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Lava ME 2 Freeboost BK Test

Die Lava ME 2 ist eine außergewöhnliche Akustikgitarre, die völlig ohne den Einsatz von Holz auskommt. Aber nicht nur das: In den Korpus aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff hat der chinesische Hersteller die sogenannte Freeboost-Technologie integriert, die den Natursound der Gitarre auch ohne externe Anlage verstärkt. Sogar das Pedalboardkann jetzt zuhause bleiben, denn drei ausgewählte Effekte gibt es „on top“. Auch wenn die ME 2 offiziell als Stage Guitar firmiert, dürfte sie vor allem Backpackern entgegenkommen, die sich unterwegs nicht auch noch mit einem schweren Instrument abmühen wollen. Im Fall des Falles lässt sich die Gitarre aber trotzdem über eine externe Anlage verstärken.
Das Klangpotential von Karbonfaser-Verbundstoffen wurde schon in den 60er Jahren von Charles Kaman, dem Gründer der Ovation Guitar Company, entdeckt und genutzt. Diese bahnbrechende Idee griffen auch Firmen wie RainSong

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, Mc Pherson, Enya, Klos Guitars u.a. auf. Das Vorgängermodell unserer Kandidatin, die Lava ME, sorgte schon bei ihrer Markteinführung im Jahr 2017 mit ihrer Machart und ihrem exzentrischen Design für enormes Aufsehen. Um so spannender, was sich inzwischen in Sachen Design, Werkstoff und vor allem Ton getan hat.

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Details

Korpus

Die ME 2 gehört mit einer Breite von 32,3 cm (12.7″) und einer Tiefe von 11,8 cm (4.63″) eher zu den kleineren Vertretern der Spezies Gitarre. Bei einer Gesamtlänge von 92 cm schrumpft auch entsprechend die Mensur, die mit 59,7 cm (23.5″) vergleichsweise kurz ist.
Die meisten handelsüblichen Karbongitarren sind pechschwarz. Auch unser Testmodell kommt mit einer mattglänzenden schwarzen Oberfläche ganz ohne Farbtupfer. Allerdings stellt Lava mit den Farben weiß, blau, orange und pink mehrere bunte Alternativen zur Auswahl.
Bei Lava firmiert der Karbonfaser-Verbundwerkstoff unter der Produktbezeichnung AirSonic. Mit einem neuartigen Hochdruckverfahren konnte damit ein völlig nahtloses Produkt – ganz ohne Binding an den Stoßkanten – hergestellt werden. Die einteilige Konstruktion benötigt außerdem keinen Leim mehr. Karbonfaser-Verbundstoffe punkten im Übrigen mit mehreren günstigen Eigenschaften, die man mit Attributen wie formstabil, leicht und langlebig umschreiben könnte. Tatsächlich verformen sie sich auch bei wechselnden Klimaverhältnissen nicht, während Holz bekanntlich “arbeitet”. Die ME 2 soll Temperaturunterschiede von -20 bis 90 Grad Celsius und Luftfeuchtigkeit zwischen 10% und 90% und damit Sommerhitze und Nässe eigentlich schadlos überstehen.
Auch die Decke der ME 2 dürfte vor allem in Sachen Resonanzverhalten von den Materialeigenschaften der Kohlefaser und der Reduzierung der Masse profitieren. Mit den laut Hersteller 1,4 mm ist sie nämlich wesentlich dünner als die einer herkömmlichen Holzgitarre. Und nicht zuletzt wirft diese Technologie auch noch “gewichtige Argumente” in die Waagschale. Die ME 2 bringt zwar immer noch 1,7 kg auf die Waage, eine Holzgitarre in dieser Größenordnung mit integriertem Preamp dürfte das Gewicht aber dennoch toppen.

Fotostrecke: 5 Bilder Dass es auch ohne Holz geht, zeigt die aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff bestehende Lava ME 2 Freeboost BK Akustikgitarre.

