Mit dem Line 6 POD Go hat der amerikanische Hersteller nun ein weiteres Multi-Effektgerät mit Amp-Modeling im Programm. Es stellt sich natürlich sofort die Frage, ob der POD Go nun ein Ableger des POD HD ist oder eine zusätzliche Variante des Helix in einer abgespeckten Version.
Denn es scheint, als ob die beiden Produktlinien nach und nach miteinander verschmelzen, denn im Inneren arbeiten die Algorithmen des Helix, das Äußere kommt eher im POD-Outfit, allerdings erinnert nur noch das Display beim Hochfahren an die gute alte rote Nierenschale. Der Preis bewegt sich mit deutlich unter 500 Euro noch in einem moderaten Segment – eine Einordnung nach Faktenlage, die wir im folgenden Test in Sachen Sound, Ausstattung und Bedienbarkeit einem Realitätscheck unterziehen werden.
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Mehr InformationenDetails
Der POD Go kommt in einem kompakten Format mit den Maßen 358 x 225 x 90 mm (B x T x H) und einem Gewicht von 2,4 kg. Das schwarze Gehäuse besteht zur Hälfte aus Metall (Oberseite) und Kunststoff (Unterseite). Auf einer schräg angeordneten Schaltfläche sind acht Fußtaster in zwei Reihen angeordnet, auf der vorderen Hälfte der Oberseite sind die Bedien- und Regelelemente sowie das Display leicht versenkt angebracht. Ganz rechts befindet sich das Expression-Pedal, das mit einer Länge von 176 mm noch recht gut bedienbar ist. Die Fußtaster haben LED-Kränze, die zur besseren Übersicht den Farben des schaltbaren Effektmoduls zugeordnet sind. Das Kernstück bildet ein 4,3″ großes LC-Display, auf dem alle Einstellungen dargestellt und über die fünf Parameter-Regler editiert werden können. Alles macht einen aufgeräumten und übersichtlichen Eindruck, Regler und Schalter sind von guter Qualität und wirken nicht so, als ob sie im Bühnenalltag schnell ihren Dienst quittieren würden, und auch das aus Kunststoff gefertigte Expression-Pedal zeigt sich recht solide. Man merkt aber schon, dass bei der Hardware im Vergleich zu POD HDX oder Helix der Sparstift angesetzt wurde, das aber in einem noch verträglichen Rahmen.
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Rückseite/Anschlüsse
Alle Anschlüsse sind an der Front geparkt und im Vergleich zu den größeren Modellen reduziert, aber die wichtigsten Elemente sind auf jeden Fall vorhanden. Es geht ganz links los mit der Eingangsbuchse, gefolgt vom Anschluss für ein zweites, externes Expression-Pedal. Ein interner Effekt-Loop ist auch an Bord, dafür gibt es eine Send- und eine Return-Buchse im Klinkenformat, allerdings in Stereo. Somit können auch externe Stereo-Effektpedale in den Signalweg des POD Go mit eingebaut werden. Es wird dafür lediglich ein Y-Kabel (2x Mono- auf 1x Stereoklinke) benötigt. Der Main-Out kommt zwar ohne XLR-Buchsen, hat aber ebenfalls zwei Stereoklinkenanschlüsse, über die symmetrische Signale ausgegeben werden – eine DI-Box für längere Kabelwege ist deshalb nicht notwendig. Ein zusätzlicher Ausgang ist mit Amp-Out betitelt. Hier liegt das gleiche Signal an wie am Main-Out, allerdings in Mono. Dieses Signal geht auf der Bühne an einen Verstärker, z.B. ein aktives Fullrange-Cab oder einen Gitarrenamp. Dieser Ausgang kann auch in den globalen Settings auf Pre-Cab umpositioniert werden, falls man auf der Bühne mit einem Gitarrenamp/Cab spielt und keine Speaker-Simulation benötigt. Allerdings gibt es hierfür keinen separaten EQ- oder Volume-Level. An den Phones-Anschluss wird ein Kopfhörer angeschlossen und der danebenliegende USB-Anschluss stellt die Verbindung zu einem Computer her. Dabei kann der POD Go als Audio-Interface für Aufnahmen genutzt werden, außerdem wird hiermit die Verbindung zur POD Go Edit-App hergestellt, über die das Pedal bequem an Mac oder PC eingestellt und die Sounds verwaltet werden.
