Praxis
Schon das Befreien des Subwoofers von seiner Umverpackung verlangt einen stattlichen körperlichen Einsatz. Etwa 30 Kilogramm Gewicht für Verstärker, Technik und Box sind nicht gerade von Pappe. Zwar bin ich ein Verfechter von soliden, schweren Verstärkern, jedoch wenn ich dann auch derjenige bin, der die Boxen hin- und herschleppen, anschließen und speziell nach einem Gig wieder wegräumen muss, hält sich meine Begeisterung ob dieser Lösung etwas in Grenzen. Jedoch sind 400 Watt natürlich schon eine Ansage für wohlgemerkt „eine einzige“ Box. Da muss man halt etwas wegschaffen können.
Anschließen
Die mannigfaltigen Anschlussmöglichkeiten machen für verschiedene Einsätze Sinn. Da aber eine Band meist ohnehin mit einem eigenen Mischpult vorfährt, kann man sich die meisten Eingänge sparen. Der Alleinunterhalter kommt hier schon eher auf seine Kosten, kann er doch eine Gitarre, ein Mikrofon und eine DAW oder Keyboards parallel einschleifen und das alles mit einem einzigen Monosystem. Das klappt soweit auch ganz gut für einen Musiker, da dieser als Solist ja einen festen Platz hat und in der Regel ohnehin Mono spielt. Das Verbinden einer einzigen Box direkt mit dem Musiker war ja die ursprüngliche Idee hinter solchen Array-Systemen. Er verstärkt sich (ähnlich einer Gitarren-Combo) selbst und benutzt dabei die eigene PA, die direkt hinter ihm steht, als Monitorbox. So lässt sich mit relativ kleiner Verstärkung ein sehr breiter und klanglich einzigartiger Bühnensound kreieren. Durch die Verkettungsmöglichkeit untereinander lassen sich noch weitere Effekte und höhere Verstärkungen erreichen und ein umfassenderes Monitoring realisieren. In der Regel reicht es aber vollkommen aus, wenn man zwei Stacks links und rechts der Bühne positioniert und mit einem externen Mischpult als Stereosystem fährt.
Klang
Der Klang des Systems ist insgesamt recht ausgewogen und für den Preis von knapp 1000 Euro für 400 Watt angemessen. Die Verstärkung arbeitet zunächst ordentlich und mit einem Stereopaar ist durchaus auch eine etwas größere Location mit bis zu etwa 400 Leuten zu beschallen. Jedoch sollten die Boxen aber schon als Mid-Field- bis Wide-Range-Speaker verstanden werden. Wenn man direkt davor steht, ist der Sound ziemlich blechern, was an der Architektur der Lautsprecher und den verschiedenen Frequenzzonen der Tops liegt. Man dachte wohl vor allem an Sänger und Instrumentalisten, die mit Ihren Mikrofonen in der unmittelbaren Nähe der Boxen stehen, denn diese übertragen in „Mikrofonhöhe“ recht milde Frequenzen, um direkte Feedbacks einzuschränken, ohne dass der Protagonist hektisch an einem Equalizer drehen muss. Das funktioniert bis zu einer gewissen Nähe zur Box und einer bestimmten Lautstärke auch überraschend gut. Wie weit man sich annähern darf und wie stark man aufdrehen kann, hängt allerdings sehr von den jeweiligen Einsatzorten, Mikrofonen und Instrumenten ab. In der Regel erzielt man mit den PA-typischen Bestecken von Shure, AKG, Sennheiser und Konsorten ganz gute Ergebnisse. Die Frequenzaufschlüsselung des Systems ist laut Bedienungsanleitung wie folgt:
Für dich ausgesucht
- Subwoofer 45 – 170 Hz bei 200 Watt Verstärkung (RMS)
- Topteil 1 untere Hälfte 170 – 600 Hz bei 50 Watt Verstärkung (RMS)
- Topteil 1 obere Hälfte 170 – 900 Hz bei 50 Watt Verstärkung (RMS)
- Topteil 2 untere Hälfte 170 – 1300 Hz bei 50 Watt Verstärkung (RMS)
- Topteil 2 obere Hälfte 500 – 20.000 Hz bei 50 Watt Verstärkung (RMS)
- Hochtöner on Top 8000 – 20.000 Hz passive Weiche aus der letzten Verstärkerstufe
Beim extrem nahen Abhören des Systems sind die verschiedenen Frequenzstufen gut zu unterscheiden und man muss sich ordentlich strecken, um die hohen Frequenzen noch einzufangen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der relativ harte Bass, denn er verleiht dem System ein dynamisches Auftreten, kann aber nicht mit tiefer Wärme aufwarten. Angesichts von zwei 8-Zoll-Lautsprechern darf man wohl nicht mehr erwarten, wenngleich einige Konkurrenten mit ähnlich dimensionierten Produkten eine tiefere Basis und einen bedeutend wärmeren Klang erzeugen. Die Philosophie hinter einem härteren Basssound ist, dass mehr Verstärkerleistung für den Punch im Bass übrig bleibt und dem Verbund auch bei größeren Räumlichkeiten nicht so schnell die Puste ausgeht. Der Bass ist ordentlich vorhanden und tritt einem überzeugend vor den Brustkorb. Mir persönlich fehlt aber der warme, seelenstreichelnde Subbass unter dem Punch, was meiner Leidenschaft für Dub-Musik geschuldet sein mag. Nun gut, da hat am Ende jeder seine eigenen Idealvorstellungen.
