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Livid Instruments CNTRL:R Test

PRAXIS

Die grundlegende Installation könnte nicht einfacher sein: Einstecken, „Ding-Dong“, fertig! Allerdings taucht der Livid-Controller so nur als „einfacher“ MIDI-Controller in den entsprechenden Dialogen auf und würde sich dabei sicherlich ein wenig unter Wert verkaufen. Möchte man den Cntrl:r also beispielhaft mit Traktor betreiben, dann heißt es jetzt, MIDI-Learn und schön alle Knöpfchen nacheinander durchgedreht. Oder aber man lädt sich das fertige Mapping von der LIVID Website hier herunter. 

Fotostrecke: 9 Bilder Die Standardbelegung

Diese Bilder sagen mehr als tausend Worte. Kommen wir also direkt zu dem für mich interessantesten Teil, der Steuerung von Ableton Live. Dafür musste ich mir wiederum das Ableton Remote Script herunterladen, in den entsprechenden Live-Unterordner verschieben und in Live folgendermaßen aktivieren.

Falls ihr nicht auf Anhieb wisst, welchen Ordner ich meine, kein Problem – dann wäre sicherlich der kombinierte Installer genau das Richtige für euch. Dieser installiert neben dem Remote-Script auch gleich die beiden Max4Live-Geräte Drum-Stepp:r und Synth-Stepp:r in die Live-Library. Aber immer der Reihe nach, jetzt schauen wir uns erst mal in einer kleinen Trockenübung die Belegung des CNTRL:R Ableton Live Remote-Scripts an. 

Wer den Workflow der APC kennt, kann sicherlich abschätzen, wie sinnvoll und pragmatisch die Belegung des CNTRL:Rs mit den festen Sends und EQs im Rahmen einer elektronischen Club-Performance ist, wenn man sich auf durchschnittlich vier Tracks (Kanalzüge) begrenzen kann. 
Ein „Banken“, hier Umschalten in 4er Blocks, ist zwar prinzipiell immer möglich, erfordert aber durchaus den Blick auf den Computerbildschirm zur Orientierung. Mit vier Tracks, 4×4 Clips und zwei unabhängigen Send-Effekten gleichzeitig, im Direktzugriff sowie mit einem weiteren Effekt unter Kontrolle der Device-Controls, kann man aber auch durchaus mit dem CNTRL:R alleine größere Parameterschlachten virtuos angehen.
Die pragmatische und „immer griffbereite“ EQ-Belegung, welche kein Umschalten zwischen den Tracks nötig macht, ist für DJs Gold wert, auch wenn manchmal das Updaten der Parameter, z.B. nach dem Löschen eines Devices, hakt (siehe Video). So etwas macht man aber für gewöhnlich auch nicht auf der Bühne, von daher geschenkt.
Ein dediziertes Pan-Poti halte ich bei elektronischen Musikdarbietungen zwar für überflüssig und hätte mir demnach lieber noch einen C-Send im Script gewünscht, aber „that´s just the way it is“.
Auch ohne die zusätzliche Beschriftung, wie sie nun mal einem Allround-Controller oftmals innewohnt, hat man sich schnell an die durchdachte und wirklich Praxis-orientierte Belegung in Ableton Live gewöhnt, wodurch man sie gerne und damit oft nutzt. Einzig und allein über die Funktion der unteren Reihen an Buttons musste ich hin und wieder nachdenken, sprich, ich konnte nicht immer auf Anhieb zuordnen, welcher Vierer-Block gleich nochmal welche Funktion repräsentiert. Ein paar weiße Klebestreifen mit entsprechenden Beschriftungen helfen über diese Eingewöhnungszeit aber sicherlich hinweg. 
Dem Split bzw. der Begrenzung auf vier Volume-Fader links und vier Fader für verschiedene Zwecke rechts stand ich anfangs zugegebenermaßen etwas skeptisch gegenüber, da ich vor allem Achter-Blöcke von meinem NI Kore, Behringer BCR, Novation Launchpad und Novation Remote SL gewohnt war. Eine Beschränkung auf maximal vier Volume-Fader pro Bank kam mir ein wenig einem Rückschritt gleich. Dennoch muss ich feststellen, dass man sich bei intensiver Auseinandersetzung mit den gegebenen Möglichkeiten an diese Limitierungen wirklich gewöhnen kann und sie schätzen lernen wird. Hätte der Livid CNTRL:R Motor-Fader gehabt, ich hätte alle meine Controller durch diesen ersetzt – von meinem Master-Keyboad einmal abgesehen. 
Wer eher wenige Clips zur gleichen Zeit abspielen bzw. variieren möchte, ist selbstverständlich auch mit der, im Verhältnis kleinen, 16er-Matrix sehr gut bedient. Wer wirklich mehr Clip-Buttons im Direktzugriff braucht, sollte ein Launchpad als Ergänzung in Betracht ziehen oder sich gleich mit einer APC40 bzw. APC20 bewaffnen.
An manchen Stellen gab es innerhalb des Scripts hier und da noch ein paar Unzulänglichkeiten, aber das liegt sicherlich auch daran, dass Livid nur auf die Möglichkeiten Zugriff hat, welche Ableton und die noch nicht gänzlich offene Live API ihnen momentan einräumt. Unter anderem konnte ich einen Bug in der Benutzung des EQ-8s feststellen, wobei hier die Device-Controls absolut unbrauchbare Werteänderungen vornahmen. Weiterhin mussten manche PlugIns hin und wieder ein-/ausgeschaltet werden, damit das Script die korrekten Werte abholte. Dank der vorkonfigurierten Druck-Belegung „Device On/Off“ auf dem ersten Push-Encoder der Device-Controls geht das aber dennoch meist sehr schnell. Hier wird LIVID hoffentlich auch in Zukunft noch weiter verbessern.
Doch das war es noch lange nicht! Weiterhin installieren sich mit dem kombinierten Installer ja gleich mehrere Max4Live Devices, sollte man Max4Live besitzen. Ansonsten wären dafür nochmal EUR 249,- zu berappen und an Ableton zu entrichten. 
Das wichtigste Gerät für den CNTRL:R ist sicherlich der Drum-Stepp:r, welcher von Richie Hawtin höchstpersönlich designed wurde und aus dem CNTRL:R einen MIDI-Step-Sequenzer für Live´s Drum-Rack macht. Film ab!

