Am 09. November fand im Kulturhaus der Hansestadt Salzwedel die 23. Auflage des bundesweiten Nachwuchswettbewerbs Local Heroes statt.
Zwölf Monate wurde auf unzähligen Bühnen geackert und geschuftet. Für die 13 Landesveranstalter galt es, die vielversprechendsten Nachwuchskünstler der Republik ausfindig zu machen. Am 9. November 2013 präsentierte der organisierende Verein Aktion Musik/local heroes e.V. nun die Quintessenz der intensiven Suche. Leicht dürfte die finale Auswahl am Ende des Abends dennoch nicht gefallen sein.
Mit großen Reisebussen und per Autokolonne kamen Samstagabend etwa 1000 Zuschauer nach Salzwedel. Vor dem Kulturhaus der Hansestadt waren Kennzeichen aus dem tiefsten Süden und dem höchsten Norden geparkt, deren Besitzer das 23. „local heroes Bundesfinale“ gebührend zu feiern wussten. Der organisierende Verein Aktion Musik/local heroes e.V. hatte geladen, um erneut die 13 Landesgewinner des Wettbewerbs in Augenschein zu nehmen.
Know No Bounds aus Berlin konnten den zweiten Publikumspreis abstauben. Die Deutsche Rockmusikstiftung überlässt ihnen für ein Wochenende einen Tourbus. Darüber hinaus erhalten sie von Clubplaner ein digitales professionelles Bookingbüro. Enemy Jack aus Niedersachen lagen ganz oben in der Gunst des Publikums. Sie können sich über ein komplettes Bandsetup von der Firma Roland freuen. Lia aus Hamburg fiel im Verlauf der vergangenen sieben Stunden durch ihre außergewöhnliche Stimme auf und wurde nun als beste Sängerin ausgezeichnet. Sie darf ein Funkmikrofon von Sennheiser mit nach Hause nehmen. Beeindruckt zeigte sich die Expertenrunde auch von Tino Wilczewski, Schlagzeuger bei Flash Forward aus Nordrhein-Westfalen. Ihm gebührt der Titel „bester Instrumentalist“. Verbunden ist der Preis mit einem Gutschein aus dem Musikhaus Thomann über 500 Euro. Den ersten Jurypreis und damit „Local Heroes 2013“ sind Schmutzi aus Baden-Württemberg. Sie stauben nicht nur eine Songproduktion gefördert vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt sowie der Hansestadt Salzwedel ab, sondern auch einen 500 Euro-Gutschein aus dem Hause Thomann sowie einen „First-Class-Deal“ der Firma Recordjet. „Mit diesem Sieg haben wir wirklich nicht gerechnet“, sagt der 27-jährige „Schmutzki“-Sänger Beat Schmutz kurz nach der Preisverleihung. „Wir hatten auch nicht die Intention. Für uns zählt der olympische Geist: Dabei sein ist alles.“ Für die Truppe war es der erste Besuch in Salzwedel überhaupt. Genossen haben die Musiker ihn in vollen Zügen. Doch schon bald steht wieder „Arbeit“ ins Haus: Im kommenden Frühjahr soll bereits eine EP erscheinen.
Hier sind die Gewinner:
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Wer das beschreiben will, was die fleißigen Landesveranstalter des bundesweit größten und ältesten non-profit Nachwuchswettbewerbs „local heroes“ im vergangenen Jahr erlebt haben, der ist mit Patrick Süskinds Bestseller-Roman „Das Parfüm“ ziemlich gut beraten. Wie der von Leidenschaft getriebene Protagonist Grenouille machten auch sie sich auf, um aus den unzähligen Probenraumkellern Deutschlands das Beste zu Tage zu fördern, was die Musikszene des Landes im Augenblick zu bieten hat. Zugegeben, ein schauriges Ende nimmt deren Arbeit vom hohen Norden bis ins tiefste Bayern nicht. Gott sei Dank! Erzielt haben die Fachleute aber eine ähnlich perfekte Mischung wie der französische Parfümeur. Über teils mehrstufige Wettbewerbe mit insgesamt rund 1500 Teilnehmern gelang es ihnen, die musikalische Essenz des Jahres 2013 in 13 Bundesfinal-Teilnehmern zu bündeln.
