Praxis
Fertigungsqualität und Handling
Mit Blick auf die Empfangseinheit fällt mir sofort auf, dass das Gehäuse verschraubt und somit potentiell wartungsfähig ist. Sehr gut. Der Ein/Aus-Schalter der Station muss länger als eine Sekunde gehalten werden, damit er arbeitet. Dadurch wird ein versehentliches Ausschalten mühelos verhindert. Der Volume-Regler arbeitet in 1/100-Schritten und damit ausreichend fein, um die Ausgangslautstärke optimal anpassen zu können. Umständlicher ist da schon das Umstellen zwischen Instrumenten- und Line-Pegel auf der Geräterückseite. Denn um den vertieft untergebrachten Tastschalter bedienen zu können, ist ein Kugelschreiber oder kleiner Schraubenzieher nötig. Hier wäre ein einfacher Schiebeschalter wohl eine ähnlich sichere Lösung gewesen. Auf der anderen Seite schützt aber genau diese Ausführung des Schalters sehr gut vor einem unbeabsichtigten Verstellen des Bezugspegels am Klinkenausgang.
Leider fehlt dem Empfänger neben seiner Kleinspannungsbuchse für die Stromaufnahme eine Vorrichtung zur Zugentlastung. So muss man also den Netzteil-Stecker einstecken und beim Gig auf das Beste hoffen. Gut gefällt mir dagegen, dass die XLR-Ausgangsbuchse eine Rückhaltesicherung integriert hat, die das Kabel vor versehentlichem Entfernen schützt. „Alles paletti“ heißt es auch bei den beiden Antennen. Sie können, wie mittlerweile bei den meisten Drahtlossystemen, geschwenkt und gekippt werden, um den bestmöglichen Empfang zu ermöglichen. Die vier Gummifüßchen, die an der Unterseite des Empfängers angeklebt sind, bieten übrigens erstaunlich guten Grip auf glatten Oberflächen. Und nur nebenbei möchte ich erwähnen, dass das Transportköfferchen gegen Langfinger optional mit Vorhängeschlössern gesichert werden kann(!).
Kommen wir zum Handheld-Sender. Die satinierte Grifffläche des Funkmikrofons wirkt auf den ersten Blick ansprechend und regelrecht edel. Doch schon nach kurzer Nutzungszeit wird deutlich, dass Feuchtigkeit und Fett zu unschönen Rückständen auf dem Mikrofon führen. Noch dazu hinterlassen Berührungen mit spitzen Gegenständen oder auch Fingernägeln sichtbare Kratzer in der Satinierung. Die Wahl der Oberflächenbeschichtung des Mikrofons ist für mich deshalb alles andere als roadtauglich. Ich mag mir nicht vorstellen, wie der Body des U518 HAT nach mehreren Jahren intensiven Bühnengebrauchs aussieht …
Bei Mikrofonen für den Live-Bereich erscheinen mir kugelförmige Mikrofonköpfe aufgrund schlechter Erfahrungen mittlerweile unpraktisch. Zu leicht rollt das Mikrofon beim Ablegen auf einem Rack-Case, Koffer oder Tisch von der Stelle und fällt auf den Boden. Zumindest der Stabilisierungsring um den Drahtgeflechtkorb herum sollte deshalb aus meiner Sicht so konzipiert sein, dass er das Wegrollen des Mikrofons verhindern kann. Das klingt vielleicht kleinlich, ist aber kein ganz unwichtiger Punkt. Um Handsender und Empfänger zu synchronisieren, muss das Batteriefach geöffnet werden. Darin kommen dann ein Auswahl- und ein Navigationstaster zum Vorschein, die die Menüsteuerung ermöglichen. Das ist nicht umständlicher gelöst als bei einem Großteil der Mitbewerber des LD Systems Sets.
Im Menü des Handsenders kann ich dann unter anderem den Audiopegel in 3 dB Schritten justieren. Maximal 27 dB Absenkung sind hier möglich. So lässt sich das Mikrofon entsprechend der Signalquelle passend einpegeln. Auch die Sendeleistung ist über das Menü anpassbar. Ob geringe Leistung (2 mW) für kleine Locations, wie Konferenzräume, mittlere Leistung (10 mW) für den Bühnenbetrieb oder 30 mW starke Sendeleistung für den Außeneinsatz, die passende Sende-Power ist schnell eingestellt.
