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Kreatives Vocal Recording

Egal ob Pop, Rock, Hip-Hop oder Metal: Die menschliche Stimme ist und war schon immer das Zentrum eines guten Songs. Durch ihren markanten Klang, besondere Lyrics oder catchy Melodien brilliert sie immer wieder darin, Emotionen zu erzeugen und Messages zu transportieren. Ein zum Song passender Vocal-Sound hilft dabei, die Rolle der Stimme im Song besonders herauszustellen und sie noch einzigartiger zu machen. Hierfür gibt es diverse Möglichkeiten, wie etwa die Mikrofonwahl oder auch die Nachbearbeitung der Aufnahme. Wenn euch diese Optionen zu konventionell sind, seid ihr hier genau richtig. Wir zeigen euch fünf Tricks, wie ihr mit ungewöhnlichen Techniken eure Vocal-Recordings exotischer oder einfach nur charaktervoller gestalten könnt.

(Bild: © Shutterstock, Fotos von flixelhouse, imtmphoto, jirawatfoto)
(Bild: © Shutterstock, Fotos von flixelhouse, imtmphoto, jirawatfoto)
Inhalte
  1. 1. Vocals durch Amp
  2. 2. Vocals durch Snare
  3. 3. Lo-Fi-Mikrofone
  4. 4. Raumklang
  5. 5. Creepy Dopplungen
  6. Fazit

1. Vocals durch Amp

Seid ihr auf der Suche nach einem dreckigen, mittigen Vocal-Sound, versucht’s mal mit einem Gitarren-Amp. Euer Mikro steckt ihr mittels Female XLR-Male Klinkenkabel in den Amp-Input und schaltet je nach gewünschter Sound-Ästhetik noch ein Distortion-Pedal oder andere Gitarreneffekte zwischen. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Am besten eignen sich dynamische Mikrofone wie etwa ein Shure SM58 oder Sennheiser MD421, die im Gegensatz zu Kondensator-Mikrofonen weniger sensibel für Rückkopplungen und unkontrollierten Trittschall-Bass sind. Noch abgefahrener wird es, wenn ihr euren Gitarren-Pickup als Mikrofon benutzt. Mit genügend Gain am Amp ersetzt eure Stimme den Klang der Saiten und es entsteht ein dünner, sehr markanter Sound. Wenn ihr den dann noch durch Effekte wie Reverb oder Delay jagt, seid ihr auf bestem Wege in den Ambient-Himmel. Bekannt für einen solchen Vocal-Klang ist die Kanadierin Feist, die diese Technik seit Jahren konsequent live und im Studio nutzt und so ihren unverwechselbaren, rauen Stimmen-Sound etabliert hat. Amp Vocals eignen sich auch generell gut für Background-Gesänge, da sie im Kontext die voluminöseren Main Vocals nicht übertönen, aber durch ihre präsenten Hoch-Mitten dennoch eine markante Position im Mix einnehmen.

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Hörbeispiel 1: Guitar Pickup

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2. Vocals durch Snare

Eher als Geheimtrick einzustufen: Haltet beim Recording zwischen Mikrofon und Stimme eine Snare. Ja, ihr habt richtig gehört. Das Schnarren des Snare-Teppichs reagiert dynamisch auf euren Gesang, wodurch sich eine einzigartige, verzerrt anmutende Noise-Patina auf eure Vocals legt. Diese Technik eignet sich besonders für Vocal Overdubs wie Background-Gesänge oder Chöre und wirkt noch intensiver und verstörender, wenn man mehrere Spuren übereinander layert.

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Hörbeispiel 2: Vocals durch Snare

3. Lo-Fi-Mikrofone

Oft nehmen wir unsere Vocals zunächst sauber und klar auf und versuchen dann erst im Mix, ihren Glanz zu nehmen, indem wir Dreck und Effekte auspacken. Den Prozess können wir uns sparen, wenn wir die Vocals von vornerein schäbig aufnehmen, wenn der Song es ohnehin verlangt. In seinem sehr hörenswerten Podcast “Hanging out with audiophiles” trifft der Soul-Sänger Jamie Lidell auf Shawn Everett, den Engineer des Albums “Sound & Colour” der Alabama Shakes, deren dreckiger Lo-Fi-Sound viele technische Fragen aufwirft. Everett verrät, dass die Vocals fast ausschließlich durch No-Name-Billig-Mikrofone aufgenommen wurden, welche die Sängerin aus Spaß mit ins Studio gebracht hatte. Also: Ab zu eBay, bloß nicht zu tief in die Tasche greifen und dann heißt es: Let’s go Lo-Fi!

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4. Raumklang

Beim Schlagzeug-Recording spielt der Klang des Raumes meist eine große Rolle. Er haucht dem Drum-Sound erst so richtig Leben ein, weswegen Raum-Mikrofone ein Muss sind. Wie das Schlagzeug ist aber auch die Stimme ein akustisches Instrument, dessen Klang vom Raum abhängt. Also: Warum geben wir uns mit virtuellen Raumhall-Effekten für die Stimme zufrieden, anstatt auch hier Raum-Mikrofone zu nutzen? Probiert neben euren Vocal-Close-Mics auch mal verschiedene Methoden der Raum-Mikrofonierung, wie man sie vom Schlagzeug kennt. Ihr werdet verwundert sein, wie viel natürlicher und echter euer Vocal-Sound wird. Je nach Charakter des Raumes variieren Ausmaß und Klang des Effektes. Die Vocals in Radioheads “Exit Music (For a Film)” wurden beispielsweise in den Kellergewölben eines alten Landhauses aufgenommen. In diesem Song spukt’s!

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5. Creepy Dopplungen

Braucht euer Song intime, fast unheimliche Vocals, gibt es da eine Overdub-Methode, die euch gefallen könnte. Die klassische Dopplung bei Vocal-Recordings lässt sich auf ein nächstes Level heben, wenn ihr die Overdubs nicht normal einsingt, sondern lediglich sehr nah ins Mikro flüstert. Platziert ihr in eurer DAW die Dopplungen an den Seiten im Stereo-Bild, entsteht ein spezieller Vocal-Sound, bei dem die Overdubs die Hauptstimme in ihrer Intimität unterstützen, ihr aber nicht die Show stehlen. Gänsehaut garantiert!

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Hörbeispiel 3: Creepy Dopplungen

Fazit

Der Prozess eines zum Song passenden Vocal-Recordings endet nicht bei der Auswahl von Mikrofon und Preamp. Je nach Genre bieten sich diverse Techniken an, um eurer Stimme bereits beim Recording eine einzigartige, spezielle Facette zu verleihen. Auch wenn sich diverse Effekte in der Nachbearbeitung anwenden lassen, hat der Original-Sound einen anderen Charme und beeinflusst zudem die Performance während der Aufnahme. Außerdem erspart euch dieses Prinzip spätere endlose Möglichkeiten der Klangbearbeitung, da die Sound-Findung schon VOR dem Mikrofon stattgefunden hat. Hat man erst einmal das Recording-Labor betreten, ergeben sich noch diverse andere Methoden, euren Vocal-Sound besonders zu machen. Schreibt deshalb gern eure eigenen Ansätze in die Kommentare!

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von Tom Gatza

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