Der Line 6 Catalyst CX 100 in der Praxis
Für die Soundfiles wird der Line 6 Catalyst CX 100 zunächst mit einem AKG C414 abgenommen, das über den Preamp meines Audio-Interfaces, eines RME Fireface UFX, verstärkt wird. Zum Abchecken des DI-Outs spiele ich direkt in das Interface. Um die Pedalfreundlichkeit zu überprüfen, kommt noch ein Maxon OD808 vor dem Amp zum Einsatz. Die Gitarren werden jeweils angegeben.
Erster Eindruck zu den Factory-Presets
Zu Beginn steppe ich durch die Werksvoreinstellungen, um mir einen grundlegenden Ersteindruck zu verschaffen. Diese Factory-Presets zeigen sich vielseitig und sind sehr praxisorientiert programmiert. Keine Effektorgien, dafür sofort einsetzbare Sounds aller Couleur ist die Devise. Das Spielgefühl ist sehr direkt und hier hat sich seit der letzten Version in der Tat einiges getan. Auch wenn sich der Unterschied zu einem echten Röhrenamp noch nicht ganz leugnen lässt, kommt der Klang doch sehr authentisch mit toller Dynamik und Spritzigkeit. Die 100 Watt Leistung sind natürlich für laute Gigs oder Proben allemal ausreichend, wobei das Power-Scaling auch dezente Töne für den Heimbereich gestattet. Der 1×12″ Speaker erweist sich als sehr gut gewählt, denn sowohl warme Cleans als auch britzelige Crunch-Settings oder High-Gain-Riffs überzeugen gleichermaßen.
Die Amp-Typen im Detail
Als Nächstes mache ich mich an ein paar Eigenkreationen mit Fokus auf Ampsounds und lediglich etwas Reverb. Die bereitgestellten Amp-Typen sind ebenfalls sehr praxisnah gewählt und zeigen ein breites Spektrum für alle Stilistiken. Auch wenn es sich hier überwiegend um originäre Line 6-Verstärkertypen handelt, liefert der Catalyst doch klare Reminiszenzen an die Klassiker. Die Amp-Modelle bieten prinzipiell sechs Charaktere mit jeweils einer klanglichen Variation, die sich im Tonestack und dem Zerrgrad äußert. Die beiden “Clean”-Typen kommen mit crispen und glasklaren Sounds, während „Boutique“ bluesige Break-Up-Sounds bietet. Die Bezeichnung „Chime“ lässt auf Vox- oder Matchless-artige Amps schließen und in der Tat erhält man hier den Crunch mit dem charakteristischen Mittenbereich. „Crunch“ und „Dynamic“ schließen im Zerrgrad direkt danach an und trumpfen durch britische Texturen. Bei „Hi-Gain“ erhält man dann das Vollbrett für archetypische amerikanischen Metal-Sounds. Das Tweaken der Endstufenparameter wie Sag und Bias kann den Sound, aber auch das Spielgefühl, nochmal ordentlich beeinflussen. Gerade der Sag-Parameter führt zu einer klaren Kompression der virtuellen Endstufe und etwas mehr Punch. Das Einstellen der Grundparameter ist am Amp sehr intuitiv umzusetzen und alles fühlt sich wie in der analogen Welt an. Tiefere Eingriffe sind durch Tastenkombinationen möglich, was im Eifer des Spielgefechts allerdings etwas Übung erfordert.
Die Effektsektion überzeugt mit hoher Qualität
Kommen wir nun zu den Effekten. Hier erhält man die bekannt hohe Line 6-Qualität. Die Auswahl ist zwar in manchen Bereichen etwas eingeschränkt, so hätte ich mir z. B. noch einen Kompressor gewünscht, aber grundsätzlich kann man alle Brot-und-Butter-Sounds leicht umsetzen. Anfangs war ich etwas verwundert, dass es keine dezidierten Drive-Modelle gibt, allerdings verbirgt sich so einiges hinter der Boostfunktion. Diese liefert nämlich je nach Ampmodell eine andere festgelegte Boost-Art. So findet man z. B. vor dem „Chime“-(Group 1) Modell einen Treble-Booster und vor dem „Clean“-(Group 2) Amp einen Klon Zentaur. Auch wenn das eine durchaus sinnvolle Lösung ist, wäre hier etwas mehr Flexibilität in der Boost-Paarung sicherlich ein tolles Feature.
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Aufnahmen über den DI-Out
Nun gehts an den DI-Out, um die Sounds des Cab-Blocks abzuchecken. Die drei Speakermodelle liefern sehr gute Ergebnisse, wobei die üppige Auswahl an Mikes nochmal zusätzliche Flexibilität bedeutet. Die integrierte Cab-Simulation kommt für mich klanglich nicht ganz an meine Lieblings-IRs heran, dennoch sind die Ergebnisse absolut überzeugend. Wer trotzdem gerne mit eigenen Faltungen in der DAW experimentieren will, kann den Cab-Block natürlich auch einfach deaktivieren.
Da der Catalyst CX100 keine frei wählbaren Overdrives anbietet, interessiert mich natürlich auch die Pedalfreundlichkeit des Boliden. Hier muss man ganz klar sagen, dass vorgeschaltete Zerrer tadellos mit dem Catalyst CX100 harmonieren und gutklingende Ergebnisse zutage fördern.