Praxis
Kurzweil SP-7 Grand: Inbetriebnahme und Handhabung
Nach dem Einschalten benötigt das Kurzweil SP-7 Grand Test-Gerät lediglich vier Sekunden, bis es spielbereit ist. Das ist ein sehr guter Wert und gerade für den Einsatz auf der Bühne wichtig, denn man ist nach einem Stromausfall quasi wieder sofort am Start. Das SP-7 Grand befindet sich nach dem Einschalten im SOUND Modus und dabei immer im Multi-Mode. Deswegen ist man jederzeit in der Lage, Layer- oder Split-Sounds zu erzeugen, indem man in Echtzeit Zonen hinzuschaltet. Kurzweil hat dem SP-7 512 Factory-Multi-Sounds in den Speicher gelegt, die man entweder über das Display oder über die Kategorietasten anwählt. Dabei sind die Sounds in 14 verschiedene Klangfamilien (von PIANO über SYNTH bis hin zum USER-Bereich) unterteilt. Die Kategorien wählt man dann entweder im Touchdisplay oder durch Drücken einer Taste der 4 x 4-Matrix. Die endgültige Sound-Anwahl geschieht schließlich über das Touchdisplay oder durch Drehen des Datawheels bzw. Betätigen der +/- Tasten.
Klang-Favoriten
Praktisch ist die FAVORITE-Funktion, denn mit der kann man ähnlich wie bei einer Setlist die benötigten Sounds für den Live-Gig in Kachelform auf dem Display anordnen und per Fingertipp schnell aufrufen. Dabei bilden 16 Sounds eine sogenannte Group, darüber hinaus stehen 8 Groups (A bis H) zur Verfügung. Übrigens lässt sich zur Sound-Anwahl dann auch die 4 x 4-Pad-Matrix verwenden, die quasi die Kacheln der Favoriten-Group widerspiegelt.
Klangerzeugung des Kurzweil SP-7 Grand
Die neue Sound-Engine des Kurzweil SP-7 Grand basiert auf der Authentic Timbre Synthesis Technology (A.T.S.T.), die besonders sanfte Velocity-Übergänge realisieren und viele Verbesserungen in puncto Realismus beim Klavierklang erreichen will. Beispielsweise eine verbesserte Saiten- und Pedalresonanz, höhere Audio-Auflösung, 2-fach Oversampling-Filter, Hüllkurven- und anschlagskontrollierte Key-Off-Samples sowie eine Half-Damper-Pedal-Unterstützung. Ferner bilden 256 Stimmen Polyphonie und 2 GB Waveform-ROM eine gute Basis für ein Stagepiano. Faktisch kann man beim Kurzweil SP-7 Grand in einem Multi-Sound maximal 16 verschiedene Programs gleichzeitig spielen. Kurz gesagt: diese bilden die elementaren Sounds in der Klangerzeugung des SP-7 Grand, wovon insgesamt 301 zur Auswahl stehen. Weiterhin stehen neben 512 Factory Multi-Sounds 128 User-Presets für eigene Klangkreationen zur verfügung. Klangschichtungen.
Effekte und Arpeggiator im Kurzweil SP-7 Grand
Die Effektsektion des Kurzweil SP-7 Grand Test-Geräts zeigt zunächst vier Insert-Effekt-Busse FX A bis FX D. Mit denen kann man vier völlig verschiedene Effekt-Ketten bilden, die jeweils mit Dynamik-, Modulations- und weiteren Effekten versehen sind. Dazu stehen 21 verschiedene Effekt-Typen zur Verfügung, angefangen bei Tempo-gesyncten Delays über Wah-Wah bis hin zur Leslie-Simulation. Innerhalb des Multi-Sounds kann man dann für jede Zone einstellen, welchen Insert Effekt die Zone „durchlaufen“ soll. Außerdem stehen sogenannte AUX Effekte im Angebot, die sich aus Delay, Chorus, Reverb und einem parametrischen 4-Band-EQ rekrutieren. Diese Effekte wirken zwar auf den gesamten Multi-Sound, jedoch kann man über den AUX Send Parameter die Stärke der Effekte für jede Zone individuell einstellen. Des Weiteren bietet der Arpeggiator (8 seperate Step-Sequencer) Möglichkeiten, Zonen temposynchron anzusteuern. Genauso sind die Echtzeitcontroller übrigens default vielen Parametern der Effektsektion zugewiesen, können aber jederzeit für andere Aufgaben programmiert werden.
Wie klingt das Kurzweil SP-7 Grand?
Kommen wir zum Wichtigsten, dem Klang des Stagepianos. Über das integrierte USB-Audio-Interface konnte ich während des Kurzweil SP-7 Grand Tests praktischerweise die Audio-Beispiele direkt in den Rechner spielen. Zum Klang selbst: Die akustischen Pianos sind sehr gut an die verbaute Fatar-Tastatur angepasst. Hierdurch kann man die Flügelsounds sehr dynamisch spielen – vom leisesten Pianissimo bis zum forte Fortissimo ist das Spielgefühl sehr realistisch.
Die E-Pianos und Clavis gefallen in ihrer Bandbreite, immerhin spielen hier die Insert-Effekte ihre Stärken aus.
