Praxis
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Mehr InformationenStruktur:
Kommen wir nun zum Einsatz des Helix.
Dass man digital hervorragende Effekte bauen kann, muss uns keine Firma mehr beweisen. Die Königsdisziplin bleibt jedoch nach wie vor das klanggetreue Nachbilden eines Röhrenamps, und darum wollen wir uns zu Beginn die Simulationen der klassischen Verstärkertypen anhören. Hierzu werde ich zunächst direkt in mein RME Fireface UFX gehen, aber später auch noch den Vergleich in eine Röhrenendstufe kredenzen.
Die Struktur der Presets ist in acht Oberordner gegliedert, von denen Ordner 1 und 2 mit Factory-Presets belegt wurden, Ordner 3 – 7 für Userbelegungen frei sind und Ordner 8 Preset-Templates vorgibt, die man sich nach Belieben dorthin kopieren kann, wo man sie sich wünscht. Jeder Ordner unterteilt sich wiederum in 32 Bänke und die jeweils wieder in vier Presets (A-D). Die ersten Bänke demonstrieren noch weitestgehend den trockenen Ampsound vieler Modelle, wobei sich von A nach D der Zerrgrad steigert. Etwas weiter oben im Preset-Katalog trifft man auf Bass-Presets und etwas effektbeladenere Sounds.
Hier ein paar Eindrücke der Grundpresets:
Amps und Cabs:
Da ist doch schon einiges an “Brot und Butter” – Sounds dabei und die Werkspresets liefern eine sinnvollen Querschnitt an diversen Grundsounds und transportieren dabei sehr gut die charakteristischen Eigenschaften der Amps. Wie schon beim Original hört man ganz klar, dass diese Generation des Amp-Modellings nur noch wenig mit den Amp-Modellern im 500-Euro-Bereich zu tun hat. Hier wurde ein wichtiger Schritt näher zu den Röhrenamps gegangen, auch wenn meiner Meinung nach im Vergleich zu Kemper oder AXE FX noch minimale Abstriche in Druck und Tiefe wahrzunehmen sind. Aber uns stehen ja noch einige Parameter für das Finetuning in einer zweiten Ebene zur Verfügung.
Dazu bastele ich mir ein Preset ohne große Effekte und einem Plexi im Bright-Eingang als Amp. Zum einen haben wir “Sag”, womit das “Sagging” der Endstufe gemeint ist. Je höher dieser Wert, desto stärker kommen das “Pumpen” und die Kompression der Endstufe zum Vorschein. So lässt sich auch bei leisen Amp-Settings das Verhalten einer weit aufgerissenen Endstufe simulieren, wobei der Maximalwert schon fast zu fuzzartigen Aussetzern führt. Deshalb hier nur zwei Licks mit dem Wert 0 und 8 zur Demonstration:
Für dich ausgesucht
Zur weiteren Einstellung des Amp-Verhaltens stehen uns Bias und Bias X zur Seite. Bias regelt das Verhalten der Endstufenröhren, wobei niedrige Werte Class AB- und höhere Werte Class A-Verhalten simulieren, das dann etwas offener klingt:
Bias X wirkt auf die Röhrenkompression, niedrigere Werte machen den Sound kompakter und höhere etwas luftiger und offener:
Der Master-Wert regelt die Lautstärke der Endstufe und damit auch den Grad der Endstufenzerrung. Mein persönlicher Tipp ist gerade bei Marshall- oder Vox-Sounds, die Zerre eher aus der Endstufe als aus der Vorstufe zu holen. Da das Aufreißen des Masters auch die Gesamtlautstärke erhöht und man mit dem Level-Regler etwas kompensieren muss, habe ich euch, um den Vergleich besser zu ermöglichen, beide Sounds normalisiert:
Wer mit all diesen Parametern noch nicht fündig wird, sollte nicht die Kraft der diversen Speakerfaltungen unterschätzen, die manchmal sogar einen größeren Einfluss auf den Sound haben als der Amp.
Hier hört ihr ein identisches Riff mit einem identischen Amp, nämlich dem oben genannten Marshall Plexi, über diverse Cabinets:
Effekte:
Über die Qualität der Effekte muss man bei Line 6 nicht reden, hier ist wirklich alles dabei und die Regelmöglichkeiten sind sehr tiefgreifend. Da die Prozessorleistung identisch zum großen Bruder ist, kann man sich die Signalkette regelrecht vollpacken, ohne dass der Helix sich beschwert oder es zu Aussetzern kommt. Spaßeshalber habe ich z.B. eine Kette mit fünf Reverbs, vier Delays, einem Pitch Shifter, einem Amp, einem Cabinet, Wah, Volume und Verzerrer beladen. Das wird zwar kein Mensch brauchen, aber schön, dass es rein theoretisch ginge.
