Lewitt Ray Test

Die Aura-Technik von Lewitt im Einsatz

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<html><p>Das, was wohl alle wissen wollen: Ja, es funktioniert. Und zwar erstaunlich gut. Wenn man die Lebensgeister des Lewitt Ray per Phantomspeisung weckt, ist es zunächst einmal ein typisches Großmembran-Kondensatormikrofon mit all den bekannten Eigenschaften, deren Wiederholung hier wahrscheinlich niemand lesen will.</p>
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<html><figure class=Panel
Auch ohne dieses Panel und die Funktionen ist das Lewitt Ray ein sehr gutes Mikrofon.

Drückt man den magischen Aura-Button, passiert tatsächlich etwas, das so niemand bislang kannte, ob vor dem Mikrofon oder an den Reglern. Es ist höchst ungewöhnlich, wenn an sich einem richtenden Mikrofon nähert oder davon entfernt, aber Pegel und Tiefenabstimmung automatisch nachgezogen werden. Was absolut gelungen ist, ist, dass dieser Vorgang – auch wenn er zunächst sehr gewöhnungsbedürftig ist – nicht „processed“ wirkt. Wohl um diesen Eindruck zu erzielen, wird nicht so extrem kompensiert, wie es vielleicht möglich wäre. Es passiert also nicht nichts, auch wenn das mit kräftigerem Einsatz möglich wäre: Ein wenig Nahbesprechungseffekt bleibt. Das lässt sich am Audiomaterial festmachen, welches beim genauen Hinhören auch in trockener Umgebung ein wenig erkennen lässt, wie es um den Abstand bestellt ist, aber auch dem grafischen Frequenzgang entnehmen. Warum ich „trocken“ schreibe? Nun, was as Lewitt Ray natürlich nicht wegzaubern kann, ist, dass sich Änderung des Abstands uch das Verhältnis von Direktschall zu reflektiertem Schall ändert. Wie auch immer: Ich kann wirklich jedem raten, diese Technik auszuprobieren.

Audio Samples
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70 bis 10 Zentimerter, Aura OFF 70 bis 10 Zentimerter, Aura ON

Mit Aura wird das Signal bei geringerem Abstand kaum lauter, weswegen die Files von mir unterschiedlich ausgepegelt wurden.

Look mum, no hands!“: Mute-by-distance-Technik im Einsatz

Ist Aura aktiviert, kann man am Distance-Display die Entfernung des nächsten erkannten Objekts ablesen. Aktiviert man Mute-by-distance durch mehrsekündiges Drücken des Mute-Tasters, wird im Anschluss die erkannte Entfernungsgrenze mit einem roten Strich dargestellt. Von da an ist es ganz einfach: Befindet man sich hinter dieser Grenze, schaltet das Lewitt Ray auf Mute, überschreitet man sie, aktiviert das Mikrofon die Audioausgabe. Toll ist auch, dass die beiden Vorgänge mit einem sanften Fade durchgeführt werden, somit knackfrei bleiben und nicht die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aus dem Unternehmen habe ich erfahren, dass technisch zunächst die Pegelangleichung der Aura-Hardware benutzt wird und danach die weitere Attenuation stattfindet. Das trifft auch für das normale, händische Mute zu.

liegend
Hier misst der TOF-Sensor genau null Zentimeter Abstand: Das Lewitt Ray liegt nämlich mit der Front nach unten.

Ich habe hier schlichtweg das Audiofile, das ich schon beim ersten Kontakt aufgenommen habe, einfach, um die Funktion kennen zu lernen. Ganz ungefiltert, also. Lustig: Man hört, wie ich glaube, einen Unterschied zwischen linker und rechter Seite wahrzunehmen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass der Sensor nur auf einer Seite verbaut ist!

Audio Samples
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Erster Versuch von Mute-by-distance

Für wen und wofür eignet sich das Lewitt Ray?

Im Test hat sich mir schnell gezeigt: Aura und Mute-by-distance sind definitiv keine krampfigen Sonderwege, keine verzichtbaren Gimmicks, die konstruiert wurden, um irgendwie Aufmerksamkeit zu bekommen.

Beispiel: Wenn man als Engineer sagt „Das ist das Mikro. Du darfst dich kein Stück davor bewegen!“ schürt man Technikängste und unterbindet freie kreative Entfaltung. Sollte nicht die Technik der Performance Untertan sein? Nun – dem sind wir ein Stück näher. Natürlich denkt an schnell an Gesang und Sprache, doch auch andere Schallquellen bewegen sich. Holz- und Blechbläser, Violen und Violinen etwa. Damit ist das Lewitt Ray ein hervorragendes Werkzeug, um derartige Probleme der Vergangenheit angehören zu lassen. Im Studio bedeutet das: Das Aura-Mikrofon ist ein Problemlöser, ohne dabei ein One-Trick-Pony zu sein.

Hervorragend sind die Eigenschaften des Ray auch für Einsteiger, deren Mikrofondisziplin sich erst noch entwickeln muss. Besonders, wer vor einer Kamera agiert, bewegt sich meist stärker vor und zurück. Ich denke aber auch an Radiostationen, wo sich teilweise sehr mikrofon-unbedarfte Personen vor dem Gästemikro befinden. Auch im dort sehe ich Möglichkeiten: Sprecher an Pulten oder Diskussionsteilnehmer in unterschiedlichen Runden. Aura, aber vor allem Mute-by-distance sind hier interessante Features! Und auch im Studio kann man sich damit eine Menge Editierarbeit sparen!

mit Spinne und Poppschutz
Es gibt für das Ray einen Haufen Anwendungsfelder vom blutigen Homerecording-Einsteiger bis zum hochprofessionellen Studio.