Bedienung
Der POD Go hat eine Speicherkapazität von 128 Presets und 128 User-Speicherplätzen. In einem Preset können Kombinationen von Effekten und Amp-Simulationen gespeichert werden. Fester Bestandteil eines Presets sind folgende Module: Wah, Volume, FX Loop, Amp/Preamp, Cab/IR, Preset EQ. Dazu kommen vier Module, die frei mit Effekten belegt werden können. Sämtliche Module können innerhalb der Signalkette frei positioniert werden. Bei den Amp-, Cab- und Effektmodellen stehen eine Vielzahl von Typen aus der Helix-Reihe zur Verfügung, sodass eigentlich von der Auswahl her alles Mögliche abgedeckt ist. Allerdings ist man im Vergleich zu den Helix-Gerätschaften in den Kombinationsmöglichkeiten etwas limitiert. Paralleler Signalweg ist nicht angesagt, und wenn man statt des Wah-Pedals lieber noch einen anderen Effekt haben möchte, dann geht das auch nicht, denn das Wah ist fest gesetzt. Aber prinzipiell sind vier Effektmodule für die wichtigsten Sounds ausreichend und auch ein paralleler Weg ist eher etwas spezielles, auf das die meisten auch verzichten können.
Das Display hat zwei Anzeigemodi, den Live Mode und den Edit Mode. Beim Live Mode werden die Presets bzw. die Effekte dargestellt, die per Fußtaster angewählt werden können. Alles schön groß und gut leserlich für den Einsatz auf der Bühne. Beim Edit Mode wird oben im Display die Signalkette angezeigt und darunter die Parameter des gerade angewählten Moduls, die dann mit den Parameter-Reglern unter dem Display verändert werden können. Sind mehr als fünf Parameter im Einsatz, kann mit den Page-Tastern vor- oder zurück geblättert werden. Aktive Module werden in der Signalkette hell dargestellt, die ausgeschalteten Module sind etwas matter. Hier gibt es wirklich nichts zu bemängeln, die Darstellung ist ausgezeichnet und das Bedienkonzept über das Display mit den dazugehörigen Reglern erlaubt ein sehr schnelles und intuitives Einstellen der Sounds. Ich editiere besonders komplexe Effektgeräte am liebsten übersichtlich per App am Bildschirm, was auch mit der POD Go Edit App möglich ist, aber die Bedienung am POD Go reicht mir tatsächlich aus.
Man wählt mit dem ersten Value-Regler das Modul aus, kann durch Drücken das Modul ein- und ausschalten und die Parameter mit den fünf Reglern einstellen – schon fast wie bei einem normalen Bodentreter. Noch zu erwähnen wäre die Möglichkeit der Snapshots. Hier können innerhalb eines Presets bestimmte Einstellungen gespeichert und aufgerufen werden. Das ist für den Bühneneinsatz sehr sinnvoll: Man bastelt sich ein Amp/Effekt-Setup für einen bestimmten Song und stellt aus dem vorhandenen Material den Sound für das Intro ein, z.B. Compressor, Amp & Reverb. Dann für den Verse Compressor aus und Overdrive an und dazu das Delay mit wenig Effektanteil. Beim Solo dann vielleicht noch etwas mehr Gain vom Amp und mehr Effektanteil beim Delay. Das Ganze – Pedal On/Off und bis zu 64 Parameterveränderungen – können in einem Snapshot abgelegt werden, von denen pro Preset vier gespeichert werden können.
Tom sagt:
#1 - 14.12.2021 um 16:46 Uhr
Hi. Blöde Frage, wie schlägt sich das Teil an einem Röhrenamp mit der 4 Kabel Methode. Ich würde das Ding gerne an einem JVM 410 C Zuhause benutzen als reines Effektgerät ohne Ampmodelling.Gruß Tom
Thomas Dill - bonedo sagt:
#2 - 15.12.2021 um 07:38 Uhr
Hallo Tom,
das kannst Du auf jeden Fall machen.
werner prinoth sagt:
#3 - 18.01.2023 um 06:23 Uhr
hallo, wieso verwendest du eigentlich ein audio-interface wenn das POD das eh direkt könnte?
Thomas Dill sagt:
#3.1 - 18.01.2023 um 13:11 Uhr
Hallo Werner, das stimmt! Ich nehme bei den Tests den Sound immer aus dem Main Output. Da kann man Geräte besser vergleichen, denn nicht alle haben USB Audio.
Antwort auf #3 von werner prinoth
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMarcel sagt:
#4 - 08.09.2023 um 17:15 Uhr
Hallo Tom Vielen dank für deinen aussagekräftigen Testbericht. Frage: Kann ich den Pod Go auch nur als reines Effektgerät für die Acoustic-Gitarren verwenden, und dann direkt auf die P.A. gehen ?
Christoph sagt:
#5 - 15.03.2024 um 15:22 Uhr
Hi, danke für deinen Test. Weißt du ob man den Speaker Out (in dem Fall ohne Speaker IR) und den Main Out (in dem Fall mit Speaker IR) parallel verwenden kann? Also voll emuliertes Signal (inkl. IR) an die PA aber fürs Gefühl auf der Bühne noch einen echten Speaker spielen (der ja dann nur das Amp- aber kein Boxensignal haben möchte).