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Logitech Blue Sona Test

Praxis

So macht sich das Logitech Blue Sona beim Aufbau 

Der Aufbau der integrierten Mikrofonhalterung auf einem Stativ ist selbsterklärend. Überraschend ist dabei, dass bei allen schicken Design-Details, mit denen das Sona aufwartet, die Gewindeaufnahme zu wenig Tiefe für das mitgelieferte Reduziergewinde hat. Folglich steht das Reduziergewinde über und trübt ein wenig die ansonsten makellose Optik der Kombination aus Mikrofon und Halterung. Eine positive Erwähnung ist dagegen seine Arretierschraube wert. Dadurch, dass ihr Durchmesser relativ groß gewählt ist, reicht bereits eine kleine Bewegung, um einen großen Effekt beim Festziehen/Losschrauben zu erzielen. Das beweist, dass Hersteller schon mit einfachsten Mitteln ein hilfreiches Produkt-Feature bieten können.

Podcastmikro von Logitech/Blue
Fotostrecke: 3 Bilder Die Größe der Arretierschraube vereinfacht das Handling seiner Halterung.

Der maximale Drehradius der Halterung beträgt zwar nicht 360, aber immerhin 290 Grad. Ihr Dreh-Schwenk-Mechanismus und das stylische Design der Halterung machen auf Anhieb klar, dass es sich sowohl aufgerichtet als auch hängend gut macht (Tests: Mikrofonarme und Tischstative). Bei letzterer Option ist dann selbstverständlich mehr Armfreiheit gegeben und der typische Radiomoderatoren-Look am Start. Das ist ein gern gesehener Anblick, wenn eine Moderation auch per Video festgehalten wird.

Die Aktivelektronik im Alltag

Was bedeutet nun die ClearAmp-Technologie in der Praxis? Zunächst mag man sich fragen, wo der Vorteil liegt, wenn das Blue Sona doch an einem XLR-Eingang angeschlossen werden muss, der eine Phantomspeisung bietet. Denn in der Regel dürfte das ein Mikrofoneingang sein, dem in 99,9% aller Fälle ein Mikrofonvorverstärker nachgeschaltet ist. Vor Augen und Ohren führen muss man sich aber, dass gerade bei der Arbeit mit günstigen Audio-Interfaces deren Vorverstärker nicht selten ab einem gewissen Verstärkungsgrad deutliches Rauschen mit sich bringen. Ist dagegen ein hochwertiger Preamp bereits im Mikrofon selbst verbaut, kann der nachfolgende Preamp sehr moderat und in seinem rauschärmsten Bereich betrieben werden.

Aber schauen wir zunächst auf den Pegel, den das Mikrofon ausgibt. Getestet habe ich das Blue Sona an einem Steinberg UR22 mkII Audio-Interface. Das Interface hat Yamaha D-PRE Mic-Preamps, denen als diskrete Class-A-Mikrofonvorverstärker ein solider Sound und geringes Rauschen nachgesagt wird. Die Preamps haben eine Vorverstärkung, die von +6 dB bis +60 dB reicht. Im Versuchsaufbau musste ich die dem Mikrofon nachfolgende Preamp-Verstärkung moderat auf etwa 1 bis 2 Uhr stellen, um sowohl bei den leisesten wie auch den lautesten Passagen der Performance eine gute Aussteuerung zu erhalten. Alle Audiobeispiele, die ihr hier zum Blue Sona anhören könnt, sind mit derselben Vorverstärkung am Mikrofoneingang des Audio-Interfaces entstanden.

Wie klingt das Blue Sona?

