Praxis
Testaufbau und Aufstellungsvarianten
Die KRK RP 10-3 RoKit G3 werden als Near- und Midfield-Speaker beworben, sind also grundsätzlich für Hörabstände zwischen 1 und 4 Metern geeignet. Ich beginne zunächst im Nahfeld und baue die Speaker auf meinen Stativen im Stereodreieck mit einer Basisbreite von 1,5 Metern auf. Solide Stative setze ich an dieser Stelle einfach mal voraus, da diese Speaker wirklich groß und schwer sind. Ferner lassen sie sich horizontal stehend, als auch vertikal liegend betreiben, wozu für letztere Variante einmal das HF/MF-Baffel um 90 Grad gedreht werden sollte. Nur am Rande der Hinweis, dass Schäden durch das Öffnen des Gehäuses nicht durch die Garantie gedeckt werden. Also schön vorsichtig!
Ich verfüge über genügend Platz und Volumen in meiner Regie (ca. 50qm), sodass ich keine Probleme habe, die Speaker stehend zu betreiben. Wer allerdings kleinere, akustisch unbehandelte Räume sein eigen nennt, sollte aufpassen, dass er sich mit der RP10-3 nicht übernimmt – vor allem vor dem Hintergrund, dass die vorhandene Raumentzerrung mit nur einen LF- und HF- Filter durchaus etwas knapp bemessen wurde. Ein Audiointerface mit DSP-EQs in der Summe kann hier allerdings mit der richtigen Entzerrung Wunder wirken – vor allem bei grundsätzlich nicht-idealen, Wand-nahen Platzierungen. Das Handbuch erklärt diese Umstände übrigens recht detailliert, allerdings in der mitgelieferten, gedruckten Variante auch nur in Englisch, Französisch und Spanisch.
Präzise Mitten
Doch nun zum Klang: Die Mitten sind auf jeden Fall die Stärken dieser Box, welche sehr klar und detailliert sind, wenn auch der Übertragungsverlauf etwas wellig ist. Absolut linear sind sie also nicht, HiFi-mäßig allerdings noch weniger. Trotzdem haben Sie eine Tendenz zum „Schön-Klingen“, soviel steht erst mal fest.
Tiefe Bässe, allerdings wenig Entzerrungsmöglichkeiten
Man kann auch noch ein wenig mit den EQs den Mittenfokus kompensieren, sodass ich schlussendlich das HF-Filter auf +1dB anhebe und den LF auf -2dB absenke, sodass die Mitten weniger dominant sind. Ein Desktop-Filter, was den Druckstau bedingt durch meine Tischnahe-Aufstellung kompensiert, wäre allerdings schon wünschenswert gewesen, genau wie ein paar weitergehende Bassfilter. Nichtsdestotrotz: Die Bässe kommen nach meiner Anpassung mit dem LF-Shelf nun recht schnell, punchy und auch wirklich tief rüber – ohne dabei „gehyped“ zu klingen, was sie vorher durch ihre leichte 40 Hz Überhöhung durchaus taten. „Fett“ trifft es nun ziemlich gut, ein Subwoofer ist hier also keinesfalls notwendig, die Box allein sorgt für genügend Kribbeln in der Magengegend.
Bis zu moderat lauten Pegeln bleibt die Box auch relativ impulstreu und verzerrungsfrei, nur wenn man sie beherzt etwas lauter aufdreht und mit harter Tiefbass-Kost á la Techno der Marke Jens Zimmermann füttert, kommt man dann doch recht schnell ans Limit, was sich vor allem im Heavy-Bass Fall durch Portturbulenzen ankündigt und in einer Endstufen-Sättigung sowie zu kräftigen Woofer-Auslenkung schlussendlich manifestiert. Bitte nicht falsch verstehen: Die Box geht laut – aufgrund ihrer imposanten, gelben Erscheinung könnte man allerdings durchaus mehr erwarten, auch was die Endstufenleistung betrifft.
Für dich ausgesucht
Kräftige, alternative Spaß-Box für Club-Feeling und Aufnahme-Raum
Die Höhen sind – wie Eingangs bereits kurz erwähnt – etwas zurückhaltend, trotzdem aber klar und vor allem ohne Schärfe, wenn auch nicht wirklich chirurgisch detailliert. Ähnlich verhält es sich auch mit der Stereobühne, die sich zwar groß und breit vor einem auftut, allerdings kleinere Details verschweigt. Generell ist die Box mehr zum Spaßhaben und Club-Feeling-aufkommen-lassen geeignet, als dass sie mir für mikroskopische Mix-Eingriffe prädestiniert scheint.
Der „Fun“-Part der Box wird vor allem dann deutlich, wenn man die Box noch weiter in den Raum hineinstellt und den Hörabstand deutlich vergrößert. Ab Hörabständen von 2,5 Metern profitiert man auch von einer besseren Zusammenführung der drei Treiber auf der akustischen Achse, wodurch der Mittenfokus auch gänzlich verschwindet. Das Höhenfilter belasse ich trotzdem bei +1dB. Die Stereobühne wird nun natürlich größer, und auch der Sweetspot wird deutlich breiter. Die Box scheint mir ideal für die „Mach mal richtig laut“-Klientel, welche sich doch gern vor dem Produktionsrechner betäuben will und nicht das nüchterne „Skalpell“-Monitor-Werkzeug des Engineers hören möchte, was permanent jeden kleinsten Fehler noch so deutlich aufzeigt. Insofern ist die KRK durchaus ein ideales Werkzeug, um schnell einen „roughen“ Mix zu zaubern, der vor allem auf Emotion statt Detailverliebtheit abzielt. Und das ist manchmal genau das, was man von einer zweiten Abhöre erwartet. Als erster Monitor wären die große KRK allerdings nicht meine erste Wahl – gerade Anfänger sollten das ernsthaft bedenken und nüchtern der Tatsache ins Auge sehen, dass ein solch großer Brüllwürfel auch einiges an Anforderungen bezüglich der raumakustischen Behandlungen stellt. Mit ein bisschen Schaumstoff links und rechts ist es hier auf keinen Fall getan!
Interessant ist die Box also auch durchaus für den etwas größeren Aufnahmeraum, wo die Band gerne mal den bisherigen Aufnahmestand begutachten möchte, bevor es daran geht, weitere Overdubs hinzuzufügen. Vor dem Hintergrund ist der gutmütige, etwas schönende Charakter der Box natürlich wieder ein eindeutiger Vorteil.