Praxis
Die Line 6 Shuriken lässt sich ausgesprochen komfortabel bespielen, was auch an der sehr guten Werkseinstellung liegt. Der Hals liegt satt in der Hand und beim Anschlagen der Saiten schwingen diese lange und gleichmäßig aus. Dank der Ausfräsungen schmiegt sich die Gitarre zudem an den Körper an und ermöglicht im Sitzen wie am Gurt mit ihren 3416 Gramm ein ermüdungsfreies Spielen auch über längere Zeit.
Für die folgenden Audiofiles verwende ich einen Marshall JVM 410, an den ich eine 2×12″ Box mit Vintage 30 Speakern angeschlossen habe, die ich mit einem SM57 abnehme. Für die Demonstration der Akustikabteilung verbinde ich die Gitarre mit einer Avalon U5 DI-Box. Da die Auswahl an Sounds recht üppig ausfällt, spiele ich für einen generellen Überblick immer nur einige Schalterstellungen pro Modell.
Los geht es mit dem cleanen Kanal des Marshalls und dem T-Modell. Dabei handelt es sich, wie weiter oben beschrieben, um eine 1960er Fender Telecaster Custom. Erst schalte ich auf den Hals-, dann auf den Steg-Pickup.
Den Grundsound einer Telecaster hat Line 6 für meinen Geschmack gut hinbekommen. Der Halstonabnehmer tönt knackig warm und der Steg-Pickup wie gewohnt mittig-drahtig. Auch was die Latenz anbetrifft, kann ich nur Positives berichten, das Spielgefühl ist sehr natürlich.
Weiter geht es mit der Spank-Schalterstellung. Auch hier ist zuerst der Hals- und anschließend der Stegpickup zu hören. Bei diesem Instrument hat sich Line 6 an einer 1959er Fender Stratocaster orientiert.
Auch die Strat-Anleihen sind deutlich vernehmbar und zeigen sich ebenfalls wie gewohnt drahtig und die gespielte Töne kommen unmittelbar und punchy aus den Speakern.
Es folgt die Einstellung Lester. Hier ist ebenfalls erst die Hals- und anschließend die Stegposition zu hören. Klanglich angelehnt hat sich Line6 an eine 1959er Gibson Les Paul Standard.
Im Vergleich zu den Fender-Modellen fällt die Lester-Schalterstellung wesentlich ausgeprägter in den Mitten und somit auch wärmer aus. Beide Pickup-Stellungen bieten die vom Klassiker gewohnten Klänge und gefallen mir ebenfalls gut.
Wie die Jazz-Modelle klingen, hören wir in den nächsten Beispielen. Erst ist die Halsposition einer Gibson ES-175, anschließend die Stegposition einer 1953er Gibson Super 400 zu hören.
Erwartungsgemäß bauchiger dringen die Jazz-Modelle ans Gehör. Die Sounds haben ihren Schwerpunkt in den unteren Mitten, lassen aber trotzdem nicht die Attacks vermissen, die für ein perkussives Spiel wichtig sind.
Weiter geht es mit den Twang-Modellen und hier mit dem Hals-Pickup einer 1966er Rickenbacker 370, anschließend ist der Stegtonabnehmer einer 1959er Gretsch 6120 zu hören.
Für dich ausgesucht
Mit den Twang-Modellen erweitert die Shuriken das Klangbild erheblich und stellt toll klingende virtuelle Instrumente bereit. Die Beispiele besitzen ein schönes Höhenbild und liefern ausgewogen klingende Sounds, die sich bis zu einem gewissen Grad zwar ähneln, aber trotzdem unterschiedlich klingen.
Ich schalte nun in die Akustik-Abteilung und beginne mit einer 1995er Gibson J-200, danach ist eine 1966er Guild F212 zu hören, es folgt eine 1967er Martin O-18 und zu guter Letzt spiele ich auf Position eins des Wahlschalters eine 1959er Martin D-28 an.
Auch die Akustik-Modelle können gefallen und stellen unterschiedliche Sechs- und Zwölfsaiter zur Verfügung. Natürlich können die Modelle nicht mit einer mit einem Mikrofon abgenommenen realen Akustikgitarre verglichen werden, aber als Farbe live oder im Studio sind sie für meinen Geschmack gut einsetzbar.
Es bleibt akustisch, denn jetzt sind die World-Modelle an der Reihe.
Ich beginne mit einer 1928er National Tricone, es folgt ein Gibson Mastertone Banjo, dann eine 1999er Jerry Jones Shorthorn, eine Choral Star und ende mit einer 1935er Dobro Model 32.
Selbst diese etwas seltener genutzten Instrumente werden praxisnah umgesetzt. Soll beispielsweise innerhalb eines Stückes eine Sitar vorkommen, ist für meinen Geschmack das Modell aus der Shuriken vollkommen ausreichend. Dasselbe gilt auch für die restlichen Instrumente der World-Stellung des Wahlschalters. Alle Sounds besitzen Druck beim Anschlag und setzen sich sehr gut durch.
Soweit die modellierten Modelle. Wie der Humbucker ganz ohne Zuhilfenahme der Elektronik klingt, kann man im folgenden Beispiel hören.
Weiter geht es wieder mit aktivierter Variax-Schaltung, nun aber im Zerrkanal des Marshalls. Zuerst sind die Lester-, dann die Twang-Modelle jeweils erst in der Hals-, dann in der Stegposition zu hören.
Erwartungsgemäß kommen die unterschiedlichen Modelle auch im Zerrkanal deutlich zum Vorschein und liefern die bekannten Anmutungen. Die Modelle besitzen Druck und fühlen sich beim Spiel sehr natürlich an.
Im letzten Abschnitt des Praxisteils möchte ich nun auf die Tuning-Möglichkeiten eingehen.
Dazu verwende ich das Lester Modell und schalte hier auf den Steg-Pickup. Los geht es mit der Drop 1 Einstellung. Die weiteren Tunings lassen sich anhand der Beschriftung der Audiofiles ablesen.
Normalerweise sieht es so aus, dass man mit einem spürbaren Zeitversatz rechnen muss, wenn nicht die umgestimmte Gitarre, sondern externe Geräte unterschiedliche Tunings liefern sollen. Das ist hier nicht der Fall! Zumindest hält es sich so weit im Rahmen, dass es kaum bis gar nicht spürbar ist. Das ist wirklich sehr beeindruckend, denn so lassen sich in der Tat die unterschiedlichsten Stimmungen realisieren, die auch im professionellen Umfeld ihren Einsatz finden können.