KRK stellt mit den Rokit G4 – zu denen auch die KRK Rokit 7 G4 gehört – die vierte Generation seiner beliebten Einsteigerserie von Studiomonitoren vor.
Das Design ist etwas kantiger und das Gelb etwas weniger knallig. Sind die Rokits erwachsen geworden?
Die Rokit-Serie von KRK ist schon eine ganze Weile in vielen Home-Studios auf der Welt zu finden. KRK schmückt sich nicht zu unrecht damit Top-Seller weltweit zu sein: Auf Thomann belegt KRK mit seinen Rokits in der Kategorie “Aktive Nahfeldmonitore” die Verkaufsränge 1, 5, 8 und 11. Mithalten können da im Einsteigerbereich höchstens Yamaha mit den Dauerbrennern HS5 und HS7 sowie Adam mit der noch recht jungen aber beliebten T-Serie. Da ist es schön zu sehen, dass KRK den Rokits ein paar neue Tricks beigebracht hat.
Details & Praxis
Merkmale und Besonderheiten
Die KRK Rokit RP7 G4 bringen mit etwa 7,5 Kilogramm ein gesundes Gewicht auf die Wage. Das ist wichtig, denn zum einen sollen die Lautsprecher ja solide konstruiert sein und zum anderen wirkt ein gewisses Gewicht auch Resonanzen des Lautsprechergehäuses entgegen. Das Gehäuse wirkt auf jeden Fall robust. Auf dem Boden des Gehäuses ist eine Schicht Schaumgummi angebracht, die den Lautsprecher von der Unterlage entkoppeln soll. Die Kunststofffront weist ein Waveguide für den Hochtöner auf und auch der Tieftöner ist etwas in der Lautsprecherfront versenkt worden. Der Bassreflex-Port ganz unten auf der Vorderseite nimmt beinahe die gesamte Breite des Gehäuses ein und erinnert entfernt an einen lachenden Mund, sodass bei mir kurz der Eindruck eines einäugigen Minions entstand. Das beleuchtete Logo darf bei KRK natürlich auch nicht fehlen und tatsächlich strahlt es direkt los, sobald die Lautsprecher eingeschaltet werden.
Rückseitig findet sich alles, was man erwarten würde ( Kaltgerätebuchse für die Stromversorgung inklusive Netzschalter, eine XLR-Klinke-Kombibuchse für symmetrische Eingangssignale) – und mehr: Ein kleines Display und ein Encoder-Rädchen deuten an, dass in die Rokit RP7 vielleicht ein Hauch von Zukunft eingezogen ist. Tatsächlich verbirgt sich hinter der hochtrabenden Bezeichnung “High-Resolution DSP Room Tuning” eine digital gesteuerte Klangregelung und die Lautstärkeregelung der Monitore. Die Verstärkung übernehmen im Gegensatz zu vorherigen Rokit-Generationen zwei Class-D-Endstufen. Dem 6,5 Zoll Tieftöner stehen dabei 97 Watt zur Verfügung und dem Hochtöner 48 Watt, was die vorherigen Rokit-Reihen übertrifft.
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Setup und Zubehör
Dann mal aufgesellt und angeschlossen! Angenehmerweise können die Rokits sowohl mit Klinken- als auch mit XLR-Steckern umgehen. Das Einschalten geht völlig lautlos ohne Knack oder Wumms von statten, das man von günstigen Aktivlautsprechern manchmal kennt. Und jetzt das “DSP Room Tuning” erkunden: DSP Systeme haben vor allem in höherpreisigen Lautsprechersystemen in den letzten Jahren vermehrt Einzug gehalten. Neumann hat sowohl Subwoofer als auch Nahfeld-Monitore mit DSP-Unterstützung im Angebot (z.B. KH80 DSP), Genelec neben den 8351 APM eine ganze Reihe von Lautsprechern und ein komplettes System zum Einmessen und KS Digital sind sowieso Vorreiter auf diesem Gebiet. In der Regel gibt es in solchen Systemen komplexe Klangabstimmung mit viel-bändigen Equalizern, Phasenkorrekturen und Laufzeitanpassung zwischen den Lautsprechern. Bei den Rokits bekommt man einen Equalizer. Der Hersteller spricht von 25 Settings. Tatsächlich gibt es einen High- und einen Low-Filter mit je fünf Presets, die typische Boosts und Cuts in den Höhen und Tiefen anbieten. Direkt kann nicht auf den Equalizer zugegriffen werden, um etwa Unebenheiten im Frequenzgang des Raumes zu bearbeiten. Natürlich kann man in so günstigen Monitoren nicht die DSP Power eines 5000-Euro-Systems erwarten, aber es bleibt die Frage, ob man mit der Bezeichnung nicht vielleicht falsche Erwartungen erzeugt. Die Equalizer-Settings funktionieren gut, etwa um den Bass etwas zurück zu nehmen, wenn die Lautsprecher an einer Wand aufgestellt werden. Die Bedienung des Displays mit dem Encoder funktioniert grundsätzlich sehr gut, aber man muss sich im klaren sein, dass man dafür jedes mal hinter den Lautsprecher muss. Eine blinde Bedienung wie bei den klassischen, gerasterten Schiebeschaltern, die zum Beispiel die Adam T7V haben, ist so nicht möglich. Besonders ärgerlich ist das, wenn die Lautsprecher vor der Wand stehen und jedes mal aus dem Sweet Spot bewegt werden müssen.