Die Funkstrecke bietet am Empfänger einen automatischen Frequenzscan, sodass das Auffinden freier Kanäle mühelos vonstattengeht. Sowohl Infrarot-Synchronisation als auch automatische Frequenzsuche und alle Detaileinstellungen gelingen am Empfänger mithilfe seines kontrastreichen Displays und übersichtlichen Menüs auch in dunklen Umgebungen problemlos. Apropos Display-Darstellung: Seine Helligkeit ist über das Menü in drei Schritten regelbar. Für den Fall, dass der Sender aus-, der Empfänger aber eingeschaltet ist, sorgt eine Rauschsperre für Stille. Diese Rauschunterdrückung verhindert auch das Aufrauschen des Audiosignals bei schlechter Verbindung. Der Schwellenwert des Squelchs lässt sich im Menü des stationären Empfängers ebenfalls in drei Stufen anpassen. Das ist ein komfortables Feature. Ein schaltbarer Pilotton sichert zusätzlich die Synchronisation der Funkstrecke mit dem richtigen Funksignal ab. Auch er ist ein-/ausschaltbar. Das alles ist sehr durchdacht und anwenderfreundlich.
Funk- und Klangqualität
Der Klang von Funkmikrofon und Empfänger geht für den aufgerufenen Verkaufspreis vollkommen in Ordnung. Die Konturierung des Frequenzgangs ist bei Nahbesprechung ausgesprochen angenehm. Hier haben wir es weder mit überbordenden Bässen zu tun, noch mit harschen Mitten oder scharfen Höhen. Für mich klingt das Mikrofon insgesamt deshalb überraschend „rund“. Auch wenn man dem U518 HAT einen gewissen Höhen-Boost nicht absprechen kann, werden dadurch Zischlaute nicht in Mitleidenschaft gezogen, sondern brillant umgesetzt. Stimmprägende Mittenbereiche werden durchsetzungsstark ausgegeben. Ebenfalls nicht erwartet habe ich, dass das Mikrofon derart souverän mit Transienten umgeht. Chapeau!
Schon bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz von etwa 15 bis 20 cm gibt das Mikrofon allerdings ein wesentlich schwächeres Signal aus. Wer live gerne mit der Distanz eines Mikrofons spielt, um als Sänger beispielsweise hohe Belting-Stimmpegel auszugleichen, den wird es einige Übung kosten, hier mit dem LD-Systems-Mikrofon die richtige Balance zu finden. Jenseits der Hauptachse verliert das Mikrofon schnell an Signalpegel, was auf eine vergleichsweise enge Nierencharakteristik hinweist. Auch hier ist deshalb entweder eine konsistente Mikrofonposition oder Übung gefragt, wenn das ausgegebene Signal in der Praxis einen konsistenten Arbeitspegel aufweisen soll.
Nebengeräusche fallen nicht störend auf. Die Griffgeräusche, die ich für euch in den Audiobeispielen hinterlegt habe, sind im typischen und vollkommen akzeptablen Bereich, denn sie halten sich erstaunlich gut in Grenzen. Und auch Artefakte, die durch die Funkübertragung entstehen können, sucht man hier vergeblich. Der Klang des Mikrofons ist nahezu lupenrein. Erst bei größerer Signalverstärkung (zum Beispiel in Form einer Aufholverstärkung an einem nachfolgenden Mischpult) werden die im ausgegebenen Audiosignal enthaltenen Rauschanteile hörbar.
In Online-Nutzerberichten habe ich von einem Knacken beim Ein/Aus-Schalten des Mikrofons beziehungsweise des Empfängers gelesen. Diese Erfahrung kann ich nicht bestätigen. Ein initiales oder abschließendes Knacken tritt nicht auf. Ich habe für euch beide Geräte ein- und ausgeschaltet und das Resultat als Audiobeispiel aufgezeichnet, damit ihr euch selbst ein (Hör-)Bild vom Ergebnis machen könnt.
dr.notigenfallz sagt:
#1 - 06.12.2019 um 14:21 Uhr
Wie viele davon kann man denn gleichzeitig betreiben? Ich würde gerne 2 "Doppelempfänger", also 4 Mikrofone gleichzeitig betreiben. Gibt es da Erfahrungen?