Das Oberflächenbild wird vor allem durch die urige längliche Resonanzfräsung im Oberbug geprägt, deren Ränder mit einer Umrahmung aus Aluminium verstärkt wurden. Die Verlegung des Schalllochs an den Deckenrand hat praktische Gründe: Ein zentrales Schallloch befindet sich an einer für die Entfaltung der Schwingungen unvorteilhaften Stelle, denn ausgerechnet in dem Bereich, wo die Decke sehr wohl noch gut schwingen könnte, hält das Schallloch den wertvollen Raum besetzt.

Der ovale Saitenhalter aus High-Pressure Laminate (HPL) trägt, separat angeordnet, einen Steg und einen Tieblock, der optisch dem einer Konzertgitarre ähnelt. Schrauben sieht man hier nicht. Die Stahlsaiten werden durch Führungen eingefädelt und mit den Ball-Ends arretiert. Die längenkompensierte Stegeinlage ist mit einer Nase für die B-Saite ausgestattet. Am Ende profitiert man tatsächlich von einem oktavreinen Ton auf ganzer Länge. Die Stegeinlage kann allerdings weder in der Länge noch in der Höhe variieren; die Konstruktion wurde schnörkellos nach funktionalen Kriterien konstruiert. Zwei vormontierte Gurthalterungen bieten die Gelegenheit zum Spielen im Stehen, wobei der Gurtknopf am Korpusende gleichzeitig als Anschlussbuchse für das Klinkenkabel dient. Preistreibende Intarsien benötigt die ME 2 nicht. 

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der Decke sitzt ein ovaler Saitenhalter , der aus High-Pressure Laminate (HPL) gefertigt ist.

Innenansichten

Die Decke ist mit dem neuartigen Honeycomb-Bracing (Bienenwaben-Beleistung) unterbaut. Da keine echten Holzbalken zum Einsatz kommen, kann von einem „Bracing“ im eigentlichen Sinn überhaupt keine Rede mehr sein. Man findet unter der Decke stattdessen ein Netzwerk mit einer wabenartigen Struktur, das sich nicht nur förderlich auf die Strukturstabilität auswirkt, sondern der Decke auch wesentlich mehr Hub belassen soll. Höhen-, Form- und Größenunterschiede der Waben sollen sich darüber hinaus günstig auf die Klangentfaltung auswirken. Die Waben kann man natürlich auch partiell ertasten. Auch am Boden sorgt eine gitternetzartige Verstärkung aus Verbundwerkstoff für Stabilität.

Als einzige kleine Verzierung findet sich das Firmenlogo auf der Decke.
Als einzige kleine Verzierung findet sich das Firmenlogo auf der Decke.

Elektronik

Die ME 2 überrascht mit dem neuartigen Freeboost-System, das unter der Bezeichnung L2 Pro System firmiert. Genaue Angaben macht der Hersteller nicht und es gibt auch keine näheren Einblicke. Jedenfalls kann der Natursound der ME 2 damit auch elektroakustisch verstärkt werden. Drei ausgewählte zuschaltbare Effekte gibt es on top.
Das Panel aus gebürstetem Aluminium macht einen wertigen Eindruck. Mit Volume, Effekt und Reverb wurden drei Regler auf einer Grundplatte montiert, leider ganz ohne Skalierung. Mit dem Volume-Regler kann die Lautstärke eingestellt werden, gleichzeitig dient seine Push-Funktion dazu, die Freeboost-Funktion ein- oder auszuschalten. Eine kleine LED gibt entsprechend Rückmeldung. Mit dem Reverb-Regler wird der Hallanteil eingestellt, die Intensität des Chorus und die Geschwindigkeit des Delays steuert der Effektregler. Beide Effekte können aber nicht gleichzeitig ins Spiel gebracht werden, den dazugehörenden Wahlschalter findet man auf einem zweiten Paneel, das sich unsichtbar für den Betrachter im Schalllochbereich im Innenraum versteckt. Dort gibt es neben besagtem Wahlschalter Chorus/Delay auch ein Mikrofon, einen USB-Anschluss und ein Rändelpoti, das für die Lautstärke des integrierten Mikrofons zuständig ist. Letzteres reichert das Ausgangssignal mit Anschlaggeräuschen und Korpusresonanzen an, wenn die Signalausgabe über die Ausgangsbuchse erfolgt. Das Piezo-Signal soll dann natürlicher und weniger elektroakustisch wirken. Der Anteil der vom Mikrofon aufgenommenen Umgebungsgeräusche wird über ein gerändeltes Poti zugemischt, das man leider nur ertasten und bei der Performance nicht sehen kann. Das Mikrofon lässt sich damit zwar vollständig aus dem Signalweg entfernen, arbeitet aber nicht im Stand-Alone-Modus. Weil das Ausgangssignal eine gehobene Qualität anbietet, werden Tonregler für Pickup oder Mikro nicht vermisst.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Highlight der Lava ME 2 ist das neuartige Freeboost-System, das unter der Bezeichnung L2 Pro System firmiert.

