Praxis
Nun sind wir aber neugierig auf Qualität und Umfang des Soundangebotes. Line6 bedient sich hier der gleichen Amp-Vorbilder wie im POD 2.0, also Deluxe Reverb, VOX AC30 Top Boost, Marshall JCM 800, Mesa Boogie Dual Rectifier und Fender Twin Reverb.
Der Clean-Modus im Pocket POD Express ist klar und kräftig und reagiert auch bei Zugabe von Chorus, Flanger und Tremolo ohne Verlust seiner druckvollen Klangeigenschaften. Er beinhaltet auch leicht angezerrte Klänge, dreht man das Poti in den oberen Regelbereich.
Die addierten Modulationen fügen sich sehr geschmackvoll in den Gesamtsound ein, auch wenn der Flanger ab Werk mit einem sehr hoch eingestellten Feedback daherkommt. Je höher der Effekt eingestellt ist, desto positiver wird dessen Geschwindigkeit und Intensität verändert.
Die Twang-Sounds machen genau das, was der Name sagt. Die Gitarre erhält den knalligen Twang, den man erwartet, wenn man mit einer Strat oder einer Single-Coil Tele über einen 64er Fender Deluxe Reverb Amp spielt. Auch hier verspricht der Expresskandidat nicht zuviel.
Im Crunch-Modus wird’s dann schon etwas gainiger und druckvolle Sounds im Stile bekannter VOX-Modelle sind das Resultat. Dass Line6 das Thema Amp-Modeling von der Pike auf beherrscht, wird auch hier deutlich. Ein bisschen Tremolo dazu, und fertig ist die Laube.
Der Rockbereich startet bereits mit relativ viel Gain und geht in Richtung stark verzerrter Marshall-Sounds im oberen Regelbereich. Hier darf ordentlich losgelegt werden. Auch erdige Soloeinwürfe sind in dieser Einstellung gut akzentuiert und druckvoll.
Im Metal pustet der POD dann aus allen Kanälen und legt mit HiGain und Rectifier Sounds gut vor. Am besten genießt man diesen Mode im Humbuckerbetrieb für ein extrem kräftiges und sauberes Ergebnis.
Für Leadsounds eignet sich die Zugabe von ein wenig Delay, dessen Reglerbereich für die Effektintensität zuständig ist – also die Lautstärke der Wiederholungen.
Die beiden Reverb-Sounds erledigen ihren Job unauffällig, unaufdringlich und gut klingend und liefern das Tüpfelchen Raum obendrauf. Wie schon der Name sagt, liefert das Spring Reverb eine Simulation des Fender Federhalls, während das Hall-Modul die gleichen Sounds liefert, die auch im POD 2.0 zu Hause sind.
Durch das sinnvolle Aufspalten der sechs Effekte auf zwei Regler sind Chorus/Flanger/Tremolo einerseits und Delay/Spring/Hall auf der anderen Seite beliebig zu kombinieren.
Dass Line6 auf sämtliche EQ-Potis verzichtet hat, fällt wirklich erst später auf, da das Soundangebot mit eigentlich jedem Instrument gut klarkommt und die gängigsten Geschmäcker zufriedenstellend und ausgewogen bedient.
Wird der Pocket POD Express ins Amp-Setup eingebunden, kann man neben den normalen Modeling-Sounds auch ein komplett cleanes Signal einschleifen, indem man den für die verschiedenen Amp-Modelle zuständigen Regler auf Linksanschlag dreht und somit das Amp-Modeling deaktiviert. So lassen sich beispielsweise bei Betrieb mit einer Akustikgitarre lediglich die Modulationseffekte oder Reverb und Delay zur Anreicherung des Klanges nutzen.
Die Bedienung erfolgt intuitiv und erklärt sich durch die verständliche Beschriftung – auch für Laien – quasi von selbst. Wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass als Bedienungsanleitung nur ein kleines Faltblatt herhalten muss, das auch nur das noch einmal erklärt, was ohnehin auf den ersten Blick schon klar sein dürfte. Dafür gibt’s einen absoluten Pluspunkt.
Für zusätzliche und genauere Informationen stellt Line6 auf der eigenen Homepage www.line6.com erweiterte Manuals und Infos zum Download bereit.