Loopings schlagen

Oh, und noch etwas: Looping Artists könnten alleine durch ihre Position ein weiteres Loop Recording hinzufügen, ohne mit dem Looper die Aufnahme gesondert starten und beenden zu müssen. Die Frage ist dann eher, was auf Dauer mit dem Signal geschieht, wenn immer mehr leere Recordings gestackt werden und nur ab und an Signal vorhanden ist. Wer eine Looping Station besitzt, kann das ja mal ausprobieren!

Ich wollte Mute-by-distance spaßeshalber mit dem Horn meines Rotary Speakers ausprobieren, aber a) ist dieses zu sehr umbaut, was den TOF aktiviert und b) sind die Fade-Times des Lewitt Ray zu langsam, um auf die Bewegung zu reagieren. Trotzdem bin ich ein wenig stolz auf die Idee. Ich bin aber gespannt, was die weltweite Community mit den beiden Ray-Features anstellt. Denn wie wir wissen, wird jegliches Equipment schnell kreativ genutzt und zweckentfremdet.

Gibt es etwas zu kritteln?

Mir ist kaum etwas aufgefallen, was mich dazu bringen könnte, ernsthaft den Mister Motz heraushängen zu lassen. Man ist an den mitgelieferten Poppschutz gebunden oder müsste einen fremden so positionieren, dass er nichts vom Lichtbeschuss durch den TOF-Sensor abbekommt. Denn wenn ein statisches Element erfasst wird, ist es mit der dynamischen Anpssung natürlich Essig. Wer etwa als Podcaster wild gestikuliert, lässt im ungünstigen Fall mit seiner Hand das Mikrofon gauben, dass die Schallquelle nahe kommt.

Natürlich sollte klar sein, dass es sich bei Aura um Technik für eine Einzelschallquelle handelt, und eventuelles Bleeding anderer Signale mit hochgezogen wird. Physik lässt sich nicht aufheben.

Ganz vielleicht wäre eine Art Minimal-Erklärung auf dem Mikrofon selbst nicht verkehrt. Zum Beispiel „Aura: proximity effect compensation“ und „Mute: hold to set auto-mute distance“ oder so. Wer weiß, in welchen Situationen sonst über das merkwürdige Verhalten gestaunt werden wird?

Windschutz
Der mitgelieferte Windschutz verhindert natürlich die Funktion genausowenig wie der passende Poppschutz.

Zukunftsmusik

Ohne Nahbesprechungseffekt eine Hi-Hat oder Ride im Nahbereich aufnehmen zu können, ist natürlich eine Wohltat. Hier würde es natürlich auch eine fixe Bassfilterung tun. Das im Ray zu implementieren wäre sicher möglich gewesen. Doch kommt man bei derartigen Überlegung schnell zu dem Schluss, dass mehr Optionen das Lewitt Ray sowohl komplizierter als auch teurer gemacht hätten. Dass es einfach und preiswert ist, sind aber wichtige Parameter, die mich auch ohne Glaskugel sicher sein lassen, dass das Produkt ein Erfolg wird.

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Ist die Aura-Technik ein Dammbruch?

Allerdings startet wohl bei vielen Leuten das Rattern im Oberstübchen, was wohl sonst noch möglich werden wird. Aura hat als Technik schließlich einen eigenen Namen bekommen („AUstrian RAy“?). Das lässt auf zukünftige Verwendung in weiteren Produkten schließen… nein: hoffen. Möglicherweise wird die Technik für XYZ-Sensorik benutzt, denn aktuell bleibt der Winkel undetektiert. Bei Doppelmembrankapseln könnte man also das Pattern mit verändern… In meinem Kopf paart sich das Ray schon mit dem Array-Mikrofon Zylia ZM-1 oder anderen Produkten und Situationen in den Bereichen Beamforming, Immersive, 3D… Ich habe wohl nicht als einziger Journalist bei Lewitt nach der Möglichkeit zum Retrofitting anderer Mikrofone gefragt. Eine Aura-Einheit, die zum Beispiel für einige Mikrofonklassiker dazu gekauft werden kann und speziell für diese ausgemessen wurde, per USB sind verschiedene Settings ladbar?

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19.01.2018
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Gibt es bald ein Aura-Kleinmembran-Mikro? Ein Live-Mikrofon? Anbindung an DAWs, um dort die Abstandsinformation zu nutzen, für Signalseparierungen, Delays/Phasenlagen, Threshold-Einstellungen? Das Tolle an neuen Technologien ist ja, dass sie zum Weiterdenken anregen. Und irgendwie habe ich nicht das Gefühl, als habe man bei Lewitt jetzt halt das Ray entwickelt und beließe es dabei. Also meine Neugier ist jetzt erst richtig geweckt!

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Das Mikrofon erkennt Abstände. Die Idee ist so einfach wie genial.

Alternativen zum Lewitt Ray

Haha. Wenn ein Mikrofon eine neue Technik etabliert, dann wird es wohl kaum Alternativen geben. Allerdings: Schon vor dem Lewitt Ray ist es der Menschheit durchaus gelungen, ganz vortreffliche Musik aufzunehmen, Podcasts, Videocalls und vieles mehr zu machen. Wer ab und an mit dem Nahbesprechungseffekt auf Kriegsfuß steht, der kann natürlich auch mal zum Druckempfänger greifen – denn diesen gibt es dort nicht. Besonders im Nahbereich von Klangquellen spielt dann die kaum vorhandene Richtwirkung und damit der größere Spill nicht so eine wichtige Rolle. Und natürlich ist es nie falsch, als Mensch vor dem Mikrofon die so genannte Mikrofondisziplin zu entwickeln und als Mensch hinter dem Mikrofon für geeignete Settings zu sorgen.

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