Hilfe beim Aufstellen und Einmessen verspricht die kostenlose KRK Audio Tools App für Android und iOS. Sie bringt einen praktischen Winkelmesser mit, mit dem ziemlich genau die vorgeschlagenen 30° Winkel zwischen Lautsprecher und Hörposition hergestellt werden können. Außerdem gibt es einen Signalgenerator sowie Spektrumanalyse-Tools, wobei die Frage ist, wie genau diese Arbeiten können mit dem auf Sprache optimierten Mikrofon des Mobiltelefons.
Klang
Nach dem Einschalten quittieren die Rokit RP7 ihre Betriebsbereitschaft mit einem sehr leisen Grundrauschen. Bei elektronischer Musik fällt auf, dass die Rokit RP7 G4 zwar den kraftvollen Bass ihrer Vorgänger geerbt haben, jedoch nicht unbedingt die damit einhergehende Schwammigkeit. Die Bässe reichen laut Datenblatt bis 41 Hz runter und klingen dabei straff und punchy. Die Hochtöner lösen gut auf, neigen jedoch leicht zu Schärfe. Außerdem erreichen sie nicht die zarte Abbildung des “Air”-Bereichs, wie etwa die Adam T-Serie sie hinkriegt. Ein Eindruck, der sich bei gitarrenlastiger Rockmusik bestätigt, ist, dass die Tiefmitten etwas verschluckt wirken. Dem lässt sich zwar mit den EQ-Presets etwas entgegenwirken, aber das ist natürlich mit anderen Nachteilen verbunden. Im Monobetrieb zeigt sich eine gute Phantommitte, die zwar nicht so fokussiert ist wie bei meinem Paar Neumann KH 120, aber doch für eine gute Abstimmung der Monitore spricht. Positiv fällt mir weiterhin auf, dass die Rokit RP7 G4 auch bei hohen Pegeln ihren Grundcharakter behalten und auch keine Port-Geräusche an der Bassreflex-Öffnung, wie man sie von älteren Rokits kannte, festzustellen sind. Die KRK Rokit RP7 machen einen guten Klangeindruck für elektronische und Bass-orientierte Musik.
Fazit
Die KRK Rokit RP7 G4 sind ein ordentlicher Schritt nach vorne von der letzten Rokit Generation. Sie sind für ihren Preis solide und ausgewogen klingende Lautsprecher. Lediglich für Gitarrenmusik, sollte man vielleicht auch andere Lautsprecher Testen. Aber vergleichen sollte man natürlich immer, denn Monitore müssen nicht zuletzt auch den eigenen Geschmack treffen. Abgesehen von der etwas umständlichen Platzierung des Displays gibt es an den Rokit RP7 G4 wenig auszusetzen.
- gute Verarbeitung
- straffer Bass
- Preis-Leistungsverhältnis
- Auto-Standby
- etwas umständliches Setup
- Aktive Studiomonitore
- 2-Wege
- 6,5”-Tieftöner
- 1”-Hochtöner aus Glas-Aramid-Verbundmaterial
- Bi-Amped Class-D Endstufe 48 Watt + 97 Watt
- Digitaler EQ mit 25 Presets
- Limiter
- Frequenzbereich: 42-40000 Hz
- Preis (Stück): € 193,– (Straßenpreis am 8.10.2020)
Bob Noise sagt:
#1 - 17.03.2023 um 09:38 Uhr
Ich habe diese Boxen nicht zuletzt auf Grund dieses Tests gekauft. Aber leider verfremdet die DSP den Sound erheblich. Zuerst dachte ich, das es an mir liegt. Aber in Gesprächen mit Sound-Produzierenden ergaben sich Begriffe wie "tönt wie durch eine Büchse", oder "der Sound fällt auseinander". Vermutlich eine elektronische Dynamik-Korrekur. Wem der Sound von Boom-Boxen gefällt, kann hier auch zugreifen. Aber ist definitiv nichts für Audiophile oder Ton-Profis. Interessanterweise tönen sie aber bei der Wiedergabe von Spielfilmen sehr lebendig. Vermutlich weil für diese Art von Ton die DSP-Korrekturen sehr gut passen.