Hier eine kleine Auswahl an Effektsounds:
Wie schon mein Kollege Thomas Dill beim Helix monierte, ist auch beim Helix LT kein Delay-Spillover vorgesehen. Zwar kann man durch den Parameter “Trails” die Delayfahne überklingen lassen, allerdings funktioniert das nur im Snapshot- oder Stompbox-Modus, wo lediglich Veränderungen an ein und demselben Preset vorgenommen werden, allerdings nicht beim Wechsel eines kompletten Presets.
Zum Abschluss der Effektsektion kommen wir zum Wah, wobei wir hier auf eine Vielfalt an diversen Charakteristika zurückgreifen können. Für das Beispiel habe ich mich für das UK Wah 846 entschieden, das dem Vox-Wah entspricht:
Vergleich Röhrenendstufe – DI Out
Zum Abschluss möchte ich mir ein Bild vom Sound des Helix LT direkt in die Soundkarte, alternativ in eine Röhrenendstufe und zusätzlich über einen per SM 57 aufgenommenen Amp machen.
In der Cabinet-Simulation kam eine 4×12″ Marshall Greenback Box über ein SM 57 zum Einsatz. Das andere Setup ist eine Mesa Boogie Mark V Endstufe über eine 4×12″ Marshall Greenback Box, ebenfalls mit einem SM57 abgenommen. Auch wenn hier nicht zwei vollkommen identische Sounds gefunden werden können, denke ich doch, dass der Vergleich die grundlegenden Unterschiede offenbaren kann:
Endstufen- und Cabinet-Simulation des Helix:
Preamp an Röhrenendstufe:
Klar ist zu erkennen, dass das nichtvirtuelle Setup deutlich mehr Wärme und Druck in den Bässen und tiefen Mitten aufbauen kann und auch im Hochtonbereich etwas natürlicher klingt. Davon lässt sich zwar auch noch einiges im EQ nachregeln und andere Impulsantworten könnten hier auch entgegenwirken, dennoch muss man, wenn man ganz kritisch ist, den Platzhirschen im Modelling-Segment eine Nasenspitze Vorsprung einräumen, was die Authentizität anbelangt. Da das Konzept durch Firmware-Updates jedoch sehr offen ist, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass hier noch Spielraum vorhanden ist.
Unterschied zum Helix Floor
Eine Frage, die den einen oder anderen potenziellen User interessieren dürfte ist: Wann wähle ich den Helix LT und wann den “großen” Helix?
Prinzipiell unterscheiden sich die beiden weder in ihrer Soundqualität noch in den bereitstehenden Ressourcen, sondern primär in der Ausstattung der Buchsen, LEDs und natürlich im Preis!
Hier eine kleine Übersicht der Abstriche gegenüber dem Helix-Flaggschiff:
- keine LCDs an den Preset-Schaltern
- weniger Anschlüsse
- weniger massives Gehäuse
- kein separates Kopfhörerpoti
- lediglich acht Stompschalter-Möglichkeiten im Stomp-Mode
2xR sagt:
#1 - 23.02.2019 um 14:11 Uhr
Zitat "tadellose Verarbeitung und Roadtauglichkeit"Jaja, frag mal die vielen, vielen User, denen das Pedal gebrochen ist.
Ob irgendwann jemand mal auf die Idee kommt, solche "Empfehlungen" erst dann auszusprechen, wenn man das Gerät auch WIRKLICH auf Roadtauglichkeit getestet hat?Quark, dass würde ja Zeit und Mühen kosten und man müsste seine subjektiven Reviews updaten. Das wäre echt zu viel des Guten.
Haiko Heinz sagt:
#1.1 - 23.02.2019 um 16:03 Uhr
Du wirst sicherlich verstehen, dass ein Testgerät den Reviewern nur für begrenzte Dauer zur Verfügung steht. Seitens der Verarbeitung konnte ich keine Beanstandungen machen und der Eindruck der Roadtauglichkeit war aus meiner Sicht in diesem Zeitraum ebenfalls gegeben. Spätere individuelle Erfahrungsberichte können nicht Gegenstand eines Reviews sein, die qua natura von jedem Tester immer ein stückweit subjektiv sind und niemals langjährige Benutzung inkludieren können. Leider macht es auch wenig Sinn Usererfrahrungen die häufig unterschiedlich sind, nachträglich in Reviews aufzunehmen. Objektive Kriterien werden allerdings so gut wie möglich festgehalten, doch natürlich haben Reviews auch Grenzen in ihren Möglichkeiten. Beste Grüße, Haiko
Antwort auf #1 von 2xR
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