PRAXIS
Nun, da man die 128 internen Sounds des SP4-8 praktisch nicht verändern kann, wollen wir doch mal hoffen, dass diese wenigstens gut sind.
Fangen wir mal mit dem Klavier an.
Das den Klaviersounds zugrundeliegende Sample „Triple Strike Piano“ wurde schon im K2600 verbaut und ist mindestens schon 12 Jahre alt (ich hatte auf einer Tour im Jahr 2000 mal ein PC2, und da war dieses Sample auf jeden Fall auch schon drin). Es besteht nur aus drei Velocity Layern (wie der Name schon sagt) und ist auch nicht besonders detailreich, verglichen mit dem, was heutzutage eigentlich standard ist. So finden wir hier keine Hammergeräusche, keine Saitenresonanzen und keine Pedalgeräusche, und drei Layer sind heutzutage nicht besonders viel. Doch trotzdem hat dieser Klaviersound immer noch viele Fans, denn viele schwören auf die besonders gute „Durchsetzungsfähigkeit“ der Kurzweil Pianos. Selbst das noch ältere und noch simplere Kurzweil Micro Piano aus den frühen Neunzigern gilt immer noch als besonders Band-kompatibel. Von daher geht der Klaviersound in Ordnung, vor allem angesichts der Preisklasse, in der wir uns hier bewegen.
E-Piano
Kurzweil wirbt für das SP4-8 mit dem Argument, dass es die hochwertigen Sounds der K- und der PC-Serie enthält. Und die Synthesizersounds dieser Keyboards sind dank der formidablen V.A.S.T.-Synthese auch wirklich erstklassig. Allerdings gilt das leider gar nicht für die E-Piano Sounds. Dafür war Kurzweil nie besonders berühmt, und der Grund ist einfach: Sie sind nämlich ziemlich schlecht. Die Samples, die hier immer wieder in allen Modellen verbaut werden, sind locker 20 Jahre alt. Das Kurzweil 3-Layer Rhodes muss man schon mit Effekten einlullen, um die Schwächen in der Authentizität zu kaschieren. So wie es bei diesem Preset der Fall ist.
Auch das Wurlitzer ist dasselbe, was mir schon beim PC3K8 unangenehm aufgefallen ist, und auch dieses Sample scheint schon sehr alt zu sein.
Orgel
Die Orgelsounds stammen aus Kurzweils KB3-Orgelmodus. Hier gibt es eine Besonderheit, die in der Bedienungsanleitung nicht erwähnt wird, denn der 5-fach umschaltbare Controller steuert nämlich nicht Timbre, Mod usw., sondern Zugriegel. So hat man Kontrolle über vier Zugriegel. Nur die Position „Reverb“ steuert weiterhin den Hallanteil. Leider lässt sich die Leslie Geschwindigkeit am SP4-8 nicht umschalten. Das Leslie läuft immer schnell. Das Modulationsrad, das zu diesem Zweck hätte belegt werden können, regelt stattdessen den Overdrive. Und anders belegen kann man ja hier bekanntlich nichts. Das ist sehr schade.
Strings, Brass
Für dich ausgesucht
Für Strings hat Kurzweil eine gewisse Reputation, waren doch die Streichersamples des K250 mit die ersten überhaupt. Die Strings des SP4-8 sind demnach auch sehr brauchbar, auch wenn die Samples alles andere als frisch sind. Dasselbe gilt für die Bläser.
Synths
Die Synths der K-Serie sind dafür bekannt, dass sie sehr gut analoge Sounds nachahmen können. Schon der K2000, der komplett auf digitalen ROM-Waveforms basiert, klang erstaunlich analog. Das aktuelle PC3 hat sogar eine virtuell-analoge Engine an Bord. Diese Engine steht im SP4-8 auch zur Verfügung, und somit sind die Analogsounds hier hervorragend, wenn auch die Auswahl nicht unbedingt meinem Geschmack entspricht. Ich erinnere mich an diverse Analogsounds des PC3, die ich lieber im SP4-8 wiedergefunden hätte als das, was da ist. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Hier ein paar Beispiele; man achte darauf, wie sauber auch die hohen Lagen dank der VA-Engine klingen.
Sonstige Sounds
Wir finden im Speicher des SP4-8 noch viele andere gute Sounds, darunter Pads, Gitarren, Bässe, Drums und Chöre. Ich freue mich darüber, hier auf einen meiner Lieblingssounds zu treffen, den legendären Mellotron Chor.
Software 2.0
Seit kurzem ist ein Software-Update erhältlich, das es ermöglicht, eigene Sounds aus dem PC3 in den Anwender-Speicher des SP4-8 zu laden. Dies vergrößert die Möglichkeiten dieses Keyboards natürlich ungemein. Das zaubert zwar keine besseren E-Piano Samples, denn der den Sounds zugrunde liegende ROM-Waveform-Speicher bleibt natürlich derselbe, aber man kann sich nun an einem PC3 individuelle Patches mit Effekten und Controller-Belegungen nach eigenem Geschmack basteln und diese ins SP4-8 packen. Und wer keinen Zugang zu einem PC3 hat, kann zumindest auf die große Kurzweil Soundbibliothek zugreifen. Laut Hersteller soll das SP4-8 in der Lage sein, fast alle PC3 Patches abzuspielen, allerdings mit halber Stimmenzahl (64 statt 128) und ein paar Einschränkungen bei den Effekten. Vor allem in Sachen Synthesizersounds tun sich damit neue Welten auf. Die Belegung der ersten vier der acht PC3- Fader findet man dann auf dem umschaltbaren Controller wieder. Das erklärt auch das zuvor kritisierte Chaos bei der Belegung dieses Controllers bei den SP4-8 Werkssounds, denn hier wurden offenbar bei vielen Programmen einfach die Einstellungen der ersten vier Fader des PC3 übernommen, und die decken sich nicht immer mit den Bezeichnungen „Timbre“, „Mod“ usw. Die Zugriegelsteuerung ist offenbar auch auf diese Weise ins SP4-8 gelangt, denn diese liegen im KB3-Orgelmodus des PC3 auch auf den Fadern.
live keyboarder sagt:
#1 - 23.06.2017 um 07:18 Uhr
Es stimmt nicht, dass der Leslie-Effekt bei den Orgelsounds immer schnell läuft. Mann kann die Geschwindigkeit mit dem Sustainpedal umschalten.