Praxis
Der 240HC erlaubt prinzipiell drei Betriebsweisen. Zum einen können die internen 4″ Speaker mitsamt Tweeter verwendet werden, die man nicht unterschätzen sollte, denn die Lautstärke dieser Winzlinge dürfte für Übe- und sogar Proberaumzwecke vollkommen ausreichen. Die etwas gebräuchlicheren Anwendungsweisen sind jedoch sicherlich entweder der Anschluss einer Gitarrenbox, die dann per Mikrofon abgenommen wird, oder aber die Verwendung der internen Speakersimulation, was den Spider natürlich ganz hervorragend als DI-Lösung qualifiziert, die auch stereo verfügbar ist.
Zu Beginn werde ich für die Soundbeispiele direkt in die Soundkarte spielen, was in meinem Fall eine RME Fireface UFX ist.
Wie bei einigen Line 6-Produkten üblich, liefern die ersten Werkspresets vornehmlich Ampsounds, bei denen die Effekte sehr moderat bzw. gar nicht zum Einsatz kommen, was uns einen sehr guten Eindruck der Ampsimulation vermitteln kann.
Der Spider bietet einen breiten Querschnitt aus den wichtigsten Basissounds und deckt von Fender Clean über Vox Crunch bis zu diversen Rock- und Metalsounds wirklich alle Genres befriedigend ab. Da es sich beim 240HC um einen Modellingamp im 500-Euro-Bereich handelt, darf man hinsichtlich der Abbildung der Amps natürlich nicht die Klangqualität der bis zu dreimal so teuren Platzhirsche im virtuellen Ampsektor oder gar der Röhrenvorbilder erwarten. Hier fehlt es einen Hauch an Tiefe, Dynamik und an den Transienten, die man von realen Röhrenamps kennt und alles klingt eine Spur flacher. Dennoch liefert der Spider Sounds, die der Preiskategorie angemessen sind und eine Klangqualität, die sich deutlich von den mir bekannten Vorgängermodellen abhebt.
Dennoch interessiert mich natürlich, ob man die Werkspresets etwas “pimpen” kann. Feinere Eingriffe in den Ampsound, wie z.B. Sagging und Bias beim Helix sind natürlich nicht möglich, aber mit dem nachgeschalteten Kompressor und Equalizer lässt sich der Grundsound noch einmal ordentlich verbiegen.
Im Folgenden stelle ich mir selbst einen Sound zusammen, wobei ich den EQ bemühe und den Klang mit ein paar Höhen anreichere. Das Kompressormodul simuliert dabei die Endstufensättigung – allesamt Justierungen, mit denen sich noch der eine oder andere Prozentpunkt an Klang gewinnen lässt.
Kommen wir nun zu den Effekten, die uns in Hülle und Fülle und in der ausgezeichneten Qualität, wie man sie von Line 6 gewohnt ist, zur Verfügung stehen. Zunächst hört ihr einen sehr plastischen Chorus-Sound, bei dem ich mich für den “Sine Chorus” entschieden habe:
Auch das Opto-Tremolo wabert sehr organisch und musikalisch durch mein Akkordpicking:
Extremere Sounds sind mithilfe des Ring Modulators oder des Synth Blocks zu realisieren. Hier hört ihr das Preset 6B:
Für dich ausgesucht
Selbstverständlich kann der Spider auch stereo eingesetzt werden. Hier ein Picking unter Zuhilfenahme eines Stereodelays:
Als nächstes hört ihr eine Westerngitarre direkt mit dem Piezotonabnehmer in den Spider gespielt. Gerade für Top 40 Musiker dürfte die Möglichkeit, lineare Amps im 240HC abzurufen, sehr interessant sein, muss doch kein Extra-Setup für das Zweitinstrument aufgebaut werden.
Im nächsten Beispiel möchte ich mich vom Sound des Spiders über eine mikrofonierte Box überzeugen. Dazu deaktiviere ich “Cabinet Modelling” und schließe eine 4×12″ mit Celestion Greenbacks an, die ich mit einem SM57 abnehme. Der Sound ist natürlich nicht eins zu eins mit den DI-Sounds vergleichbar und bedürfte noch einiger Nachjustierung, dennoch erhalte ich für mein Empfinden etwas mehr Druck im Tiefmittenbereich als bei Verwendung der internen Speakersimulation.
Zum Abschluss hört ihr noch einen Loop aus dem integrierten Drumcomputer, der einige Grooves anzubieten hat und das Üben zur wahren Freude macht.
Hier ein Beispiel zu einem Standard Rock-Groove:
FLOYD HENDRIX sagt:
#1 - 02.07.2020 um 04:24 Uhr
Auch wenn nicht alle voreingestellen Amp-Presets brauchbar sind, so ist es doch,der zur Zeit vielfälltigste Amp. Das Gute ist, man die die Werkspresets überschreiben und durch eigene ersetzen. Die Werkspresets sind bei Bedarf wieder herstellbar. Das nervige blinken der TAB-Taste kann man auch ausschalten. Wer also einen flexiblen Verstärker sucht, egal ob als Combo der TopTeil ist mit dem Spider V aller bestens bedient. Es gibt ihn in der 20,30,60,120 Watt Version als Combo und in der 240Watt als Combo und Head. Wer einen Combo nur für zu hause, zum üben oder zum erstellen und ausprobieren von neuen Sound-Ideen benötigt ist mit der 20 oder 30Watt Varianten bestens ausgerüstet. Ich habe die 30 Watt Variante.
FLOYD HENDRIX sagt:
#2 - 18.05.2021 um 16:46 Uhr
Ich war Anfangs vom Spider V30 begeistert, siehe meinen ersten Kommentar. Mittlerweile, habe die meine beiden Spider, den III-15 & und den V30 verkauft und gegen jeweils einen Marshall (MG15 CFX & MG30CFX) ausgetauscht.(Ich habe auch noch den MG100HCFX) Der V30 ist zwar sehr vielseitige, ABER man vertrödelt die Zeit, mit programmieren und ausprobieren. Sounds erstellen und verwerfen, wieder neue erstellen und abspeichern, wieder vom Combo runter ziehen, wider neue erstellen usw. Irgendwann ist man dann soweit, das man mehr Zeit mit dem Programmieren und erstellen und speichern etc. verplempert, als man zum Gitarren spielen nutzt. Zudem spielt man ja mit seinem "eigenen Sound" und benötigt keine 128 Speicherplätze für 128 Sounds, von denen dann im Endeffekt 124, NICHT benötigt werden, da man ja seinen eigenen Sounds eingestellt hat. Ich bin FROH, das die beiden Spider weg sind und ich die Marshall habe, hier kann ich 4 Kanäle einstellen und abspeicher und gut ist, mehr braucht man nämlich normalerweise nicht. Einen Modelling-Amp werde ich mir nie wieder zulegen und würde auch anderen davon abraten. Besonderst Anfängern, würde ich abraten, auch wenn es verführerisch ist, viele Sounds und Effekte im Verstärker zu haben, denn es wird auch wie bei mir, die Ernüchterung folgen und man merkt das man zu viel Zeit mit diesem Combo vertan hat, die man Sinnvoller hätte nutzen können.(Gitarre üben)