In 20 Minuten muss der Funke überspringen
Am Ende der Reise angelangt sind die Veranstalter und ihre Schützlinge bisher allerdings noch nicht. Am 9. November geht es für sie noch einmal um viel: „Der Titel ‘beste Newcomerband des Jahres’ wird sowohl vom Publikum mit einem Publikumspreis als auch von der Jury mit einem eigenen Jurypreis vergeben. Ausgezeichnet werden zudem der beste Sänger sowie der beste Instrumentalist“, erklärt Projektleiter Dieter Herker das seit Jahren bewährte Prozedere. Geschenkt wird den jungen Leuten hier nichts. In nur 20 Minuten müssen sie es schaffen, den sprichwörtlichen Funken auf das Publikum überspringen zu lassen. Unterstützt werden sie zwar von einer aufwendig und vor allem professionell eingerichteten Bühnenmaschinerie mit Videowänden und einer riesigen Licht- und Tonanlage, das Gros der Arbeit müssten die Nachwuchskünstler jedoch selbst leisten, stellt das Team rund um den erfahrenen „local heroes“-Frontmann heraus.
Die musikalische Spannbreite, die die Kandidaten dabei abdecken, ist riesengroß. „Angefangen von deutschem Indie-Rock, über Hip Hop und Britpop, bis hin zu Punkrock, Blues, Funk, Rap und vielem mehr, ist alles dabei, was das Musikerherz begehrt“, versucht Bandbetreuerin Dani Straßner einen ersten Eindruck zu vermitteln. Teils gebe es die Formationen bereits seit Jahren. Andere hätten sich erst vor wenigen Monaten zusammengefunden. Die jüngsten unter ihnen seien gerade einmal 16 Jahre. Intensiv haben sich die jungen Leute seit ihrem Erfolg bei den Landesfinals vorbereitet. Einige sind noch einmal tief in ihren Probenraum abgetaucht. Wie zum Beispiel die bayerischen Vertreter „The Governors“: „Wir werden uns zusammensetzen und besprechen, welche Songs wir spielen werden, wie wir das Set aufbauen und wie wir den Zuschauern 20 Minuten mitreißende Show bieten können. Danach werden wir die Songs nochmal einzeln durchgehen und an ihnen arbeiten“, erklärten sie im Vorfeld ihr systematisches Vorgehen. Da die Zeit insgesamt sehr knapp sei, werde es eine schwierige Entscheidung, welche Lieder sie im Finale spielen würden.
Bundesfinalisten 2013: Intensive Fanarbeit und zusätzliche Konzerte
Doch nicht nur um die Musik müssen sich die Teilnehmer kümmern. Und so versuchen andere ihre Fans teils durch eigens ins Leben gerufene Sonderaktionen zu mobilisieren, um so den ein oder anderen Trupp günstig via Bus nach Salzwedel zu befördern. Zur richtigen Einstimmung auf den Abend wird es aber auch zahlreiche zusätzliche Konzerte geben. Dass jedoch nicht alles kontrollierbar ist, das wissen „Ocean to Moon“ aus Sachsen-Anhalt ganz genau. Natürlich legen auch sie noch einmal eine Probenrunde ein. Aber: „Den Rest lassen wir auf uns zukommen, so wie bei jeder Show. Denn man kann unmöglich alles vorhersehen und planen. Das nimmt auch irgendwie den Spaß an der Sache.“
Preise im Wert von über 10.000 Euro
Auch in diesem Jahr ist es Dieter Herker und seinem Team gelungen, eine hochkarätig besetzte Fachjury für das Bundesfinale zu gewinnen. Allen voran der Singer und Songwriter David Pfeffer und der Veranstalter Alex Ninow. Dazu gesellen sich Kristina Rosenbusch von Sparta Booking sowie Jorin Zschiesche, Gründer von recordJet und Howie Yagaloo, Chefredakteur des Musikmagazins. Abgerundet wird die Expertenriege durch Horst Haubrich, Akademieleiter von SET School of entertainment and technology, Clubplaner Jurij Klauss und dem Festivalbooker Jonas Seetge. Von ihrem und dem Urteil des Publikums hängen