Einen Batterieblock benötigt die ME 2 nicht, denn hier wird ein leistungsfähiger Onboard-Akku über ein USB-Kabel aufgeladen. Allerdings akzeptiert die ME 2 nur einen Mini-USB-Stecker. Eine orangefarbene LED meldet sich, wenn dem Akku der Saft ausgeht, also die Reserven unter die 30 %-Marke fallen. Hat er genug Energie getankt, kündigt das die gleiche LED an, jetzt grün leuchtend.
Da das integrierte Freeboost-System die Reichweite leider nur minimal erhöht, kann – wie schon angedeutet – über den Klinkenausgang optional auch eine externe Anlage zur Verstärkung genutzt werden, bei Bedarf auch mit den internen Effekten.

Hals und Griffbrett

Der sogenannte FlyNeck besteht ebenfalls aus dem Werkstoff AirSonic. Dieser ist ohne Halsfuß direkt am Korpus befestigt, wobei die Halskonstruktion durch zwei eingelegte leichte, aber angeblich ultrastabilen Stäben aus Karbonfaser stabilisiert wird. Dazu unten mehr. Ein justierbarer Truss Rod ist nicht implantiert und eine Einstellmöglichkeit konnte ich auch nicht entdecken. Hals und Kopfplatte sind ebenfalls nahtlos miteinander verbunden. Das Griffbrett besteht aus dem Kunststoff HPL (High-Pressure Laminate), das man auf den ersten Blick kaum von echtem Holz unterscheiden kann. Die Bünde, insgesamt 18, wurden mit moderner Technologie maßgerecht hergestellt, akkurat eingesetzt und ordentlich abgerichtet (PLEK). Überstände gibt es auch an den Kanten nicht. Bundmarkierer findet man nicht, sodass man auf die Punkteinlagen an der Sichtkante angewiesen bleibt. Die Saiten werden über einen sorgfältig ausgerichteten Sattel aus dem Kunststoff TUSQ mit einer Breite von 42,9 mm (Standardmaß) geführt.

Fotostrecke: 3 Bilder Der sogenannte FlyNeck besteht ebenfalls aus dem Werkstoff AirSonic und ist ohne Halsfuß direkt am Korpus befestigt.

Kopfplatte

Die schlicht geformte Kopfplatte passt zum Erscheinungsbild der Gitarre. An der Unterseite wurden verchromte geschlossene Mechaniken von Lava aus einer Alu-Legierung mit griffigen Stimmflügeln angebracht, die man leichtgängig und präzise bedienen kann und die mit einer Übersetzung von 21:1 arbeiten. Schrauben sieht man hier nicht.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Kopfplatte ist leicht nach hinten abgewinkelt und trägt sechs geschlossene Mechaniken, auf die die Saiten nach dem TUSQ-Sattel treffen.

Lieferumfang

Im Lieferumfang befindet sich ein Gigbag, das aus einem elastischem Material mit der Bezeichnung AirBuff besteht und die ME 2 weich eingebettet vor Stößen schützt. In der Seitentasche können Noten, Kabel oder andere Accessoires parken, darüber hinaus liegen ein USB-Kabel, ein Manual und Plektren in mehreren Stärken bei.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Lava ME 2 Freeboost wird mit einem passenden GigBag geliefert, das laut Hersteller aus AirBuff besteht.
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