Praxis
Hören wir uns doch zunächst mal das Klavier an.
Es ist immer noch dasselbe 3-Layer-Piano, das wir schon länger von Kurzweil kennen. Drei Velocity Layer sind heutzutage nicht viel, und spätestens wenn Korg mit dem Kronos und seinem 4,3 GB Piano auf den Markt kommt, könnte Kurzweil klaviermäßig etwas kleinlaut werden. Allerdings hat die Erfahrung gezeigt, dass der Kurzweil Klaviersound auf der Bühne einen guten Job macht und sich gut durchzusetzen weiß. Er hat in den letzten zehn Jahren auf jeden Fall eine Menge Fans gewonnen. Ob ein Gigabyte-Piano auf der Bühne besser funktioniert, ist ja durchaus umstritten.
Wo der Spaß aber definitiv aufhört, ist bei den E-Pianos. Ich erinnere mich noch, als ich 1988 auf einem K1000 gespielt habe, und wie toll ich es fand, dass das Rhodes aus zwei Samples zusammengesetzt war, nämlich einem für leisen Anschlag („glockig“) und einem für lauten („knarzig“). Das ist nun 23 Jahre her, und das Rhodes des PC3K8 hat immer noch genau diese beiden Samples.
Das Wurlitzer hat zwar „immerhin“ drei Layers, aber die E-Pianos klingen trotzdem leider alle ziemlich bescheiden.
Meine erste Amtshandlung als PC3K8-Besitzer wäre demnach, das Flash-RAM mit entsprechenden E-Piano-Samples voll zu packen.
Der KB3 Mode mit seinen Zugriegeln ist eine gute Sache, und auch soundmäßig haben die Kurzweil Orgeln viele Fans. Ich persönlich finde allerdings den Leslie-Effekt nur genauso mäßig wie bei allen anderen Workstations auch und würde die Orgeln nicht ohne externen Leslie Bodentreter einsetzen, was ja dank des zweiten Paar Outputs auch kein Problem ist. Ich habe mal meinen Neo-Instruments Ventilator drangehängt, und siehe da, plötzlich rockt die KB3!
Für dich ausgesucht
Eine der Stärken von Kurzweil sind bekanntlich die Streichersounds, und in der PC3 Serie wurde viel Speicherplatz mit Streichersamples belegt. Das kann man hören!
So, und auf der nächsten Seite widmen wir uns dem aus meiner Sicht interessantesten Aspekt des Praxisteils, nämlich den Synthesizersounds.
Hören wir doch erst einmal, wie die VA1 Engine im Vergleich zu den Sample Waves klingt. Hier ein Sägezahn im Slide von unten nach ganz oben.
Das ist schon ein Unterschied, vor allem hat das Sample hörbare Probleme mit dem Slide, die VA Saw ist dagegen sauber.
Als zweites Testobjekt: die Pulsbreitenmodulation. Hier gibt es von Instrument zu Instrument große Unterschiede. Die PWM des VA1 klingt nach meinem Empfinden sehr angenehm.
Und nun mal ein paar Werkssounds auf VA1 Basis:
Schon mit dem K2000 konnte man unheimlich toll experimentelle, sphärische und flächige Sounds basteln. Das geht mit dem PC3K8 jetzt noch besser. Hier mal eine nette Fläche für alle Panflötenfreunde.
Ich habe beim Stöbern im Waveformspeicher die erfreuliche Entdeckung gemacht, dass sich hier auch Mellotron-Samples (Strings, Chor und Flöten) befinden. Diese Sounds sind ja bekanntlich wieder sehr angesagt.
Effekte
Ich würde mal sagen, die Effektliste des PC3K8 ist etwas länger als das Melderegister von Hamburg. Hier finden sich neben Hall und Delay auch Exoten wie „Harp Mic“, also das Taxifahrermikro für die Bluesharp. Die Effekte sind sehr hochwertig, es lassen sich sogar Effektparameter per Controller modulieren. Das findet man bei Workstations eher selten.
Allerdings ist mein Versuch, die Delay-Time per Fader zu modulieren und somit Dub-typische Bandecho-Effekte zu erzielen, leider gescheitert. Der Effektprozessor kann mit Delayzeit-Modulation nicht umgehen. Das Ergebnis klingt so:
Hat man im Program (Single) Mode zu einem Sound bestimmte Effekte hinzugefügt und baut dieses Programm in ein Setup ein, so werden alle Effekte 1:1 übernommen. Das funktioniert bei mehreren effektbeladenen Programmen so lange, bis die Leistung des Effektprozessors erschöpft ist, in meinem Test mit einem einfachen Delay bei 11 Layern. Möchte man noch mehr Programme mit Effekten in das Setup einbauen, so empfiehlt es sich, Effekte abzuschalten und so Ressourcen freizugeben oder Programme über Aux-Wege gemeinsam über Mastereffekte zu schicken. Ich denke aber, die Ressourcen sollten im Alltag einer Coverband völlig ausreichen. Man muss sich keine Sorgen machen, dass irgendwelche Effekteinstellungen aus dem Program-Mode im Setup verloren gehen, so wie das früher beim K2000 oder allen anderen Workstations der Fall war.