Die Orgeln sind mir persönlich etwas zu brav. Den Rotary-Effekt kann man zwar detailliert bearbeiten, aber leider nicht steuern. Hier hätte ich mir die Möglichkeit gewünscht, die Geschwindigkeit des Leslies beispielsweise mithilfe des Joysticks zu regeln. Nach Rücksprache mit dem Vertrieb ist diese Steuerung per Echtzeitcontroller oder MIDI im Moment bedauerlicherweise nicht möglich, die Funktion steht allerdings bereits auf der Wunschliste. Schade, denn daran hätte man bei der Instrumentenkonzeption gleich denken können. Übrigens, im Soundbeispiel „EOrgan Mix“ habe ich nach und nach mit den Zone-Buttons immer mehr Klänge hinzugelayert.
Im Folgenden eine Zusammenstellung einiger weiterer Sounds. Die Klangqualität ist durchweg gut, allerdings finde ich die Wellenformen etwas antiquiert und wenig zeitgemäß.
In der Kategorie Synth kommt bei einigen Sounds der Arpeggiator zum Einsatz.
Kurzweil SP-7 Grand: Vocal Prozessor
Betätigt man beim Kurzweil SP-7 Grand die Taste AUDIO, erscheint auf dem Display das Menü der Einstellungen, welche die Audio-Eingänge des SP-7 Grand betreffen. Auch die Audio-Sektion verfügt über eine Effekt-Kette, mit der das Signal verändert werden kann. Beispielsweise sind hier ein Compressor und ein Delay durchaus sinnvoll, denn man kann einen der beiden Eingänge in den Vocal-Prozessor-Mode schalten, in welchem interessante Effekte auf die eigene Stimme gelegt werden. Der Vocal Prozessor dabei ist in zwei Bereiche unterteilt: „Lead Processing“ und „Auto Harmony“. Beim Lead Processing kann die Stimme beispielsweise mit der Pitch Correction Funktion auf die richtige Tonhöhe bringen, selbst abgefahrene Presets wie „Robot Vox“ sind möglich. Mit Parametern wie „Gender“ ist die Stimme noch weiter verbiegbar.
Leider ist kein Vocoder-Sound in dem Sinne möglich, dass gespielte Noten die Tonhöhe vorgeben.
Die Auto Harmony Funktion erzeugt Chor-Effekte. Hier wird die Tonart und die Scale eingestellt, damit der Effekt zur Performance passt. Anscheinend wird aber auch die Harmonie-Information des Klavierspiels erkannt und verarbeitet.
Sonstiges
Im GLOBAL Menü des Kurzweil SP-7 Grand kann man alle allgemeinen Einstellungen anpassen. Ein Alleinstellungsmerkmal des Kurzweil SP-7 Grand ist ferner die Möglichkeit, Farben der Controller und Buttons detailliert zu editieren. Ähnlich wie Yamahas Montage-Serie bietet das Datawheel einen leuchtenden LED-Ring, der zudem synchron zum Arpeggio-Tempo blinken kann. Auch kann man das Farbdesign innerhalb eines Multi-Presets einstellen und abspeichern, womit die Farbgebung des Keyboards im Grunde genommen in die Hand des Users gegeben wird. Hierdurch erkennt man die Nähe der neuen Benutzeroberfläche des SP-7 Grand zu modernen USB-MIDI-Controllern, bei denen das auch möglich ist.
Das Kurzweil SP-7 Grand kann man zudem gut einsetzen, um Software-Instrumente auf der Bühne fernzusteuern und direkt über die Ausgänge des SP-7 Grand auszugeben. Folglich konnte ich im Test problemlos Mainstage auf meinem Macbook ansteuern und so die internen Zonen mit externen Klängen aus Mainstage mischen. Über die Zone Buttons kann man ferner leicht Klänge zu- und abschalten, über die Knobs beispielsweise Lautstärken angleichen. Kurzweil hat außerdem einen umfangreichen Software-Editor zum kostenlosen Download angekündigt.
Kurzweil SP-7 Grand – Das sind die Alternativen
Der Markt der Stagepianos ist umfangreich, weshalb wir dem Kurzweil SP-7 Grand zwei Alternativen gegenüberstellen, welche aktuelle Konkurrenzprodukte darstellen: das Roland RD-2000 und das Yamaha CP88.
Features | Kurzweil SP-7 Grand | Roland RD-2000 | Yamaha CP88 |
---|---|---|---|
Polyphonie | 256 | Full (+128) | 128 |
Klangerzeugung | A.T.S.T. | V-Piano, SuperNATURAL | AWM2 |
88er Tastatur | Kunststoff, Fatar TP/110 | Holz/Kunststoff, PAH-50 | Holz/Kunststoff NW-GH3 |
Touchdisplay | 7″ | — | — |
Echtzeit-Controller | 8 Knobs, 8 Buttons | 8 Knobs, 9 Fader | zahlreiche Regler für Direktzugriff, nicht zuweisbar |
Zonen | 16 | 8 | 4 |
Vocal Prozessor | ja | — | — |
USB-Audio | 24-bit/48 kHz Stereo | 24-bit/192 kHz Stereo | — |
Main Output | R/L Klinke | R/L XLR und Klinke | R/L XLR und Klinke |
Sub Output | Monitor Out | Sub Out | — |
Audio In | 2x Audio In (Combo) | 1x Stereo R/L | 1x Stereo R/L |
Gewicht | 16,3 kg | 21,7 kg | 18,6 kg |
Preis | 2.159 € | 2.389 € | 2.344 € |
Bewertung im Test | 4,5/5 | 4/5 | 4,5/5 |
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