Praxis
Wichtig: Die angegebenen Zahlen in den Einstellungs-Tabellen zu den Audio-Clips entsprechen den Werten am Amp von 0 (Minimum – Regler komplett abgedreht) bis 10 (Maximum – Regler voll aufgedreht). Kleine Amps haben es eigentlich schwer. Zum einen muss das Zerrbrett auch im Flüsterton noch mächtig klingen, damit man beim Üben zuhause ein gutes Spielgefühl hat, auch nachts um eins… Zum anderen hat man aber auch die Hoffnung mit so einem kleinen Gefährten mal eine Probe oder sogar einen kleinen Gig spielen zu können. Hierfür muss der Cleansound des Amps laut genug sein. Und genau diesen beiden Disziplinen, der „Zerr-Klangqualität bei geringster Lautstärke“ und dem „maximalen Cleansound“ werden wir jetzt etwas genauer auf den Zahn fühlen. Im unten angegebenen Setting erzeugt der Amp einen Schalldruck von ca. 75dB, also eine Lautstärke, die man den Nachbarn noch zumuten kann. Mit voll aufgedrehtem Gain spuckt der Cub 10 den folgenden Zerrsound aus.
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
Les Paul | 3 | 1 | 10 | Hi |
Der Klangcharakter tendiert hier ganz klar in Richtung Fuzz. Wer ein fettes Metalbrett benötigt, der ist hier fehl am Platz, der Cub 10 hat eindeutig eine Vorliebe für die 60er. Aber das war ja erst der Test bei geringer Lautstärke. So ein Röhrenamp kommt bekanntlich erst bei höherer Lautstärke richtig in Fahrt, daher sollte man keine voreiligen Schlüsse ziehen. Jetzt geht es an die maximale Clean-Lautstärke – und da hat mich der Kleine richtig beeindruckt.
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
Strat | 7 | 8 | 6 | Lo |
Bei dieser Einstellung föhnt der Würfel schon ganz ordentlich. Ich hatte meinen Schallpegelmesser noch eingeschaltet und es wurde bei einem Abstand von einem Meter zum Combo ein Wert von 90 dB angezeigt. Das ist absolut Übungsraum-tauglich, vor allem klingt der Cub 10 auch bei einer solchen Lautstärke nicht blechern, sondern schön rund mit gutem Bassanteil.
Als nächstes werden wir den Unterschied zwischen den beiden Eingangskanälen ausloten. Zu diesem Zweck habe ich den Gain-Regler weit aufgedreht und die SG angeschlossen. Zuerst an den Lo-, dann an den Hi-Eingang. Wenn Volume über ´5´ aufgedreht ist, ist der Unterschied nicht sonderlich groß. Das ist logisch, denn zusätzlich zur Vorstufenverzerrung kommt dann noch die Übersteuerung der Endstufe hinzu. Deutlicher wird es, wenn man eine niedrigere Volume-Einstellung wählt. Wie erwartet bekommt man über den Hi-Input etwas mehr Verzerrung, der Klang wird dichter, aber der Pegel ist relativ gleichbleibend, was ich persönlich sehr angenehm finde.
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
SG | 5 | 4 | 8 | Lo/Hi |
Wir kommen nun zur klanglichen Flexibilität, die mit dem Tone-Regler einzustellen ist. Mit diesem Regler wird der Frequenzbereich über 2 kHz geregelt. Komplett abgedreht erhält man einen muffigen Sound, bei Clean-Sounds gut für Jazz-Begleitung geeignet, bei Verzerrung erinnert das Ganze eher an die typischen Stoner-Rock-Sounds oder den Woman-Tone von Eric Clapton. Dreht man den Regler weiter auf, wird es selbstverständlich brillanter, aber nicht unangenehm bissig – auch nicht bei komplettem Rechtsanschlag. Der Regler arbeitet nicht linear, den höchsten Wirkungsbereich hat er zwischen 0 und 5.
Für dich ausgesucht
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
SG | 0-5-10 | 5 | 8 | Hi |
Wie sieht es jetzt mit dem Anwendungsbereich aus, welche Klangmöglichkeiten sind im Angebot? Natürlich kann man von einem Amp mit 10 Watt Leistung und drei Reglern zum Einstellen keine klanglichen Wunderwerke erwarten, wie sie z.B. von Modeling Amps (mehr oder weniger) geliefert werden. Der Cub 10 bietet zum Beispiel einen guten Crunch-Sound – besonders wenn man die Endstufe etwas ärgert und Volume weiter aufdreht. Dann erhält man einen klirrenden Sound mit guter Kompression, sehr gut geeignet für angezerrte Akkordarbeit, zum Beispiel bei Ska-Grooves.
