombinationen und FM-Ratios experimentieren. Durch das Verstellen der Harmonizität beider Engines entstehen hier schon viele kreative Resultate. Die erwähnten globalen Hüllkurven lassen die Spieler additive und FM-Parts unterschiedlich ein- und ausblenden, während das zugängliche Filter alles ein wenig zähmt. Die Geräteansicht ist dadurch eine nette Spielwiese zum Start.

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Ausgefuchster und mehr etwas für Sounddesigner ist die große Fensteransicht. Ihre Bedienelemente sind leider recht klein und das Fenster lässt sich nicht skalieren. Man braucht deshalb hier mehr Zeit, um das zu erreichen, was man will. Zumindest helfen die farbliche Kodierung der Abschnitte und das augenschonende Design bei der Orientierung. Dennoch verklickt man sich durchaus hin und wieder – ein externer MIDI-Controller wie etwa ein Faderfox hilft sicherlich bei Feinjustierungen.

Sound

Klanglich löst OctoCell ein, was seine Macher versprechen: der Synth liefert detaillierte, harmonisch reiche und oft angenehm instabile Klänge, die an das Verhalten akustischer Instrumente erinnern. Um solche Sounds auch beim Sounddesign zu erreichen, lohnt es sich, vorsichtig anzufangen: weniger ist wie so oft mehr. Allein mit zwei Oszillatoren und zwei Modulationsquellen lässt sich schon viel machen. Die Sounds werden instabil genug, wenn der Step Modulator die Oszillator-Harmonizität und eine weitere Hüllkurve die FM-Intensität  moduliert. Tipp: Ihr könnt auch Mal ein paar externe Modulatoren von Max For Live wie zum Beispiel LFOs dazu holen, wenn ihr die Suite-Version von Live besitzt. Die Parameter von OctoCell wollen ab liebsten viel – und schnell – moduliert werden.

Keys, Plucks, Pads und Co.

Natürlich lassen sich die typischen Additiv- bzw. FM-Effekte beim Sound-Design nicht verhindern. Die besten Sounds, die das Teil produziert, sind helle Leads, komplexe Pads sowie Keys mit Bell-Charakter, man höre unten. Bässe sind eher weniger eindrucksvoll.

Audio Samples
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Lead: Mysterious Country Lead Arp: Gahan Mode Pad: Abyssal Plain Pad: Glass Waves Synth Rhythmic: Florian & Ralf Keys: Arecibo Keys: Black Rose

OctoCells Presets sind ein sehr guter Ausgangspunkt, um nicht nur den Sound des Synths kennenzulernen, sondern auch erste Experimente anzustellen. Viele von ihnen scheinen sogar darauf angelegt zu sein. Man hat direkt das Gefühl, einen eigenen Klang zu erzeugen, wenn man ein paar Regler dreht und beispielsweise ein Bandpass-Filter statt eines Lowpass nutzt, so drastisch verändert sich der Klang. Sobald mal nicht vorsichtig, sondern wild herumgeklickt wird, entstehen verrückte atonale Effekte – kein Wunder, dass Ableton das Plugin besonders für Technomusiker bewirbt. Auch aus dieser Kategorie haben wir noch zwei schlagende Beispiele aufgenommen:

Audio Samples
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FX: Does not compute FX: Reversed Synth

Wer den Synth dann nach und nach durchblickt, darf sich für die finale Sounddesign-Kür noch an die rechte Spalte der Hauptansicht mit den „Expert Parameters“ rumschlagen. Dort können für alle acht Oszillatoren pro Engine die Frequenzen genauestens angepasst werden. Dafür ist noch mehr Geduld und technisches Wissen vonnöten. Weitere Hilfe hierzu liefert das Handbuch.

Fazit

Auch wenn das Interface etwas klein ist und manche Parameter sich nicht direkt erschließen, ist OctoCell ein Synth, der Spaß macht. Erfahrung in subtraktiver und FM-Synthese hilft dabei, sich schneller in die Feinheiten des Sounddesigns einzuarbeiten, ist aber nicht zwingend nötig. Die große Menge hochwertiger Presets macht den Synth auch interessant für Einstiegsproduzenten, die neuartige Klänge in ihre Tracks integrieren wollen. Sie lädt auch das reduzierte Interface in der Ableton Live-Geräteansicht zu ersten Experimenten ein, die in kurzer Zeit unnachahmliche Ergebnisse liefern können. Insofern ist OctoCell von Vosynth ein ausgewogenes Produkt: Das Instrument verleugnet die Komplexität seiner Engine nicht, bietet aber genug Einstiegsmöglichkeiten, um einfach mal drauflos zu spielen. Es hat eine ordentliche, aber nicht zu steile Lernkurve, die langfristig interessante Entdeckungen verspricht, wenn man sich nur regelmäßig und mutig ins Sounddesign wirft – ein toller Software-Synth zu einem fairen Preis.

PRO
  • Komplexe Sounds
  • Intuitive Geräteansicht
  • Hochwertige Presets
  • Kreatives Sound-Design
CONTRA
  • Plugin-Fenster nicht skalierbar
FEATURES
  • Acht Oszillatoren für FM-, additive und subtraktive Synthese
  • Globale Hüllkurven und Filter für alle Engines
  • Einzelne Hüllkurven für FM- und Additiv-Oszillatoren
  • Zwei Modulatoren plus Step-Modulator
  • Farbkodierung für die unterschiedlichen Engines
  • MPE-Support
  • Integrierte Effekte: Chorus, Phaser und Delay
PREIS
  • 59 EUR (30.09.2021)
Unser Fazit:
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Vosynth OctoCell Test
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von Gearnews

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