Allgemeines
Ich habe die KRK GoAux 4 auf die mitgelieferten Aufstellhilfen auf meinem Arbeitstisch im Nahfeld aufgebaut, einen entsprechenden Abstrahlwinkel eingestellt und das System mit symmetrischen Klinkenkabeln angeschlossen. Ich schalte die Masterbox am rückseitigen Powerschalter ein. Der Status-LED-Ring am vorderen Multifunktions-Regler leuchtet nun rot. Ein wenig verwundert, da die Farbe rot oftmals auf ein Problem aufmerksam macht, starte ich die Wiedergabe meiner Lieblings-Playlist. Die Boxen funktionieren. Im Manual suche ich nach einer Erklärung für die rote LED. Nichts zu finden; die LED soll angeblich gelb leuchten, andere Farben werden nicht erwähnt.
Klang der KRK GoAux 4 ohne Einmessung
Nach der anfänglichen Farb-Verwirrung konzentriere ich mich auf das Wesentliche, den Klang. Ohne eine der vorhandenen Einstellmöglichkeiten zu nutzen, höre ich mir den Default-Sound an. Anhand von drei, vier oft gehörter Songs verschaffe ich mir einen ersten Höreindruck. Die KRK GoAux 4 besitzen einen Smileykurven-förmigen Frequenzgang, der bassig klingt, aber selbstverständlich nicht bis in tiefste Bässe vordringen kann. Sie klingen für meine Ohren recht dick bei 200 Hertz und rund um 500 Hertz. Tiefe Stimmen und Vocals klingen dadurch etwas lauter als von anderen Boxen gewohnt. Die Grundtöne von Instrumentenklängen in mittlerer Lage kommen ebenfalls etwas überbetont rüber und werden für meinen Geschmack also auch etwas zu laut wieder gegeben.
Unter 100 Hertz ist nicht wirklich viel zu hören. Das würde ich normalerweise bei 4-Zoll-Woofern selbst mit Bassreflex auch nicht erwarten. Die Specs im Manual bescheinigen den Boxen aber eine Basswiedergabe bis auf 65 Hertz herunter mit lediglich -3 dB Abweichung von einer linearen Wiedergabe. Mit einer 10 Dezibel Abweichung sogar bis 55 Hertz herunter. Dies kann ich nicht wahrnehmen, und hätte es auch nicht erwartet, stünde dies nicht in der Anleitung. Jeder, der sich Boxen mit 4-Zoll-Tieftöner holt, sollte sich im Klaren darüber sein, dass man hier keine drückende Tiefbässe erwarten kann.
Im Höhenbereich um 5 Kilohertz klingen die Boxen ein wenig verhalten, bieten dafür aber in den ganz crispen Höhen von 12 Kilohertz bis ganz nach oben fast schon zu viel Pegel. Das klingt modern und macht Spaß, entspricht aber nicht wirklich den gewohnten, ausgeglichenen Wiedergabe-Eigenschaften von größeren KRK-Systemen.
Abgesehen von den Frequenzgang-Eigenschaften klingen die Boxen sehr sauber, zerrfrei, und liefern ein klares und ausgeglichenes Stereo-Klangbild. Die Auflösung lässt eine Wahrnehmung feinster Details zu. Den Hochtöner empfinde ich als offen und transparent, was ich an präzise klingenden Attacks von HiHat, Shaker und Co. hören kann. Das Stereobild wirkt weder zu eng noch zu weit, was für eine gute Abstimmung des Gehäuses und der Frequenzweiche spricht.
In Sachen Lautheit sollte man genauso wie bei druckvollen Tiefbässen die Kirche im Dorf lassen. Boxen-Systemen mit diesen Maßen ist von vorne herein ein gewisses, natürliches Limit gegeben. Selbstverständlich lässt sich mit Hilfe von DSP-Funktionen das ein oder andere Pfund unerwarteter Schalldrücke heraus kitzeln. Letztlich stößt man hier aber irgendwann immer an physikalische Grenzen. Die KRK GoAux 4 liefern eine relativ hohe Lautstärke, die vor allem im Nahfeld aufgestellt ausreichend sein sollte. Versucht man die Lautstärke zu übertreiben, so lässt ein interner Limiter seine Muskeln spielen, bevor es hörbar zerrt.
Im Test: angepasster Klang
Nachdem ich mir einen Einruck über den Grundklang verschaffen konnte nutze ich das Raumkorrektur-System. Hierzu schließe ich das mitgelieferte Messmikrofon an der Vorderseite der linken Box an, platziere das Mikro an meiner Abhörposition und aktiviere den ARC-Vorgang per Drücken des entsprechenden Buttons auf der Rückseite der Masterbox. Eine Kaskade an Einzeltönen erklingt in recht hoher Lautstärke. Nach zwei beeindruckenden Durchläufen von Sinustonreihen von unten bis hoch auf 220 Hertz ist das System fertigeingemessen. Am Wiedergabeverhalten der Boxen hat sich für mein Empfinden nicht allzu viel verändert. Dies mag daran liegen, dass mein Abhörbereich relativ groß ist, und vielleicht nicht allzu viele Probleme im Bass- und Mittenbereich vorhanden sind.
