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Kush Audio Electra Test

Praxis

Ein wenig Auseinandersetzung mit den Erläuterungen von Gregory Scott zum Gerät ist schon ratsam, um das Potenzial des EQs auf Anhieb ausschöpfen zu können. Man kann natürlich auf gut Glück drauflosschrauben, aber nicht alle Funktionen des Electra liegen so offensichtlich auf der Hand, wie das bei „gewöhnlicheren“ Designs der Fall ist. Da ist es etwas hinderlich, dass derzeit noch kein Manual für das Gerät vorhanden ist, aber wer etwas sucht, der findet in der FAQ-Sektion auf der Kush-Website die entscheidenden Hinweise zur speziellen Funktionsweise der Filter.

Im Stereobetrieb ist der EQ nicht ganz so einfach zu handlen.
Im Stereobetrieb ist der EQ nicht ganz so einfach zu handlen.

Dank der griffigen Potikappen macht es Spaß, am Gerät herumzuschrauben, und was dabei entsteht, lässt sich – zumindest bei Monosignalen – intuitiv und spielerisch den Mix-Gegebenheiten anpassen. Im Stereo-Einsatz ist der Abgleich beider Kanäle etwas fummelig, wie das mit Potis und ohne Drehschalter nun mal so ist. Die Bedienelemente haben zwar mit Punkten versehene Skalen, aber diese haben recht weite Abstände, und Werte sind auch nur eingeschränkt auf die Frontplatte gedruckt. Klar, man kann und sollte einen EQ ohnehin nach Gehör einstellen, aber bei Stereosignalen ist das beim Electra etwas mehr Blindflug als mir persönlich lieb wäre.
Klanglich macht der Kush-EQ jedoch uneingeschränkt Spaß! Er kann mit den Vorzügen eines guten analogen EQs aufwarten, ohne allzuviele Nachteile mit auf den Tisch zu legen. Diese beziehen sich eher auf die manchmal etwas umständliche Bedienung, weniger auf den Klang an sich. Grundsätzlich klingt der Electra sehr klar und sauber, beinahe glossy, und die (Peaking-)Filter haben tatsächlich einen sehr ordentlichen Punch – gerade, wenn man sie weiter aufdreht und die Bänder dann entsprechend schmaler werden.

Audio Samples
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Vocals Original Vocals Lowcut, Low-Shelving Boost, High-Shelving Boost Vocals Lowcut, Low-Mid-Sweep, High-Mid-Sweep Bassdrum Original Bassdrum Low-Mid boost, High-Mid Cut Summe Original Summe Low-Shelving Boost, Low-Mid Boost

Dabei klingt der Electra durchaus eigenständig, so weit man das von einem derartig flexiblen EQ überhaupt behaupten kann. Er kommt ohne die Knochigkeit eines API oder die sämigen Honigtöne eines Vintage-Neve. Stattdessen verbindet er ein sehr straffes Klangbild mit glatten Konturen mit einer schön offenen Durchzeichnung. Anders, und etwas ketzerisch formuliert: Er verbindet die Vorzüge, welche die besseren Plug-In-EQs bieten (nämlich eine vornehme Zurückhaltung) mit einer Effektivität, die man bei Plug-Ins so wiederum eher nicht findet. Wenn man hier in den tieferen Frequenzen aufdreht, dann ensteht ein äußerst solides Fundament an Stellen, bei denen digitale EQs normalerweise das Flattern kriegen. Und auch in den Höhen zeigt der Electra all die Qualitäten eines guten analogen EQs: Selbst wenn man es deutlich übertreibt, klingt das Ergebnis immer noch gut und nicht scharf, spitz oder knirschig.

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