Lohnt es sich, ein Einsteiger-Schlagzeug klanglich aufzurüsten?

Als ich vor kurzem die drei neuen Millenium Focus Sets zu Gast hatte, hat mich mal wieder der Forscherdrang gepackt. Dass ein günstiges Set mit hochwertigen Fellen und etwas Geschick am Stimmschlüssel automatisch besser klingt, kann man an fast jeder Ecke des Internets lesen. Aber nicht nur die Felle sorgen für einen guten Klang, auch die sonstige Hardware-Peripherie muss stimmen, um einen sorglosen Spielspaß und ein sauberes Stimmen zu ermöglichen.

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Mein Kollege Alex Höffken hat an dieser Stelle schon einmal 10 Drum Hacks gesammelt, die einem in bestimmten Situationen weiterhelfen können. 

Mit dem Millenium Focus 20 (249 Euro) habe ich mir einen Vertreter der allergünstigsten Gangart ausgesucht. Bei einem preisgünstigen Komplettset lässt sich zumeist an der mitgelieferten Hardware und den enthaltenen Becken nicht viel verbessern. Das heißt, man spielt und lebt mit ihnen, und tauscht – wenn es der Geldbeutel zulässt – nach und nach aus. So war es zumindest bei meinem ersten „Made in Taiwan“-Set der Marke „Thunder“, das damals, Anfang / Mitte der 1990er Jahre, etwa 850 DM gekostet hat. Angefixt von meinem Achtklass-Schulpraktikum im „Sound und Drumland“ Berlin fing ich an, es nach und nach upzugraden. In meinem Fall waren das damals Pinstripe-Felle für die Toms und die Bassdrum sowie zwei neue 2002-Becken von Paiste, und auch an mein erstes Doublepedal von Pearl und die passende Hi-Hat-Maschine erinnere ich mich. 

Für den Umbau kam eine Mixtur aus vorhandenem und neuem Material zum Einsatz

Mein Fundus an Bauteilen und Verschleißteilen hat sich über die letzten Jahre stetig gefüllt, von daher habe ich nicht alles, was ich im Folgenden aufliste, neu gekauft. Das bitte ich auch bei der Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Aktion im Hinterkopf zu behalten. Mancher wird gleich ein besser ausgestattetes Set kaufen, andere ein gebrauchtes Mittelklasse- oder Profiset, bei dem bestimmte „Kinderkrankheiten“ von vornherein behoben sind. Wer aber mit einem derart günstigen Set ausgerüstet ist, kann mit einigen Parts durchaus für Verbesserung sorgen, man muss also nicht zwingend ein anderes Schlagzeug kaufen. Wer dennoch auf der Suche nach einem solchen ist, dem empfehle ich unseren Schlagzeug Gebrauchtkauf-Ratgeber, hier hat mein Kollege Lars Horl zahlreiche Tipps zu diesem Thema gesammelt.

Zurück zu unserem heutigen Kandidaten. Die Kessel des Millenium Focus sind einfache Schichtholzkessel aus Pappelholz. Durch den Umstand, dass sie untermaßig und insgesamt recht ordentlich gefertigt sind, es also keine losen Kessellagen oder Sonstiges gibt, habe ich versucht, die fünf Trommeln aufzupimpen. Hier kommt das Video zum Schlagzeug-Upgrade:

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Die Bassdrum

Bei der 20“ x 16“ Bassdrum habe ich mit einem sogenannten Port Hole Sticker ein Loch in das Resonanzfell der Bassdrum geschnitten. Im Video kann man das gut erkennen. Der Klang wird dadurch trockener und direkter, der Aufkleber verstärkt zudem das Loch und schützt das Fell vor kleinen Remplern mit dem Mikrofon. Die Focus Bassdrums haben im Lieferumfang ein Bassdrumkissen, dieses habe ich einfach an Ort und Stelle gelassen. Auf der anderen Seite habe ich das einlagige Schlagfell durch ein vorgedämpftes Remo Powerstroke 3 ersetzt. So klingt die Bassdrum, besonders in tiefer Stimmung, rockig und kurz. Das Spielgefühl ist sehr direkt und die Größe von 20“x16“ ist gerade bei Pop-lastigen Studiosounds immer eine gute Entscheidung. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Bassdrum mit Sticker und Loch im Resonanzfell.