Einen warmen Grund-Sound und offene Höhen soll das Blue Sona laut Logitech liefern – und das noch dazu in Studioqualität. Diesem Versprechen fühlen wir selbstverständlich auf den Zahn. Dass das Mikrofon einen Frequenzbereich von 40Hz bis 18kHz abdeckt, hört man ihm tatsächlich auch an. Bei der Nahbesprechung sind die Bassanteile der Stimme stark vertreten, aber nicht überbordend. Detaillierte Mitten sorgen für eine hohe Sprachverständlichkeit und angenehme Höhenanteile geben dem Signal Luft und Schimmer. Wer Moderationen für Podcasts macht, kann mit diesem Mikrofon den typischen Broadcast-Sound mit nur geringer Nachbearbeitung erreichen. Wer beim Live-Streaming von Games nicht vor dem Mikrofon „klebt“, sondern es aus einiger Entfernung bespricht, erhält mit dem Blue Sona einen natürlichen Stimmklang, bei dem die Verständlichkeit der Sprache im Vordergrund steht.

Auch für Recordings und Streaming von Gesang eignet sich das Mikrofon gut. Mit hohen Pegeln von Vocals kann das Sona gut umgehen. Wenngleich es am besten zu Stimmen passt, die ein wenig „belegt“ klingen. Denn diesen kann es mit seinem „schneidigen“ Sound Leben einhauchen. Dieses ausgegebene Klangbild passt allerdings nicht zu jeder Musikrichtung. Wer also ein warm klingendes Mikrofon für Gesang sucht, schaut besser weiter. Wer einen Vocal-Sound erzielen möchte, der auch durch fette Produktionen von Pop über Rock bis Metal gegen die übrige Musik durchsetzt, wird dagegen hier fündig.

Audio Samples
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Nahbesprechung Gesang Flüstern 15 cm Entfernung 50 cm Entfernung Bass Cut Presence Bass Cut und Presence Besprechung von 45 Grad seitlich Besprechung von 90 Grad seitlich

Empfindlichkeit und Rauschen des Mikrofons

Kommen wir zur Empfindlichkeit des Mikrofons. Das Sona besticht im Flüstertest mit detailreichem Klang. Wer das Mikrofon mit solch leisen Signalen dort einsetzt, wo Hintergrund-Sound oder Musik seine Rauschanteile überdecken kann, wird mit ihm glücklich werden. Bei Aufnahmen und Streams, bei denen ausschließlich eine leise oder eine geflüsterte Stimme zum Einsatz kommt, wird aber der Einsatz eines Noisegates nötig, um die Rauschanteile zwischen den Stimmeinsätzen zu unterdrücken.

Die Supernieren-Richtcharakteristik des Sona ist nicht zu schmal aufgestellt. Das heißt, dass vor dem Mikrofon keine eiserne Disziplin erforderlich ist, um in dessen Sweet Spot zu bleiben. Auch Anfänger und besonders agile Sprecher können das Mikrofon deshalb ohne Übung einsetzen. Ein Vorteil ist hier auch, dass beim schrägen Besprechen zwar der ausgegebene Signalpegel geringer ist, das Klangbild aber weitgehend erhalten bleibt. Wie ihr in den Audiobeispielen hören könnt, wird seitlich auftreffender Schall mit sehr deutlich verringertem Pegel umgesetzt. Das ist hervorragend.

Die integrierten Filter leisten gute Dienste. Das Basscut-Filter schneidet die unteren Frequenzen wirksam ab. Das Presence-Filter hebt den Mittenbereich so stark an, dass das ausgegebene Signal „larger than life“ wirkt. Wem das zu viel des Guten ist, kann zusätzlich mit dem Basscut für einen gezähmteren Bassbereich sorgen. Für meinen Geschmack wird das Frequenzbild aber beim gleichzeitigen Einsatz beider Filter zu sehr verbogen, sodass das Klangresultat seine Natürlichkeit verliert.

Und bei all dem stellt sich abschließend noch die Frage, wie denn ein grober Vergleich des Blue Sona mit einem bewährten Standard aussieht, wie dem Shure SM 7B. Einen Überblick über zentrale Daten beider Mikrofone seht ihr deshalb in dieser Tabelle:

Blue Sona GraphiteShure SM7B
RichtcharakteristikSuperniereNiere
Frequenzbereich40 – 18000 Hz50 – 20000 Hz
Empfindlichkeit20,97 mV/Pa 1,12 mV/Pa
max. Schalldruckpegel129 dB SPL>180 dB SPL
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