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Kustom HV 100T Test

Details

Wie die Menschen, so die Amps … Aus den Freaks von damals sind angepasste Anzugträger geworden. Wenn man sich die heutige Produktpalette ansieht, könnte man das schon denken, denn die grellen Farben der Kustom Amps aus den Siebzigern sind nun einem seriösen schwarzen Design gewichen. Das Multiplexgehäuse des HV100 ist komplett mit schwarzem Kunstleder überzogen – ohne Schaumstoffpolsterung – und an sechs Ecken mit großen Schonern aus Metall versehen. Lediglich oben an der Frontseite fehlen diese links und rechts, denn die Kanten sind dort abgerundet. Auf der Oberseite findet man vorne drei Lüftungsschlitze, in der Mitte den angenehm weichen Kunstledergriff und hinten das Bedienfeld mit Zugriff auf alle Regelmöglichkeiten. Der Amp ist als Hybridcombo aufgebaut, das bedeutet, dass in der Vorstufe eine einzelne 12AX7 Röhre glüht, die für beide Kanäle zuständig und auf die Transistorendstufe (100 Watt Leistung) abgestimmt ist. Das Signal gelangt von dort über zwei Celestion G12P-80 Lautsprecher an das Ohr des Gitarristen und der Zuhörer. Die Speaker sind an der Vorderseite durch einen schwarzen Bespannstoff geschützt, während die Rückseite zur Hälfte offen ist. Hier sucht man zuerst vergeblich die Buchsen für zusätzliche Boxen und Fußschalter, obwohl ein silbernes Typenschild auf die Anschlüsse hinweist. Nach vorsichtigem Ertasten der Rückwand entdeckte ich sie schließlich. Sie befinden sich auf der Rückseite des Chassis, und da dieses praktisch nach unten hängt, sind die Anschlüsse eben auch unten, direkt hinter der Rückwand angeordnet. Das hat Vor- und Nachteile. Es steht kein Kabel oder Stecker nach hinten ab und man kann den Amp direkt an die Wand stellen – bei kleinen Bühnen und Proberäumen können zehn Zentimeter mehr Platz schon viel ausmachen. Die Beschreibung ist aber etwas unglücklich geraten, denn das Schild befindet sich nicht über den Anschlüssen, sodass man schnell mal in die falsche Buchse gerutscht ist. Ansonsten gibt es aber bei dem Kustom-Kasten nichts zu bemängeln, alles ist solide gebaut und der Combo steht stabil auf seinen vier großen Gummifüßen.

Der Verstärker besitzt zwei komplett getrennt regelbare Kanäle, die beide mit folgenden Reglern eingestellt werden können: Gain (Verzerrungsgrad), Volume (Lautstärke des Kanals), Bass, Middle, Treble. Der Combo hat kein Master-Volume, daher wird auch mit dem jeweiligen Volume-Regler die Gesamtlautstärke justiert. Der linke Kanal hört auf den Namen Lead und ist für alle Facetten von Zerrsounds zuständig. Hier kann man mit dem Schalter EQ Mod zwischen zwei Equalizer-Settings wählen und mit Gain Boost noch eine Schippe Verzerrung mehr drauflegen. Beim zweiten Kanal (Rhythm) gibt es ebenfalls zwei Modifikationsmöglichkeiten, die per Schalter abrufbar sind: Bright bewirkt eine Anhebung der Höhen und mit Overdrive wird auch dieser Kanal zum Zerren gebracht. Als nächstes kommt der Boost Volume Regler, mit dem die zweite Lautstärke eingestellt wird (für Solos), die dann per Fußschalter aktiviert werden kann. Diese gilt für den gesamten Amp, man kann also auch im Rhythm-Kanal in Sololautstärke spielen. Die aktiven Kanäle werden mit den jeweiligen LEDs angezeigt. Ganz rechts auf dem Bedienfeld sind die Einstellmöglichkeiten für die digitale Effektsektion.  

