Praxis
Inbetriebnahme
Sobald der Lab4Music Sipario per USB mit Strom versorgt wird, erwacht das Gerät zum Leben und zeigt sich von seiner bunten Seite. Tatsächlich leuchten dann nicht nur das farbige TFT-Display, sondern auch der Fun-Taster. Was zunächst etwas verspielt klingt, das hat einen recht einfachen Nutzen: Über den Fun-Taster werden die einzelnen Performances „durchgeschaltet“. Wer also gründlich programmiert, der muss später nur noch einen Taster betätigen, um zur nächsten Performance zu gelangen!
Direkt nach dem Einschalten startet der Sipario mit dem Hochfahren des Betriebssystems. Das dauert allerdings nicht lange, denn recht zügig steht die oberste Ebene des Betriebssystems zur Verfügung. Durch leichtes Drehen des Encoders wählt man die fünf obersten Menüpunkte: Scenes, USB, Settings, SysEx und Info an.
Scenes-Menü
Starten wir deshalb direkt mit dem Scenes-Menü, denn hier werden die wichtigsten Einstellungen vorgenommen. Durch Drücken des Drehencoders erscheint eine Liste der insgesamt 40 Scenes, in denen jeweils 30 Performances abgespeichert werden können. Für den Live-Betrieb bedeutet das beispielsweise, dass eine Scene eine Setliste mit bis zu 30 Songs enthalten kann. Wählt man eine Scene aus, dann erscheinen sechs Felder, die zunächst mit Fragezeichen versehen sind. Diese können dann per Druck auf den Encoder ausgewählt und programmiert werden.
Für jede Performance lässt sich aus einer zur Verfügung stehenden Auswahl ein passendes Icon auswählen – so lassen sich die Performances gut voneinander trennen. Aus meiner Sicht ist diese grafische Methode allerdings nicht immer hilfreich, denn gerade bei aufwändigen Performances benötigt man eine individuellere Möglichkeit, die Presets zu benennen. Glücklicherweise gibt es alternativ auch die Option, Performances mit einem Namen zu versehen.
Hat man ein Icon bzw. ein Textfeld ausgewählt, dann können die Einstellungen einer jeden Performance auf insgesamt vier Seiten vorgenommen werden, die mit P1 bis P4 bezeichnet werden.
Auf der ersten Seite (P1) bestimmt man zunächst, ob dieser „Layer“ überhaupt aktiv ist. Hier werden auch die MIDI-Kanäle zugewiesen: Zum einen die beiden physischen Ein- und Ausgänge des Routers, zum anderen die jeweils 16 Kanäle des Steuer- und Quellgeräts. Für jeden Layer kann außerdem die Keyrange eingestellt werden. Mit Pitch und A.Touch werden wahlweise Pitch sowie Aftertouch des Masterkeyboards ignoriert.
Auf der zweiten Seite der Layer geht es nun etwas weiter ins Detail. Über den Sustain-Register kann man entscheiden, ob das Sustainpedal des Masterkeyboards als Haltepedal arbeitet, oder beispielsweise einen Control-Change-Befehl sendet. Überhaupt können hier Program Change Befehle (Channel, Bank Msb, Bank Lsb) sowie Sysex-Befehle eingestellt werden. Sysex-Befehle lassen sich im Vorfeld in einem dafür eigenen Menüpunkt konfigurieren – dazu später aber mehr. Auch gibt es hier die Möglichkeit, die Velocity-Kurve in verschiedenen Presets zu verändern (Low, Normal, High und Custom), oder auch die Transposition zu verändern. Grundsätzlich sollte man als Anwender über gute MIDI-Kenntnisse verfügen!
Und damit nicht genug: Auf der dritten Seite des Layer-Menüs werden jede Menge Möglichkeiten geboten, Control-Change-Befehle zu „remappen“. Eingehende CC-Befehle vom Masterkeyboard werden dann sozusagen anderen CC-Befehlen im Quellgerät zugeordnet. Dieses Feature ist nützlich, wenn man beispielsweise mit dem Mod-Wheel des Masterkeyboards (Program Change 1) das Panorama (Control Change 10) eines Ziel-Sounds modulieren möchte. Pro Layer lassen sich hier zwei CC-Befehle verknüpfen.
Auf der vierten Seite des Layer-Menüs wird es dann wieder etwas überschaubarer, denn hier finden wir jede Menge wichtiger MIDI-Parameter, zu denen u.a. Volume, Reverb, Attack, Release, Cutoff und CC Thru gehören.
Weitere Menüpunkte
Neben dem Scenes-Menü verfügt der Sipario über vier weitere Menüpunkte, die nicht ganz unwichtig für die Bedienung des MIDI-Routers sind. Über den USB-Menüpunkt können beispielsweise Software-Updates vorgenommen oder Scenes abgespeichert werden. Im Settings-Menü hingegen werden ein paar grundlegende Einstellungen vorgenommen, wie z. B. das Einstellen der Custom-Velocity-Kurve oder auch den Verwendungszweck der mittleren USB-A-Buchse: Diese kann nämlich mit einem entsprechenden Kabel auch direkt mit einem Computer verbunden und mit einer DAW verknüpft werden. Eigentlich ein bisschen kompliziert, denn dafür benötigt man ein spezielles USB-A zu USB-A Kabel. Und das, obwohl der Sipario schon über die äußere Buchse zur Stromversorgung mit einem USB-Kabel verbunden ist.
Etwas Kritik erhält das SysEx-Menü, denn tatsächlich müssen die 50 individuell programmierbaren SysEx-Befehle manuell über den Encoder eingegeben werden. Das dauert leider sehr lange und ist aus meiner Sicht nicht wirklich praktikabel.
Abschließend ist da noch das Info-Menü, dem man die Seriennummer des Geräts und die installierte OS-Version entnehmen kann.
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Bedienung
Dank der überschaubaren Anzahl an Menüs lässt sich der Lab4Music Sipario relativ schnell und unkompliziert bedienen. Über die Kombination aus Touch-Display und Drehencoder sind alle Parameter schnell erreichbar. Das Display lässt sich dabei gut lesen und ist durch die farbige Gestaltung recht ansprechend. Beim Einstellen der MIDI-Werte kann das Durchscrollen durch die 128 Werte allerdings etwas mühsam werden.
Sind die Performances eingestellt, dann kann es endlich losgehen. Und genau jetzt kommt der schöne Teil der sonst eher aufwendigen MIDI-Programmierung. Denn mit dem grün leuchtenden Fun-Taster schaltet man jetzt kinderleicht in die jeweils nächste Performance. Wer also seine Hausaufgaben sorgfältig gemacht hat, der darf jetzt einfach nur noch „Spaß“ haben. Natürlich kann man über das Touch-Display auch schnell wieder zurück navigieren – falls man doch mal zu weit gesprungen ist!
Einen kleinen Punkte-Abzug gibt es aus meiner Sicht allerdings schon wegen der nicht mitgelieferten Bedienungsanleitung. Sicherlich mag es an den bisher schon vielen Software-Updates liegen, aber eine mitgelieferte Anleitung wäre doch wünschenswert. Außerdem ist die online verfügbare Bedienungsanleitung in englischer Sprache gehalten und aufgrund vieler Schreib- und Übersetzungsfehler nicht immer leicht zu lesen. Eine Überarbeitung des Handbuchs ist sehr wünschenswert!