Sample Verwaltung
So, und nun zu der entscheiden Neuerung gegenüber den Vorgängermodellen PC3X und PC361, dem Sample Speicher.
Also, einen Satz WAV-Samples, die zusammen eine Keymap ergeben sollen, auf meinen alten USB-Stick gepackt und in den USB-Slot gesteckt. Die Fehlermeldung überrascht: „USB Device requires too much power“. Na gut, einen anderen Stick habe ich gerade nicht zur Hand, also gleich das MacBook an die andere USB-Buchse gehängt. Und dann die nächste Überraschung: Das PC3K8 erscheint sofort als Laufwerk, aber nur mit 1,7 MB Speicherplatz. Also kann ich ein Sample draufpacken, muss es dann vom Zwischenspeicher ins Flash laden, den Zwischenspeicher wieder löschen und dann das nächste Sample überspielen. Da stimmt irgendwas nicht, ich kann aber auch nicht herausfinden, woran es liegt. Ist das Sample geladen, muss es von Hand auf die richtige Taste gemappt werden. Tonhöhenerkennung mit automatischer Rootnote-Festlegung oder der Import von kompletten Multisamples und automatische Verteilung auf die Tastatur sind hier nicht möglich. Im Grunde hat sich hier seit dem K2000 nichts geändert. Ein bisschen Innovation wäre hier schön gewesen und hätte die Konstruktion von Multisamples aus einzelnen WAV-Files schneller gemacht. Aber dann wird man wohl mit externer Software arbeiten müssen und die kompletten Multisamples im KRZ-Format ins PC3K8 laden.
Sequenzer
Obwohl ich kein großer Anwender von Sequenzern und Arpeggiatoren bin, möchte ich die Riff-Funktion nicht unerwähnt lassen, mit der sich vorher eingespielte Pattern per Anschlag von bestimmten Tasten starten lassen. Unter den Werksprogrammen finden sich hier viele Beispiele. Hier mal eines, wo das tiefe A einen Technobeat startet und andere Tasten verschiedene Sequenzer-Patterns.
stromzaehler sagt:
#1 - 26.10.2011 um 11:15 Uhr
Hier scheint Herr Fischer entweder nicht richtig recherchiert zu haben oder vermischt schlichtweg die Bezeichnungen oder Bedeutungen von Sample-RAM und einen nicht-flüchtigen Sample-Flash-Speicher miteinander.
Was nützt einem der größte Sample-RAM, wenn für das Laden der Samples trotzdem noch ein Haufen Zeit gebraucht wird. Im Text steht ja schon "ein ganz lahmer Zock" - und das trifft dann auch auf die Ladezeiten zu, statt nur auf die Synth-Engine.
Warum sich Herr Fischer über die E-Pianos aufregt, kann ich ebenso nicht nachvollziehen. Schließlich sind die Samples zwar die Basis - aber eben "nur" die Basis. In der Synth-Engine der Kurzen steckt eine Menge Potential und meiner Meinung nach wurde das ebenso bei den E-Pianos (sowie auch dem akustischen Klavier) sehr gut umgesetzt. Ich habe dies auf der vorletzten Musikmesse mit meinen eigenen Sennheiser HD-280-Kopfhörern ausprobiert und war schlichtweg begeistert. Ich habe ebenso den M50 ausprobiert (mit den E-Pianos z.B.) - der kann sich eine fette Scheibe vom Kurzen (PC361/PC3) abschneiden und ist dabei mittlerweile auf gleichem Preisniveau.
Meiner Meinung nach wurde der "Test" geschrieben, nachdem kurz die Specs durchgelesen und eine halbe Stunde mit dem Instrument rumgespielt wurde. Anders kann ich mir das nicht erklären.