Die integrierte Effektabteilung arbeitet mit DSP-Technologie und bietet insgesamt 16 unterschiedliche Effekt-Typen, darunter vier Kombinationen eines speziellen Effekts und Reverb. Die Einstellungsmöglichkeiten sind auf einen Regler reduziert, mit Effects Level wird der Anteil des angewählten Effekts geregelt. Das Auswählen erfolgt über ein Rasterpoti, das sich direkt daneben befindet. Über dem Level-Regler ist noch ein kleiner Taster, mit dem man entweder das Tempo oder die Nachhallzeit eintippen kann (Tap). Bei manchen Effekten können damit auch verschiedene Grundeinstellungen aufgerufen werden (Toggle). Hier ist die komplette Liste der Effekte und die jeweiligen Funktionen des Tap/Toggle Schalters:

EffektToggleTapToggle/Tap Funktion
Spring ReverbXWechsel zwischen drei Höhenanhebungen im Hall Effekt (Brightness)
Room ReverbXEintippen der Nachhallzeit
Hall ReverbXEintippen der Nachhallzeit
FlangerXEintippen der Effektgeschwindigkeit
RotaryXWechsel der beiden Rotary Geschwindigkeiten
OctaveXWechsel zwischen höherer und tieferer Oktave
Auto-WahXEintippen der Effektgeschwindigkeit
Rotary & ReverbXWechsel der beiden Rotary Geschwindigkeiten
Chorus & ReverbXEintippen der Effektgeschwindigkeit des Chorus
Delay & ReverbXEintippen des Delay Tempos (max. 350 ms)
Tremolo & ReverbXEintippen der Effektgeschwindigkeit des Tremolos
TremoloXEintippen der Effektgeschwindigkeit
PhaserXEintippen der Effektgeschwindigkeit
DelayXEintippen des Delay Tempos (max. 680 ms)
ChorusXEintippen der Effektgeschwindigkeit
SlapbackXWechsel zwischen Slapback Echo und Slapback Echo & Reverb

Wie man an der Liste erkennen kann, wird hier einiges geboten und man kann eine Menge Sounds abdecken, auch die Variationen über die Tap/Toggle Funktion sind gut ausgesucht. Wie das Ganze klingt, werdet ihr im Praxisteil erfahren.  

Wie bereits erwähnt, sind die Anschlüsse auf der Rückseite hinter der oberen Rückwand versteckt, die Anordnung der Buchsen findet man auf dem silbernen Typenschild. Ganz links befindet sich der Ausgang für den externen Lautsprecher, der wenigstens vier Ohm Impedanz aufweisen sollte. Wenn hier eine Box angeschlossen wird, sind die internen Lautsprecher stummgeschaltet. Als nächstes folgt der Direct-Output, der ein frequenzkorrigiertes (Speaker Simulator) Signal anbietet, mit dem der Amp direkt eine PA oder ein Recordingsystem versorgen kann. Falls man trotz der üppigen Effektausstattung seine geliebten Delay- oder Modulationspedale an den HV100 anschließen möchte, dann kann das über den internen Effektweg geschehen, der per Send- und Return-Buchse auf der Rückseite zugänglich ist. Außerdem findet man hier auch den Eingang für einen CD/MP3 Player (Klinke 6,3 mm) und zwei Fußschalter-Anschlüsse. Die sind einmal für den Hauptfußschalter vorgesehen, der drei Funktionen über ein Stereokabel kontrolliert: Rhythm/Lead Channel, Boost On/Off, Effects On/Off (interne Effekte). Der zweite Schalter übernimmt die Funktion des Tap/Toggle-Tasters am Bedienfeld. Wenn dieser angeschlossen ist, ist der entsprechende Taster am Panel deaktiviert. Dummerweise ist keiner der beiden Schalter im Lieferumfang enthalten, sondern nur separat erhältlich.

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Pottomann sagt:

#1 - 25.07.2011 um 23:42 Uhr

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Wenn ihr Rücksitzbänke alla Straßenkreutzer haben wollt, müst ihr den Kustom Coupé testen. Ich hab den 72er und bin begeistert, seit dem 1, Tag. Wenn das Ding nicht irgendwann in Flammen aufgeht, geb ich ihn nicht mehr her. Aber schöner Test!

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