Ich kann natürlich den Pegel Subwoofers gesondert regeln und somit den Bassanteil auch komplett herausdrehen respektive an die Gegebenheiten anpassen – ein praktisches Feature, falls die Räumlichkeiten eng und klein sind. Bei großer Lautstärke und Peak-Belastungen von 123 dB fällt auf, dass die Verstärkung der hohen Frequenzen nicht mehr sauber gewährleistet ist. Bevor der Limiter einsetzt, fangen die Hochtöner an zu zerren, was dem ohnehin schon aggressiven Klang des Systems einen unangenehmen Beigeschmack gibt. Die Box braucht zudem viel Raum und Volumen, um gut zu klingen und auch in der Bedienungsanleitung steht, dass drei Meter Mindestabstand zum Auditorium eingehalten werden sollten. Das stimmt auch – und mehr Abstand ist sogar noch besser. Die Topteil-Speaker sind linear auf einer Achse angebracht und strahlen alle in einem Winkel ab, sodass erst bei größerem Abstand genügend Diffusion zwischen den vier Mittel- und Hochtonzonen vorhanden ist und der blecherne Klang zu einer homogenen Einheit verbindet. Dabei strahlt der Hochtöner über die Köpfe des Auditoriums hinweg und erreicht ungehindert auch die letzten Reihen. So wird die Brillanz des Klangs selbst in der Tiefe des Raumes fein übertragen.
Outdoor
Hier gilt vor allem: Keine Angst vor freien Flächen! Array-Systeme dieser Art haben sich bereits bei vielen Gelegenheiten unter freien Himmel bewährt. Wenn man einen Regenschutz vorsieht, sind sie für alle Gelegenheiten geeignet. In einem praktisch unbegrenzten Raum arbeiten sie mit einem angenehm trockenen Klang. Dank der Frequenzarchitektur ist ein Areal, wie bei einem Stand auf einem Straßenfest mühelos abdeckbar. Ebenso bewährt sich eine solche Konstruktion prima bei einem Strandfest für bis zu 500 Leute. Darüber hinaus sollte mit zusätzlichen aktiven Subwoofern gearbeitet werden.
Das Eigenrauschen des Verstärkers hält sich in Grenzen, wobei die obere Toleranz schon angekratzt wird. Bereits bei einem drittel Aufziehen des Main-Volumes stellt sich ein Säuseln ein, das bei der Hälfte zu einem Rauschen aufbegehrt und im letzten Drittel ordentlich dominiert. Wenn allerdings die vollen 400 Watt Musik ungehindert über die Lautsprecher freigelassen werden, fällt das Eigenrauschen nicht mehr auf. Sollten leise Musikpassagen über die Maui übertragen werden, so muss man sich im Vorfeld etwas mit den Verstärkungen und optimalen Einstellungen auseinandersetzen. Leider konnte ich die Verkettung der Systeme nicht eingehend testen, da mir nur ein Objekt zur Verfügung stand. Ob sich beim Verketten des Main-Outputs der Haupteinheit mit der Nebeneinheit eine automatische Stereoverteilung anbietet? Nun, aufgrund der Mixer-Architektur und der Schaltungslogik gehe ich davon aus, dass die Signale zwar in Stereo weitergegeben werden, aber die Box selber dieses Signal in Mono abbildet.