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Line 6 DT50 212 Combo Test

Bevor wir nun mit dem eigentlichen Praxis-Teil und den Audios anfangen, könnt ihr euch hier eine Tabelle mit allen Amp-Einstellungen der Sound-Files downloaden:

Wo man früher versuchte, lediglich den Klang eines Röhrenamps per Modeling-Technologie zu reproduzieren, ist man nach über einem Jahrzehnt einen wesentlichen Schritt weiter. Denn der Klang definiert sich bekanntermaßen auch durch die unterschiedliche Reaktionen und die Dynamik des Amps. Lässt sich der Gitarrist auf diese Interaktion mit dem Verstärker ein, löst das in der Regel eine positive Kettenreaktion aus, die nicht nur dem Sound dient, sondern auch ein Wohlfühlfaktor für den Spieler ist. Die spannende Frage ist natürlich, ob das auch dem DT50 gelingt. Mit Modeling Amps verbindet man ja grundsätzlich die Vorstellung einer komplexeren Bedienstruktur und Unübersichtlichkeit aufgrund der speicherbaren Einstellungen – aber hier kann ich komplette Entwarnung geben: Der Amp ist total logisch und übersichtlich aufgebaut und speichert die wichtigsten Dinge, ohne zu fragen. Selbst die Bedienungsanleitung, die alles Wichtige kurz und gut erklärt, ist auf drei DIN-A5-Seiten beschränkt. Da gibt es nichts zu meckern, man kann sofort loslegen, und genau das tun wir auch.

Zu allererst tasten wir uns durch die vier verschiedenen Voicing-Modes. Erleichtert wird das Ganze durch einige Vorschläge, die der Hersteller auf einem großen Blatt mitgeschickt hat, das sich bei Auslieferung auf dem Combo befindet. Will man nämlich ein authentisches Replikat des Vorbildes erzeugen, sollte man auch die Tube Mode (Pentode/Triode) und Amp Mode (Class AB/ Class A) Einstellungen berücksichtigen.
Hier nun der Modus I, inspiriert von der Schaltung des Fender Twins.

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One Clean

*Kurze Anmerkung: Die Bezeichnung ´P´ bedeutet, dass der Master-Regler herausgezogen ist (Pull). Der Normalzustand, also gedrückt, wird durch ein ´N´ hinter der Zahl gekennzeichnet.

Gut getroffen! Der Sound ist klar und hat eine gutes Bassfundament, das auch bei weit aufgedrehtem Bassregler, wie im Beispiel zu hören ist, in den tiefen Frequenzen nicht mulmig klingt. Der Gainregler liefert eine Reichweite von klaren, unverzerrten Tönen bis zu leicht angezerrten Sounds, wenn man ihn voll aufdreht. Alles sehr dynamisch, die Verzerrung kommt erst bei härterem Anschlagen.

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One Dirty

Jetzt noch etwas Hall und der typische Fender Blues/Country/Electric Folk Sound ist perfekt. Der Hall kann wie im Original dem Gitarrensound hinzugemischt werden. Klanglich macht er eine gute Figur und erinnert an den scheppernden Federhall der alten Fender Amps. Trotz hoher Effektintensität klingt es nie matschig, die Akkorde kommen deutlich. Schön, dass der Reverb für beide Kanäle getrennt regelbar ist. Man kann hier zum Beispiel für den Lead Sound etwas mehr nehmen und den Rhythmus-Kanal etwas trockener einstellen.

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One Reverb

Mit dem Gain- und Reverb-Regler auf vollem Anschlag bekommt man den markanten Surf-Sound problemlos hin. Dick Dale lässt grüßen.

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One Surf
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Es geht weiter mit dem Voicing Nummer II, das die Freunde der britischen Marshall-Verzerrung beglücken soll. Auch hier werden wir uns zuerst den Vorschlag des Herstellers anhören.

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Two Crunch

Na ja … So richtig haut mich das Ergebnis leider nicht um. Wo das erste Voicing noch sehr offen und transparent klang, tendiert die zweite Stufe in die Gegenrichtung. Der Sound ist eher dicht und hat eine etwas nasale Verzerrung, ein doch recht großer Unterschied zu einem Marshall Plexi. Daher ist jetzt Experimentieren angesagt, mal sehen, was man dem Teil noch so entlocken kann – Schalter und Regler gibt es ja genügend. Einen wichtigen Einfluss auf das Zerrverhalten der Endstufe hat die Position des Master-Reglers. Wenn er herausgezogen ist, dann wird die Leistung reduziert und die Endstufe bei geringer Lautstärke härter angefahren und beginnt natürlich auch zu zerren. Das heißt, man hat in manchen Fällen die Vorstufe und Endstufe zu Übersteuerung gebracht. Das kann häufig sehr gut und druckvoll klingen, hier tut es das nicht unbedingt, daher bevorzuge ich bei diesem Voicing die Einstellung mit einem gedrückten Master-Regler, also volle Kraft ohne Endstufenzerre. Ihr hört zum Vergleich beide Varianten in gleicher Lautstärke, das heißt, bei der leistungsreduzierten Version (herausgezogener Regler = P) habe ich den Master-Regler dann etwas höher gedreht.