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
Tele | 10 | 7 | 6 | Hi |
Mit dem lauten Cleansound kann man natürlich exzellente, schmatzige Funk-Grooves mit einem Hauch Endstufenzerrung erzeugen – die natürlich nur dann ins Spiel kommt, wenn man hart anschlägt.
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
Tele | 10 | 8 | 4 | Lo |
Selbstverständlich kommen gerade die Blues-Fans beim Cub 10 auf ihre Kosten. Hier ein Rhythmus-Sound mit einer Gretsch, bei dem ich den Lo-Input benutzt habe. Der Amp reagiert sehr gut auf die Gitarre, die feinen Anschlagsnuancen (ob hart mit dem Pick oder leicht mit den Fingern) werden gut übertragen. Somit kommen hier also auch die Klangpuristen, die besonderen Wert darauf legen, dass der Ton und Klang aus den Fingern kommt, voll auf ihre Kosten. Auf der linken Seite hört ihr die Rhythmus-Gitarre (Gretsch Electromatic) und auf der rechten Seite habe ich mit der gleichen Amp-Einstellung eine ES335 an den Hi-Input angeschlossen. Der Sound ist dann etwas leichter zu übersteuern.
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
Gretsch (L) | 7 | 8 | 5 | Lo (L) |
ES335 (R) | 7 | 8 | 5 | Hi (R) |
Der Combo ist wirklich gut als Recording-Amp einsetzbar. Gerade bei Clean- und Crunch-Sounds macht er eine gute Figur. Die Möglichkeit, eine Zusatzbox anzuschließen, ist auch hierfür vorteilhaft, vor allem weil dann der interne Speaker ausgeschaltet ist. Somit kann der Gitarrist mit dem Amp im Regieraum sitzen, und die zusätzliche Box lärmt im Aufnahmeraum.
Nachdem die Clean- und Crunch-Sounds überzeugen konnten, widmen wir uns jetzt mal den Männergitarren. Schafft der Cub 10 auch ein ordentliches Zerrbrett für Classic-Rock-Style??? So ein mittenbetonter Marshall-Sound, der in Richtung AC/DC geht… Gesagt getan, die SG steht bereit. Gain voll aufgedreht, und so schallt es aus dem Lautsprecher:
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
SG | 8 | 5 | 10 | Lo |
Das ist so ziemlich das Maximum, was aus dem Amp kommt. Die Lautstärke ist hierbei wirklich beachtlich. Da kann man sich locker gegen Bass und Drums durchsetzen. Wer genau in der Tabelle gelesen hat, der sieht natürlich, dass Volume nur halb aufgedreht ist. Stimmt, da ist noch einiges an Reserve vorhanden, aber wenn man hier weiter aufdreht, kommt die Endstufenverzerrung hinzu und in diesem Fall wird der Sound dann sehr komprimiert – und vor allem im Bassbereich klingt die Verzerrung eher kratzig als kräftig.
Also singende Lead-Sounds oder Metal mit dicker Zerre sind aus dem kleinen Würfel nicht wirklich herauszuholen. Aber…. Wer das trotzdem tun möchte, der sollte einfach mal versuchen ein Verzerrer-Pedal vor den Amp zu schalten. Das funktioniert sehr gut, und das Ergebnis ist hörenswert. Ich weiß, eigentlich sollte der Amp getestet werden und nicht der Sound von Verzerrer-Pedalen, aber auch hier gibt es große Unterschiede. Manche Amps harmonieren nicht mit den gängigen Overdrives, andere kommen mit Metal-Verzerrern gut klar und so weiter. Außerdem erzeugen viele Gitarristen ihre Overdrive-Sounds mit Pedalen, daher sollte man diese Variante auch überprüfen und nicht außer Acht lassen. Der Hi-Input klingt im Zusammenspiel mit angeschlossenen Pedalen vor allem bei den Zerrsounds dynamischer und frischer. Ihr hört zuerst den Amp ohne Pedal, dann mit einem Boss SD-1. Das dritte Beispiel wurde mit einem Metal Zone, ebenfalls von Boss, eingespielt.
Gitarre | Tone | Volume | Gain | Input |
SG | 12 | 7 | 3 | Hi |
ralph beyer sagt:
#1 - 21.10.2011 um 06:44 Uhr
hallo,habe mir auf grund des testberichtes so ein teil namens cub10 zugelegt, und kann nur sagen: top - genau das, was ich schon lange suchte, und hier hervorragend beschrieben wurde.nichts beschönigt, nichts schlechtgemacht, passt alles.ein sehr empfehlenswerter kleiner amp für puristen - und auch diese seite ist sehr empfehlenswert.