Die Tom-Toms

Die Schlagfelle der Toms lassen sich meist als vorkonfigurierte Sets in den Standard-Größen (10“,12“,14“ oder 12“,13“,16“ oder 10“,12“,16“) erwerben, hier spart man im Vergleich zum Einzelkauf einiges an Geld. Wer es unkompliziert und eher kurz und fett will, greift zu Remo Pinstripes oder Ähnlichem. Diese verzeihen auch leichte Ungenauigkeiten in der Stimmung. Ich wollte die maximale Ansprache und Sustain aus den Trommeln hervorlocken, deshalb habe ich mich für einlagig-beschichtete Remo Ambassador Felle entschieden.
Die Resonanzfelle der Toms müsste man nicht zwingend tauschen, aber auch hier gilt die Devise, dass die Trommeln mit besseren Resonanzfellen sauberer und länger ausschwingen. Das erweiterte klangliche Potential – im Gegensatz zum alleinigen Tausch der Schlagfelle – ist aber nicht so drastisch. Bei unserem Set war es allerdings so, dass einige der Spannreifen der Tom-Toms verzogen waren, die bisherigen Felle auf den neuen Spannreifen – die ich beschlossen hatte aufzuziehen – demnach unbrauchbar waren. Von daher habe ich direkt Schlag- und Resonanzfelle getauscht. Letztere sind klare Evans Resonanzfelle, hier tut es aber auch jede andere einlagige Variante. 
Für die Toms habe ich mir sechs S-Hoop Spannreifen besorgt. Diese gibt es nämlich auch in der erforderlichen 5er Teilung für die Hängetoms (Gretsch lässt grüßen!) Wem das zu teuer ist, der kann sich auch einfach 2,3 Millimeter starke, dreifach geflanschte Versionen zulegen. Wichtig für eine saubere Stimmung ist wie gesagt, dass die Reifen plan und rund sind.
Im Video könnt ihr sehen, dass ich die Toms an meinen Pearl Kombi-Stativen aufgehängt habe. Das hat, neben dem identischen Durchmesser der Tomhalterungen, eher Gründe der individuell besseren Positionierbarkeit, man könnte die Toms also auch einfach in herkömmlicher Weise auf der Bassdrum montiert lassen. Als kleinen letzten „Hack“ habe ich einen einzelnen, dünnen Gummifuß eines Floortom-Beins aus meinem Ersatzteil-Fundus in der Mitte durchgeschnitten, um eine Verbindung zwischen der unteren Schraube der Freischwinghalterung und dem Kessel herzustellen. Den Gummifuß habe ich einfach über die Schraube gestülpt, das könnt ihr im Video ebenfalls gut sehen, so hängt das Tom stabiler. Wie ihr hören könnt, klingen die Toms mit den neuen Fellen wesentlich fetter, voller und länger aus. Im Vergleich zu High-End-Kesseln, die ich hier in meinem Raum habe, fällt natürlich auf, dass andere Kessel mehr Dynamik und auch Lautstärkereserven haben. Die weichen Pappelkessel des Milleniums klingen eher weich und rund und auch etwas kürzer – was ich bei Toms aber generell gut finde -, nach dem Fellwechsel aber überhaupt nicht mehr „billig“.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Snaredrum hat ebenfalls alle wichtigen Verschleißteile ersetzt bekommen.

Die Snaredrum

Letzter Vertreter im Bunde ist die Snaredrum, da gilt es bei günstigen Set-Snares meist ziemliche Kompromisse einzugehen. Wer wie ich schon jede Menge guter Snaredrums hat, wird so ein Exemplar eher an die Seite legen. Nichtsdestotrotz habe ich auch hier alle Felle, den Snareteppich sowie den oberen Spannreifen getauscht. Als Schlagfell kam ein Powerstroke 3 Coated zum Einsatz. Das sorgt bei dem eher weich klingenden Kessel für etwas mehr Punch und reduziert zudem die Obertöne. Der Snareteppich und das Resonanzfell kamen aus dem günstigen Thomann-Fundus: ein Bronze-Teppich von Millenium mit 20 Spiralen und ein Remo Encore Resonanzfell. Beides erledigt wunderbar den Job. Da die Reifen der Snare nicht verzogen sind, habe ich nur den oberen Reifen getauscht, bei 14 Zoll und einer Sechser-Teilung gibt es bei Snare-Resonanzreifen ohnehin nur sehr wenig Auswahl. Ich habe den Chrome-over-Brass-Spannreifen meiner Vintage Rogers Luxor Snare ausgeborgt, damit profitiert die Millenium Snare vor allem bei Rimshots und Rimclicks. Alternativ gäbe es auch für diese Größe und Ausführung einen S-Hoop oder einen 2,3 Millimeter Triple Flanged Hoop zu erwerben. Wie man hören kann, klingt die Snare immer noch nicht wie ein Oberklassemodell, die besseren Verschleißteile lassen sie aber wesentlich präziser klingen.

Noch ein Tipp zum Schluss:

Wenn man schon dabei ist, die Felle an so einem Set zu wechseln, würde ich dazu raten, auch immer die Schrauben aller Spannböckchen noch einmal nachzuziehen. Lösen sich diese mit der Zeit unter der Last der Fellspannung, führt das bei so günstigen Spannböckchen aus Druckguss gerne mal zu Sollbruchstellen, mit dem Ergebnis, dass die Spannböckchen reißen.

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