Richtig üben und komponieren mit einem Looper-Pedal: Looper-Pedale sind nicht nur bei Bassist:innen während der letzten 10-15 Jahre sehr in Mode gekommen. Kein Wunder: Die Möglichkeit, mit mehreren übereinander gelegten Spuren eine komplette „One Man Band“ zu initiieren, birgt aberwitzige Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben! Zahlreiche YouTube-Videos bekannter wie unbekannter Künstler:innen haben diesen Trend zusätzlich beflügelt. Heute wollen wir euch zeigen, wie man mit einem Looper-Pedal effektiv üben und komponieren kann. Looper-Pedale können uns nämlich nicht nur dabei helfen, bessere Bassist:innen, sondern ganz allgemein bessere Musiker:innen zu werden! Wichtige Anstöße dazu findet ihr in diesem Artikel!
- Was ist ein Looper-Pedal und wie bedient man es?
- Anleitung zur Erstellung eines kompletten Backings mit einem Looper-Pedal
- Looper zum Üben von Skalen, Akkorden, etc.
- Looper-Pedale zum Üben von Soli
- Fretless-Bass üben mit einem Looper-Pedal
- „Welches Looper-Pedal soll ich kaufen?“ – Kauftipps aus der Bassredaktion
Was ist ein Looper-Pedal und wie bedient man es?
Der Name verrät bereits, dass ein Looper eine musikalische Phrase „in der Schleife“ (engl. „to loop“) aufnimmt und/oder abspielt. Idealerweise besitzt diese Phrase eine musikalisch sinnvolle Länge, wie zum Beispiel zwei, vier acht Takte. Diese Länge legt man mit der ersten Aufnahme fest – also dem ersten Loop, der aufgenommen wird. Er bildet die Basis aller nachfolgenden Overdub-Spuren, welche man danach „on top“ recorded.
Einmal aufgenommen, wiederholt der Looper die Phrase ständig „im Kreis“ und ich kann beginnen, die nächste Aufnahme bzw. den nächsten Loop darüber zu legen. Die vorherige Aufnahme wird dabei gleichzeitig abgespielt – man begleitet sich also idealerweise selbst beim Spielen, indem man im Grunde einen „musikalischen Schichtkuchen“ bastelt. Die Länge des Loops sowie die Anzahl der Schichten ist allein durch die Aufnahmekapazität des verwendeten Gerätes beschränkt.
Looper-Pedale gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen, von ganz simpel mit nur einem einzigen Knopf, bis relativ umfangreich inklusive Drumcomputer etc. Die Basis-Funktion ist aber bei jedem Looper nahezu identisch: Per Fußschalter wird die Aufnahme-Funktion gestartet.
Ein erneutes Drücken stoppt die soeben getätigte Aufnahme und startet gleichzeitig die Wiedergabe derselben. Nochmaliges Drücken ermöglicht nun die Aufnahme der nächsten „Schicht“. Praktisch: Die meisten Looper-Pedale ermöglichen das Löschen der jeweils letzten Aufnahme. Auf diese Weise nicht das gesamte Werk gelöscht werden, wenn man z. B. im vierten Loop plötzlich einmal einen Fehler macht.
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Damit alles auch rund klingt und sauber geloopt wird, muss man die Aufnahme per Fußtritt sehr genau mit der Zählzeit 1 starten und stoppen. Bei einer viertaktigen Phrase bedeutet dies das Starten (Drücken des Fußschalters) auf der Zählzeit 1 des ersten Taktes und das Stoppen auf der 1 des fünften Taktes.
In diesem interessanten Video könnt ihr die dänische Star-Bassisten Ida Nielsen bei der Arbeit mit einem Looper-Pedal genau auf Hände und Füße schauen:
Anleitung zur Erstellung eines kompletten Backings mit einem Looper-Pedal
Wie bereits erwähnt ist eine beliebter Einsatzzweck eines Loopers die typische „One Man Band“. Mit mehreren Loops übereinander kann man auch als Bassist sämtliche Funktionen innerhalb einer Band übernehmen. Dies gilt für den Groove, die Harmonien und die Melodie. Dies möchte ich euch anhand eines kleinen Beispiels demonstrieren. Ich habe mich für einen viertaktigen Funkgroove entschieden. Die Akkorde wechseln zwischen h-moll7 (H, D, F#, A) und E7 (E, G#, B, D).
