PRAXIS
Gut verbunden
Der Anschluss der Keyboards an einen Mac verlief erwartungsgemäß ohne Probleme. Die Mobile Keys laufen ohne Treiberinstallation oder sonstige Einstellungen. Auch die USB-Stromversorgung wirkt stabil und zuverlässig. Sogar an einem USB-Port meines viele Jahre alten Reserve-MacBooks, dessen Power für viele Geräte nicht ausreicht, ließen sich die Keyboards ohne Weiteres betreiben. Den Herstellerangaben über den geringen Stromverbrauch darf man also durchaus Glauben schenken. Leider liegt den Mobile Keys kein USB-Kabel bei – enthalten ist nur das spezielle Kabel für den Anschluss an ein iOS-Gerät (Dock-Connector-Anschluss). Zwar hat wahrscheinlich fast jeder ein passendes USB-Kabel irgendwo herumliegen, dennoch ist die Beigabe der benötigten Anschlusskabel eigentlich selbstverständlich.
Probieren wir als nächstes einmal, die Keyboards an ein iPad anzuschließen. Auch das klappt problemlos. Beim Anschluss erscheint die Frage, ob man die zum Betrieb nötige App herunterladen wolle. Das ist etwas irreführend, denn die Mobile Keys funktionieren durchaus auch ohne diese App. Die Meldung bezieht sich auf den „MIDI Memo Recorder“ von Line6, einen einfachen MIDI-Recorder, der bei Bedarf auch Firmware-Updates der Keyboards durchführen kann und gratis zum Download bereitsteht. In anderen Core-MIDI-kompatiblen Musik-Apps, wie z.B. GarageBand, funktionieren die Mobile Keys aber auch, wenn dieser nicht installiert ist.
Es ist schon bemerkenswert, was sich in Sachen „Plug&Play“ inzwischen getan hat. Wenn man bedenkt, welche Umstände früher mitunter nötig waren, um Peripheriegeräte am Rechner zum Laufen zu bringen, herrschen heute wirklich paradiesische Zustände. Stecker rein, Programm starten – läuft. Als jemand, der noch erlebt hat, welcher Aufwand erforderlich war, um Mitte der 90er-Jahre ein einfaches MIDI-Interface unter Windows 3.1 zum Laufen zu bringen, freue ich mich darüber immer noch jedes Mal.
Einzig das Fehlen einer traditionellen MIDI-Out-Buchse finde ich etwas schade. Die Mobile Keys ließen sich noch flexibler einsetzen, wenn sie über diese und über eine Möglichkeit zur Stromversorgung über ein Netzteil verfügten. MIDI ist eben doch noch nicht ganz tot. So ist man stets an einen Rechner oder ein iOS-Gerät gebunden und kann die Keyboards nicht dafür einsetzen, ein MIDI-Gerät direkt anzusteuern. Gerade weil sie sich aufgrund des geringen Gewichts und der kompakten Abmessungen gut für den Einsatz „on the road“ eignen, wäre diese zusätzliche Möglichkeit schön gewesen.
Bedienung
Im Betrieb erweisen sich die beiden Keyboards als sehr benutzerfreundlich. Auch ohne Display kommt man gut zurecht. Mittels des Shift-Tasters und der Tastatur lassen sich CC-Nummern und der MIDI-Kanal zuweisen, Programmwechselbefehle senden und Transposition und Velocity-Kurve einstellen. Dafür hält man den Shift-Button gedrückt, wählt über eine der schwarzen Tasten den zu ändernden Parameter aus und gibt dann den Wert über die weißen Tasten ein, denen die Ziffern von 0-9 zugeordnet sind. Wenn man dann „Shift“ wieder loslässt, wird der Wert gespeichert. Der mitgelieferte Aufkleber gibt Aufschluss über die Tastenbelegung. Das ist ein einfaches, gut durchschaubares Prinzip, das eine Menge Bedienelemente einzusparen hilft und so der kompakten Bauweise der Keyboards zugute kommt. Allerdings hätte man die Tastenbelegungen von mir aus auch gleich auf das Gehäuse drucken können. Der Aufkleber sieht etwas improvisiert aus, und wie lange er hält, vermag ich auch nicht zu sagen.
Die Potis Volume und Pan, das Modulationsrad und die beiden Pedale lassen sich frei mit jeder gewünschten MIDI-CC-Nummer belegen. Es ist also möglich, die Mobile Keys an die individuell benötigten Controller anzupassen. Sicherlich wären für einige Anwendungen (z.B. die noch gezieltere Fernsteuerung von Synth-PlugIns oder eines Mixers) noch mehr zuweisbare Regler und Fader wünschenswert, allerdings liegt der Fokus bei den Mobile Keys ja explizit auf Mobilität und einer transportfreundlichen Kompaktheit, und so stellt das Gebotene einen guten Kompromiss dar. Wer viele programmierbare Fader braucht, wird ansonsten ja bei dem üppigen Angebot an Controller-Keyboards auf dem Markt sicherlich fündig. Etwas unpraktisch ist, dass das Pan-Poti nicht in der Mittelstellung einrastet. Bei der Standardbelegung „Pan“ wäre das wünschenswert. Da das Poti sich ja aber auch mit beliebigen anderen Parametern belegen lässt, geht auch das in Ordnung, denn für die meisten anderen Werte wäre ein Einrasten wiederum ungünstig.
Die Benutzerfreundlichkeit wird ebenfalls bei kleinen Details deutlich. So wird die Polarität des Sustain-Pedals automatisch erkannt – sehr praktisch! Insgesamt gibt es wirklich nichts zu meckern, was die Bedienung der Keyboards angeht. Es ist alles da, was man normalerweise braucht, und die Programmierung ist logisch und geradlinig gelöst. Einzig das Zurücksetzen der Parameter auf die Werkseinstellungen ist etwas kompliziert: Hierzu muss man das Keyboard abschalten (Kabel herausziehen) und dann bei gedrücktem Shift-Taster wieder anschließen und eine der weißen Tasten drücken. Gleichzeitig verhindert dieses Verfahren aber auch einen versehentlichen Reset.
MIDI Memo Recorder
Die kostenlos verfügbare App „MIDI Memo Recorder“ von Line6 ist zwar für den Betrieb der Mobile Keys nicht unbedingt notwendig, wie es uns die Meldung beim Anschluss der Keyboards ans iPad weismachen möchte, allerdings bietet sie neben einem einfachen MIDI-Recorder, der MIDI-Files aufzeichnen, abspielen, per E-Mail versenden und per iTunes-Sync auf den Recher kopieren kann, die Möglichkeit, auf den Keyboards Firmware-Updates durchzuführen. In Ermangelung von Firmware-Updates habe ich das jedoch nicht testen können.