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Two Master P Two Master N

Beim gezogenen Master-Regler werden mächtig Mitten herausgesaugt. Die normale Variante kommt da schon wesentlich offener und druckvoller rüber. Bei beiden klingt aber die Verzerrung sehr kratzig auf den tiefen Saiten, mein Fall ist das nicht. Was bei der Soundeinstellung in diesem Voicing noch etwas erschwerend hinzukommt, ist die sehr geringe Wirkungsweise der Klangregelung. Da tut sich relativ wenig, besonders, wenn man an den Mitten dreht. Klar, auch beim Vorbild ist die Klangregelung nicht gerade extrem, aber meines Erachten immer noch intensiver und effektiver als hier.

Aber es gibt noch eine weitere Sache, die man beim Einstellen beachten sollte: Der Volume-Regler im Kanal war bisher voll aufgedreht, und auch diese Einstellung hat eine große Wirkung auf den Klang. Nimmt man ihn etwas zurück und dreht den Master weiter auf, geht der Sound langsam in die Richtung, die man als mittiges Marshall-Brett mit hoher Durchsetzungskraft bezeichnen kann. Hier der Vergleich:

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Two Max. Gain 1 Two Max. Gain 2

Es geht weiter mit dem dritten Voicing, das in die Richtung des höhenbetonten Crunchsounds eines Vox AC30 tendieren soll. Auch hier wird wieder der Einstellungsvorschlag von Line 6 genommen.

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Three Crunch

Diese Klang-Charakteristik ist schon besser getroffen als der Vorgänger. Man bekommt den typischen Crunchsound mit einer Verzerrung in den hohen Mitten. Mit dem voll aufgedrehten Drive-Regler lässt sich bereits ein kräftiger Classic Rock Overdrive verwirklichen.

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Three Max. Gain

Was ich aber vermisse, ist der offene Sound und die große Dynamik eines Class A Amps, womit er nicht so recht überzeugen kann. Schlägt man leicht an, geht zwar die Verzerrung zurück, aber wenn es heftiger zur Sache geht, bleibt das Gefühl, dass nichts mehr nachkommt, weil der Amp dabei zu stark komprimiert. Ebenfalls negativ fallen bei diesem Voicing die sehr hohen Nebengeräusche (Rauschen und Brummen) auf, die auch bei komplett heruntergedrehtem Master und ausgestöpselter Gitarre noch vorhanden sind.

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Als Letztes die moderne amerikanische Gain-Burg, vertreten durch das vierte Voicing. Hier geht wieder die Sonne auf, die Kollegen von Line 6 haben es offensichtlich doch mehr mit den amerikanischen Amps. Dieses Voicing kommt mit einem transparenten Zerrbrett, das auch massig Sustain im Gepäck hat. Hier ist der Einstellungsvorschlag des Herstellers.

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Four Distortion

Bei einer Drive-Einstellung auf 11 Uhr rockt der Kasten schon mit einem enormen Zerrsound los und die Tonwiedergabe ist trotz hohem Verzerrungsgrad noch sehr gut, alle Saiten sind klar zu hören. Besonders die problematischen Riffs, bei der die leere E-Saite immer mit angeschlagen wird, kommen überhaupt nicht matschig rüber, wie man am vorangegangenen Beispiel hören kann. Beim nächsten hört ihr die ganze Bandbreite der Verzerrung, die man mit dem Drive-Regler in diesem Voicing einstellen kann. Das geht von einem satten Crunchsound bei 7 Uhr (Regler komplett zurück) bis zum absoluten Gainbrett auf 17 Uhr. Vier verschiedene Einstellungen sind nacheinander zu hören, 7, 10, 14 und 17 Uhr.

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Four Gain

Hier ist auch die Klangregelung sehr effektiv, damit kann man sehr feinfühlig seinen Distortion-Sound einstellen, von singenden Lead- bis zu aggressiven Mid Scoop Metal-Sounds. Das Ganze mit guter Obertonansprache und einer, in diesem Fall erwünschten, Kompression des Amps. Hier kommt der Metal-Sound mit komplett abgedrehten Mitten.

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Four Metal

Der Hersteller bezeichnet die Konfiguration der Leistungsröhren im Pentoden-Modus als dominanter und runder, während bei der Einstellung Triode der Klang einen eher warmen und vintagemäßigen Charakter erhält. Das kann ich auch unterstreichen, beim Trioden-Modus spricht der Verstärker genauer auf das eingegebene Signal an und erzeugt einen etwas offeneren Klang. Die Leistung fällt zwar leicht ab, aber das kann man locker mit einer kleinen Drehung am Master-Regler ausgleichen.

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Four Pentode Four Triode

Die Verbindung des DT50 mit dem POD HD über die L6 Link Buchse funktioniert einfach und schmerzfrei mit einem simplen XLR-Mikrofonkabel. Man schließt die Gitarre an den Input des PODs an und alles Weitere regeln die beiden Geräte unter sich. Passend zum jeweilig simulierten Verstärkermodell des PODs wird auch das Voicing und der Tube- und Amp-Modus beim DT50 umgeschaltet. Die Idee und Konzeption ist wirklich gut, kein Kabelsalat und alles ist richtig angeschlossen, aber die Ausführung sollte noch einmal überarbeitet werden, denn beim Umschalten gibt es richtig schöne laute Knackgeräusche, die im Bühneneinsatz gar nicht willkommen sind.

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