Hier ist zunächst das Endergebnis nach dem Aufspielen aller Spuren:
Jetzt gehen wir aber noch mal zurück zum Anfang und zerlegen und bauen Schicht für Schicht bzw. Loop für Loop. Um dem Ganzen Stabilität zu verleihen, beginne ich mit einem Drumgroove. Dafür slappe ich Deadnotes auf der E-Saite und imitiere damit die Bassdrum des Schlagzeugs. Die angerissene G-Saite fungiert als Snare-Ersatz:
Loop Nummer 2 gehört der Bassline: Natürlich kann man sich hier auch für etwas Anderes entscheiden und z. B. im zweiten Schritt eine Quasi-Gitarre recorden, die Akkorde spielt. Sobald man eine solide Basis hat (siehe Drumgroove), hat man hier eigentlich die Qual der Wahl. Plant man mehrere Loops, so ist es sinnvoll, jeden einzelnen relativ „luftig“ zu gestalten und nicht zu viel zu spielen. So vermeidet man einen undifferenzierten Soundbrei am Ende.
Der nächste Schritt: Eine Art “Single-Note-Gitarre“ bringt bei meinem Groove eine zusätzliche Portion Funk ins Spiel.
Mit Akkorden geben wir nun dem Groove einen harmonischen Kontext. Achtung: Um weiterhin für Transparenz zu sorgen, spiele ich lediglich die Terz und die Septime der Akkorde. Im Gemeinsam mit dem Grundtönen der Basslinie fügen sich diese Töne zu vollwertigen Harmonien zusammen. Zudem nutzte ich bei dieser Spur nur den Bridge-Pickup meines Basses, welcher nicht ganz so fett klingt.
Die nachfolgende kleine melodische Phrase könnte in einer echten Band von einem Bläsersatz gespielt werden – hier kommt sie natürlich ebenfalls von mir bzw. meinem Bass:
Hey, das klingt klasse, mehr davon! Eine zweite Stimme zum „Bläsersatz“ klingt immer gut:
Ich werde an dieser Stelle einen Stop machen, aber natürlich könnte man nun in weiteren Schritten noch viele weitere zusätzliche Ideen verarbeiten. Ihr seht: Mit einem Looper fällt es einem leicht, sich kreativ einmal so richtig auszutoben!
Looper zum Üben von Skalen, Akkorden, etc.
Grundsätzlich ist ein Looper als Unterstützung beim Üben sehr praktisch. Das Gerät steckt man einfach zwischen Bass und Verstärker. Es sind keine weiteren Geräte, wie Laptop, Computer, Audiointerface, Boxen etc. notwendig.
Tonmaterial üben – also Skalen/Tonleitern, Arpeggios etc. – kann mitunter schon eine etwas trockene Angelegenheit werden. Vor allem, weil man als Bassist:in nicht gleichzeitig für den harmonischen Kontext, also den zugrunde liegenden Akkord sorgen kann. Die Wirkung der einzelnen Töne kommt auf diese Weise gar nicht richtig zur Geltung.
Mit einem Looper jedoch kann ich jederzeit einen oder mehrere Grundtöne bzw. auch ganz Akkorde aufnehmen. Während ich diese abspiele, übe ich mein Tonmaterial und kann dieses nun im harmonischen Kontext hören. In meinem Fall habe ich mich für die Grundtöne F, Ab, B und D entschieden und spiele dazu die passende Dur-Tonleiter. Das Beispiel dient hierbei nur der Verdeutlichung des Prinzips. Hier kann man natürlich seiner Kreativität ebenfalls völlig freien Lauf lassen.
Looper-Pedale zum Üben von Soli
Natürlich kann man sich auch ganze Akkordfolgen aufnehmen und dazu ganze Soli spielen. Zu diesem Zweck nehme ich mir einfach den Loop von vorhin mit Drums, Basslines und Akkorden.
Fretless-Bass üben mit einem Looper-Pedal
Wer gelegentlich zum Fretless-Bass greift, kennt die Herausforderung der sauberen Intonation. Leersaiten können und sollen gelegentlich als Referenz genutzt werden, um sich ggf. zu korrigieren. So kann man zum Beispiel die tiefe E-Saite klingen lassen und auf den höheren Saiten gleichzeitig eine Melodie spielen.
Für unangenehme Tonarten, zu denen die Töne der Leersaiten nicht passen – wie etwa Gb, Ab, Db, Eb etc. – ist ein Looper beim Üben eine sehr interessante Option. Wie bereits beim Tonmaterial üben kann ich mir einen oder mehrere Grundtöne aufnehmen – oder gleich ganze Akkorde. Neben dem harmonischen Kontext erhalte ich somit auch die Kontrolle über die Intonation, was vor allem bei Lagenwechseln extrem hilfreich ist.
Für mein Beispiel habe ich die beiden Akkorde Gb-Dur und Ab-Dur gewählt und spiele dazu Dreiklänge über zwei Oktaven. Diese beinhalten mehrere Lagenwechsel:
„Welches Looper-Pedal soll ich kaufen?“ – Kauftipps aus der Bassredaktion
Na, habt ihr Blut geleckt? Hier findet ihr eine kleine Auswahl an Looper-Pedalen in verschiedenen Preisklassen und mit unterschiedlichem Funktionsumfang.
Ich wünsche euch viel Spaß mit euren eigenen Looper-Experimenten – bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt