MTP W950: „Studiosound“?
Lewitts Claim lautet, dass das MTP W950 den Studiosound auf die Bühne bringen könne. Na, das wollen wir doch mal sehen! Ich mach’s kurz: Wenn man unter „Studiosound“ versteht, dass ein Mikrofon hoch auflöst, sehr breitbandig ist und die Dynamik nicht merklich einengt.
W950 bringt das Signal nach vorne
Ich will es kurz machen: Das Lewitt MTP W950 klingt hervorragend. Zunächst ist da der Frequenzgang, der auch tiefe Brustraumresonanzen nicht abschneidet und das Luftband unter 20 kHz offen lässt. Ja, das Mikrofon ist unter Studiokonditionen genause geeignet wie auf der Bühne. Linear ist es allerdings nicht: Beide Patterns bringen das Signal nach vorne mit unterstützten Präsenzen, nehmen jedoch die Schärfe ausreichend zurück. Es ist allerdings nur eine Hypothese, dass in Österreich entwickelte Mikrofone hier besonders unempfindlich sind, weil Österreichisches Deutsch schlichtweg schärfer artikuliert wird (wie etwa in „Brezn reißn“ oder einfach „Ja sicher.“).
Bassanhebung moderat, Auflösung hoch
Die Bassanhebung durch den Nahbesprechungseffekt ist moderat, auch bei verbreiteter Liveposition mit den Lippen am Grill sind die Tiefen kontrolliert. Umgekehrt dünnt das Mikrofon auch nicht zu sehr aus, wenn der Abstand etwas höher ist. Das nenne ich gut ausbalanciert. Gut, dass sich auch die Poppempfindlichkeit in Grenzen hält.
Wie es sich für ein hochwertiges Mikrofon gehört, ist die Auflösung hoch. Und das über das gesamte Spektrum. Im Livebetrieb ist nicht immer und bei jeder Stimme und Musikrichtung das letzte Quäntchen Detail nötig, aber bei stärkeren dynamischen oder spektralen Eingriffen und natürlich im Studio wird man sich darüber freuen.
Superniere und Niere
Hervorragendes leistet das Lewitt MTP W950 in Hinblick auf die Richtwirkungen der beiden Patterns. Die Pegelverläufe sind allesamt sanft, sodass sich Klangfarbenänderungen bei nicht eisern axial besprochenem Mikrofon in Grenzen halten. Zudem ist die Dämpfung außerhalb der Front nicht nur hoch, sondern vor allem gleichmäßig. Dies ist eine gute Nachricht, denn Feedbacks bauen sich in den Höhen weniger dort auf, wo Abstände zwischen Monitor und Mikrofon von der Wellenlänge genau passen, sondern in den Frequenzbereichen, die im Polar Pattern an manchen Stellen besonders herausragen.
Für dich ausgesucht
Die Wahl von Niere oder Superniere erfolgt nicht nur aus klanglichen Gründen, sondern auch aus technischen. Wird ein mittig positionierter Bühnenmonitor benutzt, bietet es sich bei hauptsächlich fixen Mikrofon an, die Off-Axis der Niere darauf zu positionieren – also bei genau 180°. Die Superniere erlaubt zwei Monitore, die dann idealerweise bei 120 und 240° positioniert sind.
Handling gefällt
Das Handling gefällt mir trotz eher kräftiger Hände gut. Das MTP W950 ist nicht zu schwer, der konische Tubus und der aufgesetzte Kopf sind so gestaltet, dass man Cupping (also das Zuhalten der hinteren Schalleintritte und somit das Erzeugen einer Kugel) schon bewusst erzeugen muss.