Lexicon LXP Native Reverb Bundle Test

Praxis

Benutzeroberfläche und Parameter
Vorab: An den LXP Plug-Ins lässt sich so einiges drehen und schrauben. Aber keine Sorge! Trotz der vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten ist die grafische Benutzeroberfläche der vier Plug-Ins übersichtlich strukturiert und sehr hübsch anzusehen. Im oberen Bereich findet sich rechts neben einer Anzeige des Ein- und Ausgangspegels ein Echtzeit-Display, auf dem es gerne einmal bunt zugeht und das die Möglichkeit bietet, sich den erzeugten Nachhall visuell anzeigen zu lassen. Wie in den Screenshots zu sehen, gibt es mit „Multiband“, „Frequency“ und „Impulse“ drei mögliche Darstellungsmodi, in denen man die Farben seiner Hallfahne betrachten kann. Wer lieber ganz auf seine Ohren vertraut oder Systemressourcen sparen will, der kann das Display natürlich auch abschalten.

Fotostrecke: 3 Bilder Multiband

Die insgesamt über 220 Presets der vier Plug-Ins bieten eine solide Ausgangsbasis für ein weiteres Spiel mit den Parametern. Die Unterteilung in verschiedene Kategorien von Raumgrößen erscheint dabei sehr sinnvoll. Wer nach einem Medium-Hall für die Sängerin sucht, muss sich nicht durch eine unorganisierte Preset-Liste wühlen, sondern wählt einfach die entsprechende Abteilung aus und sieht auf einen Blick, was das Plug-In in dieser Hinsicht zu bieten hat. Wenn danach eifrig an den Parametern geschraubt wird, bietet der Compare-Button eine sehr schöne Möglichkeit, das eigene Ergebnis mit dem originalen Preset zu vergleichen.

Sehen wir uns einmal die verschiedenen Regler an, die zur besseren Übersichtlichkeit ebenfalls in unterschiedliche Kategorien geordnet sind, auf die man wiederum über die Navigations-Buttons am unteren Ende des Fensters zugreifen kann. Neben den üblichen Verdächtigen wie Reverb-Time, Predelay, Diffusion und Konsorten gibt es auch einige Lexicon-typische Möglichkeiten, den Klang an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. So kann man beispielsweise die Abklingdauer der Bass-Anteile in ein Verhältnis zum restlichen Hall setzen und eine dazugehörige Grenzfrequenz bestimmen. Ein Feature, das es schon beim 480L und den meisten anderen Lexicon-Algorithmen gab und das dort als „Bass Multiply“ bezeichnet wurde. Durch ein Absenken dieses Wertes klingt der Bass-Anteil schneller ab, was in dichteren Mixen zur Sauberkeit und Transparenz des Klangs beitragen kann. Eine deutliche Erhöhung erzeugt mitunter eindrucksvolle Effektwolken.

Besonders ausführlich lässt sich alles bearbeiten, was mit Erstreflexionen zu tun hat. Komplexe Early Reflection Patterns wie im Room Plug-In des PCM-Bundles gibt es zwar nicht, aber dafür können diese für den Raumeindruck sehr wichtigen Bestandteile des Klangs millisekundengenau platziert und in der Lautstärke angepasst werden – und zwar nicht nur für alle frühen Signalanteile im Ganzen, sondern für bis zu vier einzelne, sehr kurze Delays, die für Reflexionen von verschiedenen Wänden des virtuellen Hallraums stehen. Auch dieser Parametersatz ist nicht ganz neu für Lexicon-Algorithmen und war zum Beispiel schon in vergleichbarer Form in der Hardware der PCM-90er Serie vorhanden.

Soft Row
Soft Row

Insgesamt gibt es für jeden der vier Algorithmen bis zu 27 Parameter, die komplett über den Host-Sequencer automatisierbar sind. Da in der Praxis oft nur einige wenige dieser Werte tatsächlich verändert werden, bietet das LXP Native Reverb mit der Soft Row eine Ansicht, in der die wichtigsten Einstellungsmöglichkeiten zusammengefasst dargestellt werden. Das Gute daran ist, dass die Belegung der Drehregler in der Soft Row individuell angepasst werden kann. So steht es jedem Benutzer frei zu entscheiden, welche Parameter sich in dieser vereinfachten Darstellung zur Bearbeitung anbieten sollen. Das Hi-Cut Filter wird kaum verwendet und soll durch den Stereo-Spread Parameter ersetzt werden? Kein Problem! Nach zwei Mausklicks ist das geschehen und wird so auch in den eigenen Presets abgespeichert.

Sound – Ein echter Lexicon
Ein Plug-In Bundle, das sich als günstigere Alternative zu einer noch teureren Software verstehen lässt und dabei trotzdem über 600,- € kostet, soll natürlich vor allem hervorragend klingen. Im Folgenden hört ihr einige Klangbeispiele, bei denen alle vier Algorithmen zum Einsatz kommen. Wer sich speziell für die Unterschiede zum PCM-Bundle interessiert, dem möchte ich empfehlen, auch die Audios zum entsprechenden Testbericht im Vergleich zu hören, denn es handelt sich um das gleiche Ausgangsmaterial, das mit den entsprechenden Algorithmen verhallt wurde. Einen Shortcut zu den Klangbeispielen findet ihr hier.

Audio Samples
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E-Drums Dry E-Drums Short Plate Nature Drums Dry Nature Drums Chamber

Die beiden Schlagzeugspuren wurden mit einem kurzen Plattenhall (0,7 Sekunden) und einem Chamber-Reverb (1,3 Sekunden) versehen. Tendenziell klingen die LXP Plug-Ins etwas heller als die PCM Plug-Ins, die sich auf den Drums etwas kräftiger und bauchiger präsentieren. Ob das nun als ein deutlicher Nachteil zu sehen ist, sei jedem selbst überlassen. Für mich persönlich wirkt der Klang absolut überzeugend.

Audio Samples
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Nylon-Guitar Dry Nylon-Guitar Large Hall Western-Guitar Dry Western-Guitar Cathedral

Auf den Gitarrenspuren findet beide Male der Hall-Algorithmus Anwendung – bei der Nylongitarre in einer Large Hall mit einer Nachhallzeit von 2,8 Sekunden und im Falle der Westerngitarren in einer Kathedrale (satte 5,8 Sekunden). Vor allem bei letzterem Beispiel ist der schon erwähnte Parameter Bass Multiply deutlich erhöht, wodurch sich der Effekt noch etwas mächtiger gestaltet als im Preset. Auch bei den langen Hallfahnen zeigt sich, dass das LXP Bundle nicht unbedingt billiger oder schlechter als das PCM Bundle klingt, sondern eben einfach anders.

Audio Samples
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Song Dry Song Drum-Room Song Guit-Hall Vocals Dry Vocals Medium Hall

In den drei Variationen des Songs hört ihr nach der trockenen Variante den Room-Algorithmus auf den Drums (0,5 Sekunden) und einen Medium-Hall (2 Sekunden) auf der Gitarre. Da dem LXP Room Plug-In die komplexen Early Reflection Patterns fehlen, ist die Klangvielfalt nicht so breit wie beim nativen Flaggschiff, das Ergebnis spricht aber für sich – alleine durch den kleinen Raum auf dem Schlagzeug klingt der Mix wesentlich dreidimensionaler als in der trockenen Variante.

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