nicht nur die begehrten Titel, sondern auch Preise im Gesamtwert von über 10.000 Euro ab. Gestiftet wurden diese vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt, von den Firma Roland, der Deutschen Rockmusikstiftung, dem Musikhaus Thomann, Recordjet, Clubplaner Artist Edition, von den Firma Sennheiser und schließlich SET. Als besonderes „Bonbon“ ist Bandtrainer Wolfgang Schwericke mit seinem Bandcoaching-Team in Salzwedel zugegen. „Gemeinsam werden sie den Bands nach ihrer Show ein Feedback ihres Auftritts geben“, weist Herker auf die für die jungen Leute so wichtige Rückmeldung direkt nach ihrem Slot hin.
Große Anspannung, die ist an diesem Abend absolut garantiert. Wie schon in den Jahren zuvor, bietet Aktion Musik/local heroes e.V. jedoch auch diesmal Raum für kurzweilige Unterhaltung ohne Wettbewerbsdruck. Die eigens eingerichtete Unplugged-Bühne kann sich sehen lassen. Kein Geringerer als „X-Factor“-Preisträger David Pfeffer wird neben seinem Juryjob das Finale auf der Unpluggedbühne eröffnen. Zu ihm gesellt sich eine weitere große Stimme. Erst vor wenigen Tagen sorgte Andreas Kümmert mit seinem Auftritt bei den „Blind Auditions“ von „The Voice of Germany“ für bundesweites Aufsehen. „local heroes“ konnte die Stimmgewalt aus Gemünden am Main für sich gewinnen. Der routinierte Künstler reist allerdings nicht allein aus seiner unterfränkischen Heimat an. Im Gepäck hat er die Indiepop-Formation „Shaky Foundation“, die in diesem Jahr immerhin im Landesfinale von „local heroes Bayern“ stand. Zudem wird Silas Meyer die Unplugged-Bühne mit seiner beeindruckenden Solo-Saxophon-Show bereichern. Mit im Boot sind übrigens auch die frisch gekürten „local heroes europa award“-Gewinner „Denmantau“, die nach ihrem grandiosen Erfolg in Magdeburg Ende Oktober das Publikum nun erneut verzaubern wollen. Gegen Mitternacht verwandeln die Straßenmusiker das Foyer des Kulturhauses in eine waschechte „Dancehall“. „Sobald sie die Bühne in Beschlag nehmen, steigt eine schweißtreibende Trumpet-Rock Party“, warnt Herker schon jetzt die Gäste vor.
Musikalischer Austausch und nachhaltige Kontakte
„Das wird eine lange Nacht voller musikalischer Höhepunkte“, freut sich auch Daniel Wolf auf sein erstes „local heroes“-Bundesfinale. Der erste Vorsitzende der Musikinitiative Hammelburg e.V. richtet im „Wasserhaus“ seit zwei Jahren das Landesfinale „local heroes Bayern“ aus. Bis zur Siegerehrung um 1.30 Uhr am Sonntagmorgen wollen er und seine Begleiter ausharren, um bloß nicht zu verpassen, wer am Ende die begehrten Preise mit nach Hause nimmt und sich schließlich „local heroes 2013“ schimpft. „Schon der Wettbewerb im Freistaat hat uns begeistert“, fasst Wolf noch einmal die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre zusammen. So intensiv wie nie zuvor hätten er und sein Organisationsteam die musikalische Vielfalt und vor allem das hohe Niveau von Aschaffenburg bis München kennen lernen dürfen und so ganz nebenbei viele wertvolle Kontakte geknüpft. „Das Netzwerk der Musikini ist durch diesen Wettbewerb definitiv gewachsen“, so Wolf, der sich gemeinsam mit rund 370 Mitgliedern um die Nachwuchs-Musikszene in und um Frankens älteste Weinstadt kümmert. Auch die Bands untereinander würden das bereitgestellte Angebot über den Contest hinaus nutzen. Folge-Konzerte würden organisiert, Austausch-Gigs kämen zustande und sogar Auftritte auf großen Bühnen, an die sie vorher nicht einmal zu denken wagten, hätte es mittlerweile gegeben.
