Kreative DJ-Sets leben von speziellen Auflegetechniken, der eingesetzten Hard- oder Software und einzigartigen Inhalten. Da es in der heutigen Zeit aufgrund digitaler Bezugsmöglichkeiten recht schwierig ist, sich über die Auswahl der Musikstücke zu differenzieren, kann die Verwendung von a capella in DJ-Sets ein Ausweg aus diesem Dilemma sein.
In diesem Artikel möchte ich euch kurz erklären, was man unter a capella versteht, wo ihr diese findet und wie ihr diese selbst produzieren könnt.
A ca… was?
A capella sind Gesangsaufnahmen ohne Instrumente. Interessant für den Einsatz in einem DJ-Set sind meist a capella von bekannten Songs, d.h. die reinen Gesangsspuren, die während des Aufnahmeprozesses in einem Studio separat festgehalten, mit EQs und Effekten bearbeitet und danach mit den Instrumentenspuren zu einem fertigen Song abgemischt werden. Diese Gesangsaufnahmen lassen sich in einem DJ-Set für Remixe oder Mashups mit den Instrumentalspuren anderer Songs kombinieren, um etwas Neues zu kreieren.
Da man diese klinisch reinen Gesangsparts aber leider in vielen Fällen nicht angeboten bekommt, muss man sich manchmal auch mit etwas weniger perfekt klingenden Alternativen zufriedengeben. Hier solltet ihr abwägen, ob das klangliche Gesamtergebnis für den Verwendungszweck ausreichend ist. Klar kann man im live Einsatz über vieles hinwegsehen, da es hier eher um den „Überraschungseffekt“ auf dem Dancefloor geht. Zu schlecht sollte es aber auch nicht sein.
Bezugsquellen für dein DJ-Set
A capella findet man in verschiedenen Qualitäten, vorzugsweise sollte man nach Studioaufnahmen suchen, da diese die besten Klangeigenschaften haben und nicht durch „Störgeräusche“ von Instrumentenspuren oder Frequenzbeschneidungen verunreinigt sind.
Für dich ausgesucht
Online Plattformen
Im Internet findet ihr unzählige Webseiten, die a capella zum Herunterladen anbieten. Da hier oftmals nicht ganz klar ist, wer diese Dateien anbietet und woher diese stammen etc., möchte ich auf diese Quellen nicht in aller Ausführlichkeit eingehen. Folgende Anlaufstellen sind hier populär, die Qualtität hier angeboten Files ist sehr unterschiedlich:
- Acapellas4U (https://acapellas4u.co.uk)
- Voclr (https://voclr.it)
- Looperman (https://looperman.com)
- Remix Packs (https://remixpacks.net/)
Download Stores
In den „offiziellen“ Download Stores für DJs, aber auch bei den breit aufgestellten populären Shops findet ihr a capella, wenn ihr dieses als Suchbegriff eingebt. Ein Besuch der folgenden Seiten lohnt sich:
- Traxsource (https://www.traxsource.com/),
- Beatport (https://www.beatport.com/),
- Juno Download (https://www.junodownload.com/)
- Apples iTunes Store (https://www.apple.com/de/itunes/download/index.html)
- Amazon (www.amazon.de)
Streaming-Dienste
Da auch bei Streaming-Diensten a capella zu finden sind, lohnt es sich auch hier nach passenden Treffern zu suchen. Als Praxistipp sollte man hierzu spezielle Playlisten anlegen. Dann die gefundenen Treffer einsortieren, damit sie beim live Spielen schnell verfügbar sind. Die nachfolgenden Streaming-Dienste sind in nahezu jeder DJ-Software zu finden:
- Tidal (https://tidal.com/)
- Beatport (https://www.beatport.com/)
- Beatsource (https://www.beatsource.com/)
- SoundCloud https://soundcloud.com/)
DJ-Promotion-Pools
Für professionelle DJs lohnt sich die Anmeldung in einem Promotion Pool. Auch hier werden manchmal a cappella zur Verfügung gestellt, die ihr dann zudem noch vor der offiziellen Veröffentlichung bekommt.
- Djcity (https://www.djcity.com/)
- BPM Supreme (https://bpmmusic.io/)
- zipDJ (https://www.zipdj.com/)
A capella für DJ-Set selbst erstellen
Solltet ihr in den genannten Shops oder online Portalen nicht fündig werden oder Vocallines aus sehr speziellen Songs benötigen, die einfach niemand auf dem Schirm hat, gibt es die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden.
