Praxis
Presetsounds
Die Presets sind in 6 Bänken organisiert. Die ersten beiden beherbergen eine Mischung aus allem Brauchbaren, sie heißen dementsprechend auch Base 1 und Base 2. Die anderen Bänke sind spezialisiert auf eine Instrumentengruppe, als da wären: klassische Tasteninstrumente (Klassiker der Popmusik!):
Pianos
E-Pianos
Analogsynthies
Streicher& Orchestersounds
Orgeln
Was bei Vorgängermodellen noch als zusätzliche Sounderweiterungskarte eingebaut werden musste, ist hier schon gleich mit drin. Die Qualität der Sounds lässt sich durchweg als atemberaubend beschreiben.
Die akustischen Klaviersounds bestechen aber nicht zuletzt auch durch ihre geschmackvolle Auswahl. Da gibt es als Presets nicht nur einen Sound für Klassik und einen für Rock. Stattdessen hat man differenzierte Abstufungen und Klavierklänge wie sie für bestimmte Pianisten typisch sind. So gibt es etwa den „Grand Evans“ oder „Horowitz Grand“, aber natürlich auch handfestes wie das „Blues Piano 1974“. Zu kritisieren sind allerdings die wenigen Nuancen beim leisen Spiel. Unterhalb von pianissimo schlägt offensichtlich ein unsichtbarer Kompressor zu.
Die E-Pianos überzeugen ebenfalls durch ihre geschmackvolle Auswahl und Effektbelegung. So findet man Clavinets, die nach Stevie Wonder klingen, oder Wurlitzersounds à la Steely Dan oder Supertramp Auch entlegenere Sounds aus den Anfängen der Synthesizer sind dabei, so etwa Mellotrons, Arp Strings und natürlich eine Menge analoger Schätze. Qualitativ ist das alles Spitzenklasse!
Für dich ausgesucht
Die Orgeln bieten -neben einer großen Auswahl und guten Sounds- den Vorteil, dass sich die Schieberegler als Register benutzen lassen und die Taster als Steuerung für Percussion und Vibrato. Bei der Bedienung kommt richtiges “Orgelfeeling” auf.
Doch das absolute Highlight des PC361 sind die Orchester- und Streichersounds. Meiner Einschätzung nach ist das nicht nur die umfangreichste Library in einem Hardware-Synthie, sie ist auch klanglich konkurrenzlos. Warm, natürlich im Klang und im Ansprechverhalten, ausgewogen gelayerte Sounds – wirklich beeindruckend! Für mich, gerade im Zusammenspiel mit den hochwertigen Effekten, klanglich gleich hinter der Vienna Sound Library anzusiedeln. Obgleich diese und andere Software Libraries teilweise natürlich eine größere Auswahl an Ausdrucks- und Spieltechniken bieten. Um es kurz zu machen: Gitarren, Bässe, Bläser, Drums – alles ist in hervorragender Qualität vorhanden. Ganz allgemein kann man sagen, dass der Schwerpunkt insgesamt auf klassischen, weicheren Sounds und weniger auf elektronischen Brachial-Klängen liegt.
Wie bereits erwähnt: Das Kurzweil PC361 bedarf einiger Einarbeitungszeit. Als besonders musikerfreundlich und intuitiv würde ich den Aufbau und die Komplexität der Menüführung nicht bezeichnen – dafür gibt es klangtechnisch aber auch nichts, was sich nicht verwirklichen ließe – abgesehen von der Einbindung fremder Samples. Schließlich ist Ray Kurzweil, der Gründer und Chef von Kurzweil Music Systems, ja auch Informatiker und eine Koryphäe auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz – und nicht etwa Keyboarder.
Dem Live-Keyboarder, der auf der Bühne flexibel und spontan Sounds bearbeiten und Controller zuweisen muss, möchte ich das PC361 nicht empfehlen, denn seine Bedienung ist dafür nicht ausgelegt. Was überhaupt nicht heißen soll, dass man das Instrument nicht auf der Bühne einsetzen kann! Man muss sich nur entsprechend vorbereiten und tief greifende Programmierungen bereits zu Hause erledigt haben. So können praktische Bühnenfeatures wie der Quick-Access-Mode, in dem Setups und Programme zusammengestellt werden können, oder auch die Riff-Funktion, mit der bestimmte Sequenzen eines abgespeicherten Songs per Tastendruck abgespielt werden, voll zur Geltung kommen. Auch die Tatsache, dass die Sounds beim Umschalten nicht abreißen ist ein selten gesehener Vorteil! Als Verbesserung, vielleicht für künftige Betriebssystem-Updates, könnte ich mir bei den Presets eine umfangreichere Controllerbelegung vorstellen. Warum nicht gleich alle Schieberegler, anstatt nur zwei oder drei, werkseitig mit naheliegenden Funktionen belegen? Das würde dem Benutzer ein paar Arbeitsschritte ersparen.
Kaffimusic sagt:
#1 - 04.12.2011 um 23:12 Uhr
Daß in dem Teil noch ein VA-Synth (zusätzlich zur VAST) enthalten ist sollte noch erwähnt werden. Außerdem frisst das Schätzchen alle samplefreien Synthsounds der Kurzweil K-Serie (ab K2000), womit sich eine Kollektion auftut, die sich über die letzten 20 Jahre erstreckt...Der neue PC3K6/7/8 erfüllt nun auch die Bedingung "Samplespeicher" als nicht flüchtiger Flash. Nett.