Praxis
Jetzt gibt es endlich was für die Ohren! Das M9 wird an den Amp angeschlossen und wir hören uns eine Auswahl der 109 nachgebildeten Klassikern an. Dabei fällt leider sofort ein kleiner Nachteil des M9 gegenüber dem großen Bruder M13 auf: Es gibt keinen internen Send/Return, bei dem die Signalkette unterbrochen wird und man zum Beispiel die Verzerrer vor die Vorstufe und die Modulations- und Delay-Effekte in den FX-Loop des Amps schalten kann. Das bedeutet, dass der Haupt-Einsatzbereich des Gerätes vor einem clean eingestellten Amp sein wird. Wer die Verzerrung seines Verstärkers nutzen möchte, der muss sich entscheiden, ob er das M9 vor den Amp schaltet oder in den Effektweg. Je nach Verkabelungsmethode können die Sounds vom M9 nicht optimal zur Geltung gebracht werden. Ist das Gerät vor den Verstärker geschaltet, dann sind die Modulations-/Delaysounds bei verzerrtem Amp nicht optimal, wird das M9 im FX-Loop verwendet, kann man die Overdrivesounds nicht richtig einsetzen. Um den Klang des M9 authentisch zu zeigen, habe ich das Gerät an den Input meines clean eingestellten Sovtek Amps angeschlossen. Das Ganze läuft dann über eine 4×12 Marshall Box. Vielleicht wäre noch zu erwähnen, dass das M9 über einen True Bypass verfügt, also im ausgeschalteten Zustand das Signal ohne Beeinflussung passieren lässt, und für das schnelle Stimmen zwischendurch natürlich auch ein Tuner an Bord ist.
Zuerst hört ihr einige Beispiele aus dem Distortion-Block, in dem auch die Kompressoren untergebracht sind. Das Modell ´Tube Comp´ eignet sich sehr gut, um die Vorstufe des Amps ein wenig anzublasen, damit er leicht in die Zerrung geht. Zuerst hört ihr den Amp ohne Effekt, dann mit dem Tube Comp Sound.
Mit dem Tube Drive (Simulation eines Chandler Tube Driver) können knackige Crunch Sounds erzeugt werden.
Neben den Regelmöglichkeiten Gain und Volume für Verzerrungsgrad und Lautstärke lassen sich die meisten Zerrer-Typen mit einer Dreiband-Klangregelung (Treble, Middle, Bass) justieren. Das gewährleistet natürlich eine optimale klangliche Anpassung an den Amp, und auch der Mid-Scoop Sound beim Metal-Verzerrer kann exzellent eingestellt werden. Hier ein Beispiel der Nachbildung eines Boss Metal Zone.
Der typische muffige Filtersound der „Ratte“ (Proco The Rat Verzerrer) lässt sich mit der entsprechenden Simulation ausgezeichnet nachbilden. Hier in Verbindung mit einer Strat.
Für dich ausgesucht
Fuzz Sounds sind gerade wieder total in. Beim M9 gibt es einige zur Auswahl. Das berühmteste Pedal seiner Gattung ist das Fuzz Face, das Jimi Hendrix bei vielen Aufnahmen und auch live eingesetzt hat. So klingt das Ganze mit sehr weit aufgedrehtem Drive-Regler.
Wir kommen jetzt zur Abteilung Filtereffekte. Der Seeker ist die Simulation eines Zvex Seek Wah-Pedals, einer abgefahrenen Kiste mit Wah- und Filtereffekt, dessen Bewegung automatisch erzeugt wird. Hier kommt der Tap-Taster zum Einsatz. Das Effekttempo wird im Display auf einen Notenwert (hier 16tel) eingestellt, schon ist die Effektbewegung synchron zum eingetippten Tempo und der Space-Groove startet.
Der Wah-Effekt kann mit einem externen Expressionpedal gesteuert werden. Leider wird die Einstellung dieses Pedals im mitgelieferten Handbuch nicht ausreichend erklärt, man findet lediglich einen Hinweis, dass man dafür das Expertenhandbuch auf der Line 6 Website zurate ziehen soll. Schlechtes Timing, wenn man sich gerade im Übungsraum befindet und kein Internetanschluss zur Verfügung steht … Ist das Expressionpedal justiert, funktioniert das Ganze allerdings einwandfrei. Hier die Simulation eines Cry Baby Wah mit einem ausgesprochen guten Wah-Sound, der sich sehr schön über das Pedal regeln lässt und ordentlich „Quak“ im Ton hat.
Als Nächstes sind die Modulations-Effekte dran. Bei der Nachbildung des Chorus-Klassikers Boss CE-1 sind sogar beide Modi (Chorus/Vibrato) wählbar. Ihr hört den Vibrato-Mode mit einem warmen Sound, der dem Original sehr nahe kommt.
Neben den typischen Phasersimulationen (MXR Phase 90, MuTron, Ibanez Phaser) gibt es auch den Barberpole Phase, inspiriert vom Phasing alter analoger Synthies, der sich je nach Einstellung nur aufwärts oder abwärts bewegt und extrem funky klingt.
Ein Klassiker unter den Delaypedalen ist der Deluxe Memory Man von Electro Harmonix, bei dem das Delaysignal noch mit einem Choruseffekt angereichert wird. Beim M9 kann der hinzugefügte Chorus in Geschwindigkeit (ModSpeed) und Effekttiefe (Depth) eingestellt werden. Das Klangergebnis kann sich hören lassen: ein weicher Delaysound mit angenehmer Modulation.
Auch die Simulation des Fender 63er Reverb ist äußerst gelungen, das Geheimnis des Surf-Sounds mit einem scheppernden Federhall.
Zum Abschluss hört ihr noch einen typischen Vintagesound als Kombination der drei Pedale Tube Driver, Tremolo und Fender Reverb. Ry Cooder lässt grüßen.