Ihr benötigt dazu den kompletten Song, am besten als Audiodatei auf eurem Computer, da aktuell Streaming-Anbieter wie Tidal dazu übergehen, die nachfolgend beschriebenen Bearbeitungen zu unterbinden.
DJ-Software
In zahlreichen aktuellen DJ-Programmen besteht die Möglichkeit, Stems (Track Separation) zu erzeugen und Songs in ihre inhaltlichen Bestandteile zu zerlegen. Ihr habt somit einen direkten Zugriff auf Drums, Basslines, Melodien und eben auch Vocals. Die Ergebnisse sind klanglich natürlich nicht mit den Studioaufnahmen zu vergleichen, da man hier versucht, mit Hilfe von cleveren Algorithmen, Filtern, EQs etc., die entsprechenden Parts aus einer kompletten Aufnahme auszuschneiden. Zur Erzeugung von a capella schaltet ihr die Vocal-Stem-Spur auf Solowiedergabe und nehmt das Ganze mit der internen Recording-Funktion auf. DJ-Software mit integrierter Stems-Funktion gibt es von:
- Serato (www.serato.com)
- Pioneer DJ/Rekordbox (https://rekordbox.com/de/)
- VirtualDJ (https://www.virtualdj.com/)
- Algoriddim/djay Pro AI (https://www.algoriddim.com/)
- Native Instruments/Traktor (https://www.native-instruments.com/)
Spezialsoftware
Neben den DJ-Programmen gibt es auch Spezialsoftware, die das Separieren von Song-Parts erlaubt. Hier findet ihr Apps für mobile Devices, webbasierte Dienste und Programme für Windows- und Apple-Computer.
Das Handling ist oft sehr einfach gehalten, Songs werden in der entsprechenden App oder Software importiert und dort automatisch analysiert und zerlegt. Danach selektiert man Vocals als einzig gewünschte Spur und schon erhält man die a-capella-Version seines Musikstücks. Folgende Apps, Dienste und Programme sind eine empfehlenswerte Anlaufstelle:
- Moises (https://moises.ai/)
- Lalal (https://www.lalal.ai/)
- Stemverter (https://stemverter.com/)
- RipX (https://hitnmix.com/)
Verwendung von a capella in einem DJ-Set
Damit du a capella treffsicher in dein DJ-Set integrieren kannst, solltest du diese in Test-Mixes zu Hause einbauen. Hilfreich ist zudem, diese mit einem Beatgrid zu überziehen und die Tonart zu bestimmen, damit die Kombination mit einem Instrumentaltrack passgenau gelingt.
Wenn du einen Live-Versuch nicht wagen möchtest, kannst du einen Remix auch in deinem Homestudio zusammenbauen und diesen dann in deinem Set spielen. Klar ist das sicherlich nicht die eleganteste Methode, kann aber als Startpunkt ins kreative DJing genutzt werden.
Des Weiteren empfiehlt sich eine sorgfältige Organisation der extrahierten Vocal-Parts in extra angelegten Playlisten, damit du an einem zentralen Ort auf diese zugreifen kannst.
A capella Sounds im DJ-Set -darf man das?
An dieser Stelle möchten wir nicht detailliert auf die rechtlichen Gegebenheiten eingehen, da man sich hier sicherlich in einer Grauzone bewegt. Wenn ihr die Tracks oder a cappella erworben habt, seid ihr aber wahrscheinlich auf der sicheren Seite und gerade im Live- Kontext wird euch wohl kaum einer einen Strick daraus drehen.
Anders sieht es bei der Verwendung im Studio aus, wenn man fremde Vocals mit eigenen Beats zu einem eigenen Track oder Remix verschmelzen lässt. Hier kommt man um eine offizielle Freigabe durch das Label und den Verlag nicht herum, wenn das Ganze offiziell veröffentlich werden soll.
Resümee
Durch die Rekombination von a capella (Vocalspuren) und Instrumentalparts lassen sich DJ-Sets individuell und kreativ gestalten. Remixe und Mashups beleben in der Zeit der einfachen Verfügbarkeit von Songs die musikalische Beschallung auf den Dancefloors und sorgen für den einen oder anderen Überraschungsmoment.
Der Bezug oder gar die eigene „Produktion“ der a capella kann auf verschieden Weise erfolgen, hier gibt es leider keinen Masterweg und auch hinsichtlich der Qualität lohnt es sich sicherlich mehrgleisig zu fahren. Insgesamt ist es aber ein lohnenswertes Unterfangen, wenngleich die rechtliche Lage nicht ganz eindeutig ist.