Da die Racks von Ableton nicht ausschließlich für Drumsounds gedacht sind, ergeben sich hier sicherlich auch weitere, artfremde Verwendungszwecke.
Der Synth-Stepp:r hingegen ist eine Modifikation des Drum-Stepp:rs und für monophone Melodielinien gedacht. Anstatt der unterschiedlichen Drum-Samples kann man hier mit der Matrix unterschiedliche Sequenzen aufrufen und so mit 16 verschiedenen, bis zu 16-Steps langen Sequenzen, jammen. Der Rest ist im Prinzip sehr ähnlich, deswegen konzentriert sich das folgende Video nur auf die offensichtlichsten Unterschiede.

Mit der oberen Reihe der Encoder-Bank können bis zu vier verschiedene Stepp:r-Devices benutzt werden. Ein Druck auf die Push-Encoder wechselt direkt zur Steuerung und Ansicht des Devices. Sollte man sich mit weniger Stepp:rn begnügen oder kein Max4Live besitzen, können diese sogenannten Mod-Pages des Remote-Scripts aber auch zur Steuerung andere Geräte benutzt werden. Man beachte, dass von dieser Doppelbelegungsmöglichkeit immer nur die Encoder betroffen sind und die „Potis mit Anschlag“ ihre Remote-Script-Funktionalität beibehalten. Es wäre hier dann wieder MIDI-Learn zu benutzen. Somit kann man mit den Encodern bis zu viermal 12 weitere Parameter kontrollieren. Das sollte reichen…
And last but not least: Es gibt auch noch einen Editor. Mit ihm kann man dann auch die Standard CCs, auf denen der CNTRL:R sendet, abändern und auch die Größe der inkrementellen Änderung der Encoder variieren sowie natürlich unterschiedliche Belegungen laden, sichern und verwalten.
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