Testaufbau
Für den Praxis-Check parke ich den DL4 MkII Delay Modeler im Stereo-Einschleifweg meines Line 6 HX Stomp, um die Delays und Reverbs in ihrer kompletten Breite abbilden zu können. Dieses Setup entbehrt natürlich nicht einer gewissen Komik, da die Geräte der Helix-Reihe von Line 6 alle Delays und Reverbs an Bord haben, die das neue DL4 MkII bietet. Bei einigen Ambient-Kreationen, die es gleich zu hören gibt, würde man im Falle des HX Stomps allerdings den Prozessor schnell an seine Grenzen bringen und könnte so weitere Effektblöcke des Geräts nur eingeschränkt nutzen. Da sich das DL4 MkII nur auf eine bzw. zwei Effektkategorien beschränkt, geht es mir persönlich außerdem so, dass ich mich deutlich fokussierter auf die gebotenen Möglichkeiten einlasse. Abgesehen davon sind die zwei Looper-Optionen natürlich ein Alleinstellungsmerkmal des DL4 MkII.
Soundcheck
Zunächst mache ich mich mit den angebotenen Delays vertraut. Wie erwartet, gibt es hier einiges zu entdecken und auch nachdem ich eine ganze Weile mit verschiedenen Sounds gespielt habe, bleibt der Eindruck, nur an der Oberfläche gekratzt zu haben. Dies gilt im Besonderen natürlich für die Symbiose aus Delay und Reverb. Alle Effektalgorithmen im Detail darzustellen würde den Rahmen dieses Tests bei Weitem sprengen. Für einen ersten Eindruck zu den verfügbaren Delays möchte ich an dieser Stelle aber auf das Video zum Test verweisen, in dem ich alle Delay-Modelle kurz anspiele.
Bedienung
Packt man ein vergleichsweise kompaktes Effektgerät so voll mit Optionen, liegt es auf der Hand, dass sich nur mit Mehrfachbelegungen der Potis und Schalter alle Parameter steuern lassen. Im Bezug auf die zusätzlichen 15 Reverb-Algorithmen muss man dabei entweder den mitgelieferten Spickzettel oder für einen noch besseren Überblick das Handbuch bemühen, um herauszufinden, auf welchen Programmplätzen die jeweiligen Reverbs geparkt sind. Andere Hersteller kompakter Multieffektgeräte wie beispielsweise Source Audio oder Eventide haben ihren aktuellen Schützlingen eine zusätzliche Rechner-Software spendiert, um das Editieren eines Sounds übersichtlicher und bequemer zu gestalten. Und auch Line 6 hat für seine Helix-Modelle eine sehr gute Software parat. Da das DL4 MkII ebenfalls über eine USB-Schnittstelle verfügt, wäre eine solche Lösung in meinen Augen ebenfalls wünschenswert. Aber wer weiß, vielleicht kommt ja da noch was. Wie in der Detailbeschreibung bereits erwähnt, übernehmen die Fußschalter je nach Betriebsmodus diverse Aufgaben. Der Tap-Fußschalter kann dabei auch drei weitere Speicherplätze freigeben, ausgewählte Parameter hoch- und runterfahren oder als einfacher Looper fungieren. Möchte man wiederum die Tap-Tempo-Option dauerhaft nutzen und beispielsweise auch den einfachen Looper einbinden, bietet der zusätzliche Expression-Pedal-Eingang oder die Midi-Anbindung Abhilfe.
Das Line 6 DL4 MkII in der Praxis
Die typischen Brot-und-Butter-Anwendungen meistert das DL 4 MkII selbstverständlich mit Bravour. Wirklich spannend wird es meines Erachtens beim Kreieren von großen und weiten Klangwelten, mit denen das Gerät bei sparsamem und gezieltem Input sich beispielsweise im Harmony-Modus fast zu einem eigenständigen Instrument entwickelt. Hier und da offenbaren sich mit der aktuellen Firmware (Stand Mai 2022) allerdings noch ein paar Bugs. So speichert das Gerät beispielsweise im Zusammenspiel mit den Sub-Divisions noch nicht das eingegebene Tap-Tempo. Beim Harmony-Modus taucht außerdem hin und wieder digitales Knacken auf, wie man auch an zwei Stellen im Audiobeispiel hören kann. Ansonsten hat das Gerät neben hauseigenen Eigenkreationen einige Nachbildungen analoger Klassiker im Angebot, wobei die Simulation des EHX Deluxe Memory Man im Legacy-Modus mit dem Analog Mod und im MkII-Modus mit dem Elephant Man sogar gleich zweimal angeboten wird. Auch wenn gewisse Eigenheiten des analogen Vorbilds hier nicht hundertprozentig abgebildet werden, stimmt die Richtung absolut und bringt richtig Spielspaß!
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Ansonsten treten auch bei beiden Loopern aktuell noch Probleme auf. So knackt es in Verbindung mit der Half-Speed-Funktion hin und wieder auf der Aufnahme oder das Frequenzbild ändert sich bei mehreren Loops. Beheben lässt sich dies nur mit einem Neustart des Geräts. Beim Ausprobieren des 1-Switch-Loopers konnte ich außerdem stellenweise die Aufnahme erst löschen, nachdem ich ein anderes Delay-Modell aktiviert hatte. Aber auch diese Probleme sind dem Hersteller schon bekannt und sollen mit dem nächsten Update passé sein. Hier kommen zum Abschluss noch einige Beispielaufnahmen mit diversen Einstellungen.