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Lauten Oceanus LT-381 Test

Praxis

Mehr als nur ein Mikrofon?

Unsere beiden Sangeskünstler Alice und Goldie staunten nicht schlecht, als wir ihnen mit dem Oceanus entgegentraten. Nach dem Motto: „Kann das noch mehr als nur Signale übertragen? Vielleicht Kaffee kochen, Brötchen aufknuspern, Starthilfe fürs Auto leisten…?“ Nein, kann es nicht – nur Signale übertragen. Und nun natürlich die Fragen aller Fragen: Wie macht es das denn? Wie klingt´s? Gibt´s was Besonderes zu berichten? Ok, fangen wir mal vorne an.

Fotostrecke: 2 Bilder Su00e4ngerin Alice

Das Rauschen des Oceanus

Ob bzw. wie viel das Mikro stärker mit einer „normalen“ Röhrenschaltung und Ausgangsübertrager rauschen würde, kann ich nicht sagen, definitiv ist allerdings, dass ein durchaus deutliches Rauschen wahrnehmbar ist. Ich sehe jetzt schon das kritische Stirnrunzeln vieler „Saubermänner und -frauen“ vor meinen Augen, bei denen einfach nichts rauschen darf. Ich sehe das ein wenig anders. Versetzt euch doch nur mal ein paar Jährchen zurück, als man noch mit Bandmaschinen und einem Haufen Analog-Technik aufgenommen hat. Demnach hätte es ja viele gekrönte Welthit-Produktionen niemals geben dürfen – da hat´s nämlich gerauscht, und das nicht zu knapp. Also, Beatles & Co alles Schrott oder was…? Natürlich nicht. Konzentrieren wir uns also lieber auf das Wesentliche, den Klang, und nicht auf einen kleinen Rauschteppich, der am unteren Ende eines angemessen lauten Signals sein Schattendasein fristet. Man muss ja mit diesem Mikrofon nicht gerade die leisesten Schallquellen vor dem Herrn aufnehmen – an dieser Stelle geht es ja sowieso um Gesang, und da passt´s schon.

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10 cm, weiblich 30 cm, weiblich 10 cm, männlich 30 cm, männlich
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Acht, weiblich Kugel, weiblich Acht, männlich Kugel, männlich

Angenehm warmes und edles Breathing

Wir erinnern uns, dass ich ja anfangs schon mutmaßte, das Oceanus wolle sicherlich kein neutral klingendes Mikro sein. Jetzt bekommen wir die Bestätigung: Das Oceanus klingt auf keinen Fall neutral – und das ist auch gut so. Besonders bei unserer Sängerin Alice, die ihre Phrase mit viel Luft gesungen hat, ist mir sofort dieses unglaublich angenehm warme und edle Breathing aufgefallen, das von dem Lauten-Mikro übertragen wurde. Das kann man mögen oder nicht – ich liebe es. Es hüllt die Vocals wie in Samt und Seide, ohne dabei einen benachbarten Frequenzbereich negativ zu beeinflussen. Es ist eben das Sahnehäubchen. Im Mittenbereich ist sowohl beim weiblichen als auch beim männlichen Gesang eine deutliche Färbung festzustellen, die aber relativ weit im oberen Mittenbereich liegt, sodass die Signale schön offen bleiben. Die oberen Mitten erhalten dadurch mehr Präsenz, was in einem späteren Mix durchaus die Arbeit erleichtern kann, weil die Signale eben von vornherein eine gute Durchsetzungskraft haben. Im Übergangsbereich zwischen oberen Mitten und Höhen ist uns eine Art Mikrofonierungseffekt der Röhre aufgefallen, der eine Art „Klingeln“ verursacht. Das ist nach meiner Meinung nichts Negatives, viel mehr etwas Besonderes. Diese Wahrnehmung ist in Worten ziemlich schwer bzw. unmöglich zu beschreiben – ich empfehle euch an dieser Stelle eindringlich, euch die unkomprimierten Wav-Files downzuloaden und über vernünftige Monitore abzuhören. Im MP3-Player über Laptop-Speaker werdet ihr das „Klingeln“ nicht hören. Die Höhen klingen angenehm offen und transparent, hier wird das Signal auch nur sehr verhalten gefärbt – vielleicht mit einer kleinen „Nase“ bei ca. 10 kHz. Generell bringen Röhrenmikros von Hause aus ja immer eine gewisse Kompression mit sich (das möchte man ja auch haben), so auch beim Oceanus. Diese Kompression ist zum einen nicht übertrieben, sie sorgt eben für eine angenehme Verdichtung und Kompaktheit des Signals. Zum anderen ist die Kompression hier aber auch ziemlich frequenzabhängig (was auch nicht ungewöhnlich ist) – bei Alices Gesang war das auch genau die richtige Dosis. Bei Goldie, unserem Sänger, war es aber im unteren Mitten- bis Bassbereich etwas zu viel des Guten. Passagenweise kam das Signal etwas „gequetscht“ und dröhnig rüber, eben etwas zu röhrig. Daran kann man wieder einmal gut erkennen, dass nicht jedes Mikro für jeden Sänger geeignet sein muss – Ausprobieren und dann eine Entscheidung treffen ist hier immer die richtige Herangehensweise. Im Gesamten kamen wir so zu dem Ergebnis, dass die Farbe, die das Lauten Oceanus den Signalen mitgibt, in unserem Test besser zu Alice passte. Doch hört selbst – wie so oft im Leben ist auch das zu einem Teil Geschmackssache.

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