Diese Erfahrungen machen Dieter Herker und seine Mannen seit mehr als 22 Jahren. Seither gibt es nun schon „local heroes“. Der Nachwuchswettbewerb ist mittlerweile zum größten nicht-kommerziellen Vorhaben dieser Art in Deutschland avanciert. „local heroes ist ein fester Begriff in der Musikszene geworden“, freut sich Dieter Herker. Und das nicht ohne Grund: Man setze auf eine faire Nachwuchsförderung, die am Ende des Tages auch noch absolut nachhaltig ist. „Ich freue mich immer, wenn ich eine Band auf Festivals oder bei andern Wettbewerben sehe.“ Und Dieter Herker hat schon viele, mittlerweile erfolgreiche Bands in ihrer Anfangsphase kennen gelernt. Darunter die Musiker von „Madsen“ oder die Jungs von „Tokio Hotel“.
Augen auf für Genre übergreifende Erfahrungen
Ein Gefühl dafür, was ihre Teilnahme hier bedeutet, entwickeln derweil auch die aktuellen Kandidaten: „Was uns sehr anspricht ist, dass local heroes eine Non-Profit-Organisation ist. Im Gegensatz zu anderen Band-Contesten geht es hier nicht darum, möglichst viel Geld zu kassieren, sondern jungen Musikern eine Chance auf Entfaltung zu geben“, erklären etwa „Maudite“ aus Schleswig-Holstein. Ähnlich sehen das „Sun of a Gun“: „Netzwerke sind für uns wichtig wie nichts Anderes, wir kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, nicht die strukturell stärkste Gegend für Kulturschaffende. Deswegen feiern wir local heroes extrem und freuen uns auf alle Bands und das Publikum! Wir können uns sicher gut gegenseitig anstacheln und neuen Input geben, sowie fruchtbare Kontakte knüpfen.“ Für „Moon to Ocean“ aus Sachsen-Anhalt ist wiederum ein anderer Aspekt entscheidend. Sie schätzen vor allem die Regelmäßigkeit, mit der der Wettbewerb durchgezogen würde. Auch die Bandbreite an Bands kommt sehr gut bei ihnen an. So hätten sie im Laufe des diesjährigen Contests auch Künstler kennen gelernt, deren Konzerte sie unter normalen Umständen eigentlich nicht besucht hätten. Und wurden am Ende dann doch positiv überrascht.
Einlass für das Mega-Musik-Spektakel im Kulturhaus von Salzwedel ist bereits um 17.00 Uhr. Ab 18.00 Uhr müssen dann die 13 Landesfinalisten ihr Können unter Beweis stellen.
Die Teilnehmer 2013 noch einmal im Überblick:
1. Enemy Jack, Niedersachsen
2. Lia, Hamburg
3. Still Trees, Sachsen
4. Faakmarwin, Bremen
5. The Governors, Bayern
6. Schmutzki, Baden-Württemberg
7. Know No Bounds, Berlin
8. Hippie Langstrumpf, Brandenburg
9. Maudite, Schleswig-Holstein
10. Sun of a Gun, Mecklenburg-Vorpommern
11. Der Wieland, Rheinland-Pfalz
12. Moon to Ocean, Sachsen-Anhalt
13. Flash Forward, Nordrhein-Westfalen