Xaver Fischer sagt:
#2 - 01.11.2011 um 00:26 Uhr
Es handelt sich hier um nichtflüchtigen Flash RAM, d.h. Samples bleiben nach dem Ausschalten erhalten. Deshalb spielt die Ladezeit nur eine Rolle, wenn man neues Material reinpackt, und somit hätten es gerne etwas mehr als 128 Mb Speicher sein dürfen. Und der Vergleich der Kurzweil E Pianos mit einem ECHTEN Rhodes und nicht mit dem M50 dürfte da einiges deutlich machen. Ich empfehle zum Thema E Piano Clones meinen bonedo Artikel zu diesem Thema
Chris Arndt sagt:
#3 - 02.11.2011 um 14:53 Uhr
Zur Klarstellung bezüglich des Sample-Speichers:- Der PC3K hat 64 Mb ROM-Samples eingebaut.- Außerdem hat er 128 Mb nicht-flüchtiges Sample-Flash-RAM für Usersamples.- Er kann mit einer 64 Mb Sample-ROM-Erweiterungskarte ausgerüstet werden. Eine solche hat Kurzweil für Ende des Jahres (2011) angekündigt. Diese Erweiterung kann auch im PC3 (ohne K) benutzt werden.- Der PC3 (ohne K) hat außerdem noch einen weiteren ROM-Erweiterungsslot für eine 128 Mb Karte. Da dieser jedoch im PC3K nicht vorhanden ist, wird es dafür voraussichtlich keine Karte geben.Das heißt, der Usersample RAM-Speicher ist 128 Mb groß und damit basta. Natürlich ist das im Vergleich zum Motif oder Kronos wenig. Ich finde es aber auch wenig sinnvoll, diesen für Pianos oder ähnliches zu benutzen. Wer das perfekte Gigabyte-große Sample-Piano will, benutzt sowieso Software.Der PC3 ist, wie der Name andeutet, ja auch eigentlich keine Workstation, sondern ein "Performance Controller", der eindeutig auf den Live-Performer ausgerichtet ist. Ich sehe das Sample-RAM hauptsächlich als ein Mittel, um Sounds, die einem für das Live-Set fehlen, in ausreichender Qualität nachzurüsten. Und dass man mit 128 Mb auch Rhodes E-Pianos in Top-Qualität hinbekommen kann, zeigt m.E. das für den K2x00 erhältliche "Real Rhodes" Sample-Set.
ulle sagt:
#4 - 21.11.2011 um 13:51 Uhr
Nur 2 Punkte muessen angesprochen werden zum "Contra".Das ein Gerät massiv bis perfekt gebaut wurde , mit Edelstahlblech anstatt Plastik ist für mich ein dickes "Plus" und nicht ein Minus , auch wenn es dadurch ebenfalls solide schwer wird .Der zweite Punkt betrifft die negative Bewertung der EPiano Sounds. Sorry , aber gerade das Kurzweil Flagschiff ist authentischer kaum zu spielen. Z.b. mal das 31 (!) Layer "Gilpin´s Suitcase" Preset angespielt ? Etwas besseres hab ich in noch keiner Workstation gehört. Das Problem, das einige offensichtlich mit Kurzweil haben ist, dass sie die gehypten und zu Tode EQten Korgs, Yamahas und Rolands dieser Welt in den Ohren haben. Das ist (wenn auch nicht immer) Glutamat - Sound. Leider. Sicherlich hat das PC3 Minuspunkte , aber nicht beim Klang oder bei der Flexibilität der Soundengine. Kurzweil ist ein digitales Modularsystem mit dem sich im Grunde alles an Klang erzeugen lässt. Das herauszufinden dauert etwas ( ich benötigte 2 Wochen, danach hab ich meine Korgs und auch mein vorher heissgeliebtes Nordlead / Stage EX Duo nicht mehr angefasst) .Das PC3 ist für mich klanglich das Nonplusultra auf dem Markt. Nach 20+ Jahren Erfahrungen mit so ziemlich jeder Workstation dieser Welt (von m1 über TS10 zu Triton, Motif zu Oasys) Allein die FX Engine ist der Oberknaller (in Teilen auf Eventide 3000 Niveau) .Ich könnte noch Aufsätze schreiben, egal. Mein Fazit: Kurzweil PC3 ist klanglich eher Bentley als Audi RS. In jedem Fall muss man sich beim testen Zeit lassen. Wenn man das nicht tut greift man aufgrund simpler Kopfhörerknallersounds und optische Anmutung schnell zu den anderen Kandidaten.
Kaffimusic sagt:
#5 - 21.11.2011 um 22:36 Uhr
Ich den Vorschreibern nur zustimmen. Nach 25 Jahren mit Korg, (1x Roland, nie wieder), und Yamaha kann ich mir nichts erstrebenswerteres vorstellen als einen aktuellen Kurzweil zu besitzen.
Tricatel sagt:
#6 - 24.09.2014 um 02:06 Uhr
Die Vorschreiber sehen die Sache genau wie ich. Seit den 80ér Jahren hatte ich verschiedene Modelle von Korg, Roland, Yamaha etc. aber an die E-Piano Sounds von Kurzweil kam keine Maschine heran. Für Fantasy Sounds ist Korg Ok oder Flächen waren immer von Roland sehr gut aber bei allen waren immer die Piano oder E-piano Sounds eher ausreichend bis mangelhaft. Den Kurzweil habe ich mir wegen der Piano und E-Piano Sounds zugelegt und gebe ihn nicht mehr her. Selbst Freunde von mir die nicht Musik machen hat der Kurzweil vom Stuhl gehauen. Alle sagten das die Klänge von allen meinen Keyboards am authentischten Klingen.
Alex Berlin sagt:
#7 - 29.05.2023 um 07:18 Uhr
Nun Jahre vergangen, aber PC3K8 - auch KORE64 und GERMAN GRAND D und ein Ribbon dazu - 2022 nue(!) in einem großartigen Musicstore in Kreuzberg erworben zum vollen Glücklichsein! Und bin huppy, denn soviell Luxus für das Geld heutzutage gibt es nicht mehr...