Ich vermute aber, dass das Einmess-System in kleinen Abhör-Räumen oder auf stark mitschwingenden Aufstell-Flächen seine Stärke ausspielen dürfte. Also platziere ich die Boxen im akustisch ungünstigsten Umfeld, in einem gekachelten, kleinen Raum. Schon bei den ersten beiden Songs die ich abspiele kann man hören, dass das Badezimmer als Abhörraum ziemlich ungeeignet ist. Erneut starte ich die automatische Raumkorrektur der GoAux-4-Boxen und erlebe nach Ablauf der Sweep-Vorgänge einen ziemlich gut aufgeräumten Bassbereich. Wo mir vor der Einmessung wummerige Resonanzen um die Ohren flogen erklingen meine Lieblingssongs nun vergleichsweise homogen im unteren Frequenzbereich bis in die unteren Mitten von etwa 500 Hertz.
Die Aufstellung der KRK-Abhören ist natürlich nicht fürs Badezimmer vorgesehen, zeigt aber im Testaufbau, dass die Einmess-Funktion sehr gut funktioniert.
Der zugehörige Button namens „Auto ARC“ auf der Rückseite der Masterbox dient übrigens nicht nur zum Starten der automatischen Einmessung. Durch kurzes Drücken kann man die Raumkorrektur abwechselnd ein- und ausschalten. Leuchtet die LED, so ist die Korrekturkurve deaktiviert. Leuchtet die LED nicht, dann hört man die korrigierte Variante. Die Raumkorrektur bleibt erhalten, auch wenn die GoAux 4 nicht mit Strom versorgt wird. Man muss die Boxen also nicht vor jedem Betrieb neu einmessen.
Nach dem Ausflug in die gekachelte Abteilung baue ich die KRK GoAux 4 wieder in meinem Controlroom auf.
Mit Hilfe der beiden EQs versuche ich nun noch die GoAux 4 nach meinen persönlichen Geschmack einzustellen. Ich senke die Bässe und die Höhen ab, um die von mir empfundene Smiley-artige Wiedergabe ein wenig abzuflachen. Die tiefen und die hohen Frequenzbereiche lassen sich schnell und bequem per Knopfdruck justieren. Mit Hilfe der EQs soll man die Boxen laut Herstellerangaben leicht an den persönlichen Hör-Geschmack anpassen können.
Stellt man Abhöre im Nahbereich auf, so ist es durchaus wünschenswert, dass das System besonders rauscharm ist. Das Eigenrauschen der KRK GoAux 4 ist im Idle-Betrieb (also wenn sie eingeschaltet sind, aber kein Audiosignal abgespielt wird) nahezu unhörbar.
Vielfalt der Anschlüsse
Mit ihren fünf unterschiedlichen Eingängen ist die KRK GoAux 4 ein Ausnahme in ihrer Produktklasse. Alle analogen Eingänge können gleichzeitig mit dem Bluetooth-Stream zusammen erklingen. So lässt sich mal eben fast jede Wiedergabequelle als Referenz zuschalten. Die analogen Eingänge erfüllen alle meine Erwartungen und spielen anliegende Audiosignale sauber ab. Die USB-Anbindung für die Wiedergabe aus Computern heraus funktioniert ohne zusätzliche Treiberinstallation. Am beeindruckendsten finde ich das Bluetooth-Feature. Dank Bluetooth-Standard 5.0 ist keine Klangverschlechterung auf Grund der systembedingt notwendigen Datenreduktion zu hören. Vor allem aber ist der Übertragungsbereich riesig. Ein Abbruch der Bluetooth-Verbindung ist unter normalen Gegebenheiten fast nicht möglich. In meiner Studioumgebung blieb die Verbindung selbst über drei Räume hinweg unterbrechungsfrei erhalten.
Lediglich der kratzige, 6-Bit-artige Quittierungston der Bluetooth-Kopplung lässt mich kurz am Bluetooth-Sound zweifeln. Dies betrifft aber nur jenen Signalton. Die Soundqualität der laufenden Bluetooth-Streams ist über jeden Zweifel erhaben.
Für Boxensysteme, die im Nahfeld aufgestellt werden, also in unmittelbarer Nähe zur Abhörposition, ist es praktisch, wenn sie über einen Kopfhörer-Anschluss verfügen. Dies ist bei der GoAux 4 der Fall. An der frontseitigen Miniklinken-Buchse angeschlossene Headphones klingen tadellos. Wer hier auf eine hohe Abhörlautstärke wert legt, sollte niederohmige Modelle verwenden.
Alternativen zu den KRK GoAux 4
IK Multimedia iLoud MTM | Einzellautsprecher, kein Bluetooth |
Swissonic MM-3 | sehr preiswert, weder Bluetooth noch USB oder Einmessmöglichkeit |
M-Audio BX4 BT | keine Einmessmöglichkeit, sehr preiswert |
Genelec 8010A | geringerer Funktionsumfang, aber klanglich hervorragend, Einzellautsprecher |