Praxis
Reibt etwas
Je größer die Membran eines Mikrofons ist, desto größer ist bei gleichbleibender Elektronik der Ausgangspegel. Insofern verwundert es nicht, dass das Lewitt LCT 240 Pro etwas weniger ausgibt als manche meiner Vergleichsmikrofone – ein Problem mit dem Rauschspannungsabstand sehe ich jedoch nicht. Typisch für eher kleine Membranflächen ist, dass das Lewitt schön schnell und spritzig-frisch reagiert, für Instrumente wie Akustikgitarren ist das eine gute Nachricht. Und auch Stimmen wie die von Chul-Min in den Audiobeispielen können profitieren. Ich will aber nicht verschweigen, dass ich auch Dinge am Lewitt nicht so sehr mag. Es ist beispielsweise so, dass trotz alle Frische ein wenig Offenheit fehlt und das Signal ein bisschen reibt. Dadurch ist eine gleichförmige Komponente im Signal. Das ist etwas, das die wenigsten Mikrofonen wohlklingend hinbekommen (und die liegen preislich im Regelfall sehr, sehr deutlich über dem Lewitt).
Schmaler Sweet Spot
Als Instrumentenmikrofon für ein Signal, das einen großen Winkel vor dem Mikrofon besitzt (wie etwa akustische Gitarre) oder aber bei Reflexionen oder Bleeding anderer Instrumente (beispielsweise im Drumkit) sollte man den Klang des nicht frontal im eher engen Sweet Spot eintreffenden Schalls genau beobachten. Schon deutlich vor 90 Grad beginnen Klangfarbenänderungen in den Hochmitten und Höhen deutlich zu werden, weiter Richtung Off Axis zeigten sich durchaus sprunghafte Einbrüche. Das ist nicht per se „schlimm“, doch deswegen ist das LCT 240 Pro kein „No Brainer“, den man einfach mit dem Wissen um Problemlosigkeit hinstellt. Und nochmal deutlicher: Mit diesen Eigenschaften kann man auch hervorragend arbeiten, wenn man gut hinhört. Auch viele teure Klassiker sind diesbezüglich alles andere als pflegeleicht…
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Toll bei nicht zu kleinem Abstand
Generell empfiehlt sich ein etwas höherer Abstand zur Schallquelle und eine kontrollierte akustische Umgebung. Der Nahbesprechungseffekt, eine Eigenschaft, die viele Mikros mit mittelgroßer und kleiner Membran teilen, klingt nicht so satt und und lässt das stabile Fundament vermissen, das man an vielen anderen Mikrofonen so schätzt. Entfernt klingt es besser, wenn man keine zu dünn klingende Schallquelle ihr Signal gegen gegen die Membran schmeißt. Allerdings, und hier kommt ein positiver Aspekt des Lewitt LCT 240 Pro ins Spiel, lässt sich das Mikrofonsignal hervorragend mit dem Equalizer bearbeiten. Wo andere Mikros ihre Schwächen offenbaren, weil die Auflösung nicht ausreichend ist, der Rauschteppich zu nah oder dergleichen, kann man sogar mal mit hohen einstelligen dB-Werten boosten. Sicher, der etwas reibende Klangaspekt wird mitverstärkt, wenn man dort boostet, aber auch dem kann man positive Aspekte abgewinnen. Das 240 Pro wird wohl in kaum einem Mikrofonschrank die Rolle des Standardmikrofons übernehmen, aber mit seinem Eigenschaftsprofil kann es andere Mikrofone gut ergänzen, wenn das Budget eher begrenzt ist.