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Lewitt DGT 650 Test

Praxis

Bedienoberfläche gewöhnungsbedürftig – aber nur kurz

In seiner elastischen Halterung ist das Lewitt DGT 650 schnell untergebracht, auch die Kabel zum jeweiligen Hostsystem sind schnell gesteckt. Die Bedienung des Drehrades ist im eingebauten Zustand nicht ganz so praktisch, Daumen und Zeigefinger haben Mühe, über einen längeren Zeitraum das Drehen und das Drücken abzuwechseln. Ich bin öfters verrutscht und habe gedrückt, statt zu drehen und gedreht, statt zu drücken. Aber nun gut, man wird nicht ständig daran herumbasteln. Die Logik der Bedienoberfläche geht nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. Einfach, nachvollziehbar, schnell und mit gutem optischen Feedback. So sollte es sein. Auch die Integration unter OS X und iOS läuft problemlos. Und ja, es macht richtig Spaß, die Optionen auszuloten, ich kann mir gut vorstellen, wie man sich mit seiner Gitarre, seiner Stimme, dem DGT und einem Computer oder gar Mobilgerät komplett ausgestattet fühlt und nur noch auf Musik achtet, nicht mehr auf Technik. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedienung ist für ein Mikrofon erst einmal ungewöhnlich…

Mehr als nur “klanglich akzeptabel”

Klanglich setzt man sich mit dem Lewitt keinesfalls in die Nesseln. Im sicher am häufigsten benutzten Modus, dem Mono-Mikrofonmodus, klingt das 650 mehr als nur akzeptabel. Es mag erstaunlich klingen, aber es kann durchaus mit üblichen Studiomikrofonen mithalten, die gemeinsam mit einem separaten Audio-Interface einen ähnlichen Preis aufrufen würden. Es ist nun nicht klar zu trennen, welche klangliche Eigenschaft welcher Komponente des DGT-Systems zuzuordnen ist, doch haben Lewitt gezeigt, dass es besonders geringere Membrandurchmesser sind, mit denen das Unternehmen punkten kann: Das Lewitt LCT 240 baut sehr wahrscheinlich auf den gleichen Kapseltyp, wenngleich er im DGT 650 doppelt vorhanden, in anderen Winkeln besprochen und ohne akustisch wirksamen Ring verwendet wird. Insgesamt verfügt das Signal aber nicht über so viel „Sparkle“ und „Upper End“, wie man aufgrund des Begriffs „Kleinmembran“ vielleicht zunächst erwarten könnte. Die Höhen sind recht sanft, das Signal nie zu scharf. Bei Vocals allerdings leidet etwas die Durchsetzungskraft und Griffigkeit, die so manches auf Stimme optimierte Großmembranmikro mitbringt. Wer also das Mikrofon ganz sicher ausschließlich für Vocals oder als Podcast-Mikrofon benutzen will, der wird es schade finden, zur Doppelkapselkonstruktion keine Alternative zu haben. Allerdings werden Instrumentensignale schön unauffällig aufgenommen, und das Stereobild ist ordentlich klar. In den Höhen wirkt es jedoch ein bisschen unschärfer. Und insgesamt spreche ich hier immer noch über ein sehr ausgewogenes Klangbild. Diese Ausgewogenheit kann auch als Blässe gedeutet werden, so ist der DI-Sound recht nüchtern. Toll hingegen sind Pegelfestigkeit auf der einen und geringes Rauschen auf der anderen Seite. Auch die Filter arbeiten gut, wobei der 160er das Passband im Bereich direkt oberhalb der Grenzfrequenz ein kleines bisschen verzieht. 

Audio Samples
0:00
mono mono, 80 Hz HPF mono, 160 Hz HPF stereo Mojave MA-201FET mit DPA HMA5000 Oktava MC 012 / N mit DPA HMA5000

Kopfhörerverstärker mit genügend Leistungsreserven

Gut auch, dass der Kopfhörerverstärker ausreichend über ausreichend Leistungsreserven verfügt, auch wenn hochohmige Studiokopfhörer verwendet werden. Bezüglich der Klangqualität kann er zwar nicht mit dem des Lavry DA-11 und dem iDSD nano von ifi mithalten, in diesen Geräten werden aber wahrscheinlich auch bessere Wandler verbaut sein. Wer weiß, vielleicht bohrt Lewitt das DGT-System in Zukunft ja noch auf, mit einem kleinen Pultgehäuse samt Speaker-Out, Mono, Dim, Talkback… aber jetzt komme ich ins Fabulieren.

Budget sinnvoll genutzt

Es scheint klar, dass Lewitt mit dem DGT 650 ein System auf den Markt gebracht haben, welches vielen unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden kann. Es versagt in keiner Disziplin, einen derart schlauen Allrounder sucht man sonst vergebens. Es ist natürlich deutlich, dass der Betrag für das DGT nicht ausschließlich in Kapsel und Impedanzwandler fließen konnten, sondern dass im Budget auch noch Preamp, Wandler, Kopfhörer-Amp, Interface und Zubehör untergebracht werden mussten. Und das haben die Produktentwickler sehr sinnvoll gelöst.

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