Digitales DJing ist ziemlich komfortabel, besonders wenn man einem Musiktitel im Live-Mix auf die Pelle rücken will. Beispielsweise, um neue Track-Strukturen zu erzeugen. Ein Werkzeug hierfür sind Loops. Mit ihnen lassen sich Übergänge tunen und asymmetrische Songstrukturen für ein phrasensynchrones Mixing anpassen. Von Pioneers CDJ-500 Playern inspiriert, ließen sich in Serato anfänglich nur manuelle Loops mit einem In- und Out-Punkt erzeugen, die Übung und Geduld erforderten. Heutzutage sind „Beat Loops und Jumps“ wesentlich leichter zu bedienen, aber trotzdem läuft nicht zwangsläufig alles rund.
Serato Loop-Panel
Serato DJs Loop-Panel bietet euch sowohl ohne als auch mit angeschlossenem Serato-Equipment die Möglichkeit, Schleifen außerhalb der Mixsession vorzubereiten und im Live-Betrieb zu aktivieren. Die Loop-Sektion definiert sich zum einen über die Beat Loops, zu erkennen an den verschiedenen Beat-Buttons und den Tasten zum Halbieren oder Verdoppeln der Loop-Länge. Drückt man stattdessen die In/Out-Taste, geht der Loop in den manuellen Modus. Sobald ein Loop aktiv ist, blinkt nicht nur der entsprechende Button, sondern Serato DJ färbt den Loop in der Wellenform blau ein. Soviel zum GUI.
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Beat Loops oder manuelle Loops?
Mit manuellen Loops spontan und ohne Übung ein Intro im Mix verlängern, birgt die Gefahr des Auseinanderdriftens der Phasen, wenn der Loop unsauber gesetzt ist. Beat Loops sind dagegen fast schon ein Segen, denn auf Knopfdruck spielt eine exakt getimte Wiederholschleife entsprechend einer vorgegebenen Länge von 1/32 bis 32 Beats ab. Aber Beat Loops setzen korrekte BPM und Beatgrids voraus. Anderenfalls laufen sie genauso unrund wie unsaubere manuelle Loops.
Manuelle Loops verlangen zwar einiges an Takt- und Fingerspitzengefühl, damit ihre Start- und Endpunkte perfekt auf den Beats sitzen, allerdings kommt man bei bestimmten Titeln eigentlich gar nicht um sie herum. Zum Beispiel, wenn die Tracks Temposchwankungen verzeichnen, da sie von Hand eingespielt wurden und Beat Loops dementsprechend versagen. Oder bei Off-Beat-Vocals. Manchmal sind 32 Autoloop-Beats auch zu wenig, wie beim Chorus von Fritz Kalkbrenners „Sky and Sand“, der sich aus zwei Phrasen zusammensetzt. Bei Tracks, die sich der herkömmlichen Phrasenstruktur aus acht Takten widersetzen, zum Beispiel OutKast „Hey Ya“ mit Phrasen zu je sechs Takten, sind Beat Loops ohnehin außen vor und es bietet sich die manuellen Variante an. Habt ihr jedoch 4/4-taktige Clubmusic im Deck, die perfekt im Grid liegt, nur Mut zum Auto Loop.
Worauf muss ich achten?
Generell empfiehlt es sich, den Loop zu Beginn einer Phrase, mit der ersten Kick des ersten Takts zu eröffnen. Es sei denn, die Phrase beginnt mit einer Vocal, Claps oder Effekten. In diesem Fall startet den Loop lieber mit dem dritten oder fünften Takt. Die zu wählende Schleifenlänge hängt von der zu loopenden Phrase ab. Ist es nur ein reiner Groove, kann der Loop sehr kurz (zwei oder vier Beats) gewählt werden. Bei komplexen Melodien, Vocals oder Akkordwechseln passe ich die Länge der Struktur an und loope den kompletten Part, zum Beispiel den Chorus. Per Hand eingespielte Beats sind bei Serato DJ vor dem Mix auf „Beat-Loop-tauglichkeit“ zu prüfen: Läuft der Loop rund oder ist doch ein manuelles Looping erforderlich? Begrenzt diese Loops sicherheitshalber auf eine Länge von zwei oder vier Beats – und traut euren Ohren.
Es gibt auch Tracks, die sich der herkömmlichen achttaktigen Wiederholstruktur widersetzen, um eine dramaturgische Note zu setzen. Serato DJ bietet eine effiziente Lösung, die Struktur wieder phrasengerecht zu bekommen. Nehmen wir mal Bob Sinclars „Rock This Party“. Dem Intro fehlen zwei Takte an der ganzen Phrase. Indem ich einen Loop mit einem oder zwei Takten einfüge, passt die Struktur wieder. Nur zu welchem Zeitpunkt verlasse ich einen Loop am besten? Besteht mein Beat Loop beispielsweise aus vier Beats, also einem Takt, so loope ich persönlich gern acht Mal für eine komplette Phrase und beende den Zyklus im neunten
Manuelle Loops
Manuelle Loops werden in Serato DJ mit den selbsterklärenden In- und Out-Buttons angelegt. Klingt einfach, doch um einen manuellen Loop exakt auf den Punkt zu bringen (und nicht wenige Millisekunden (!) daneben), bedarf es einer pedantischen Vorbereitung. Daher mein Tipp: Stehen Start- und Endpunkt fest, startet den Loop erneut im Zusammenspiel mit einem zweiten Track und kontrolliert, ob die beiden über einen längeren Zeitraum synchron spielen. Sollte der Loop schneller sein als der andere Track, ist er zu kurz, anderenfalls zu lang. Ein weiteres Betätigen des In- oder Out-Buttons startet den Korrekturmodus und ihr könnt mit den Pfeiltasten der Laptop-Zastatur, dem Controller-Jogwheel oder dem Vinyl vom DVS den Anfangs- oder Endpunkt verschieben, bis der Loop synchron läuft. Praktisch, oder?
Loops speichern
Neben den virtuellen Plattentellern findet ihr zwei verschiedene Ansichten, einmal überwiegend für Cue-Points und einmal für bis zu acht Loops mit Zeitangabe des Startpunkts. Hier könnt ihr eure Wiederholschleifen speichern, löschen und aktivieren (ein/aus und springen zum Anfangspunkt).
Beat Jumps
Mit den kürzlich bei Serato DJ eingeführten Beat Jumps springt der Play-Button im laufenden Track in 1/32 bis 32 Beats vor oder zurück. Habt ihr demnach einen Beat Loop aktiviert, wandert dieser um die ausgewählte Beat Jump Länge im Takt. Voraussetzung: Im Setup-Reiter „DJ-Preferences“ ist das Beat Jump Control Panel eingeschaltet. Beat Loops und Beat Jumps teilen sich dann ein Panel, denn durch Aktivierung der Beat Jumps ersetzen deren vier Beat- und zwei Richtungsbuttons die untere Reihe der Beat Loops. Beat Jumps sind nicht nur eine Spielerei, denn sie lassen sich im Mix effizient einsetzen:
Verpasse ich beispielsweise meine favorisierte Mixstelle, springe ich einfach an die gewünschte Position zurück. Genauso lassen sich per Forward Jump zu lange Tracks verkürzen. Und alles schön im Takt, versteht sich. Klingt sehr einfach, aber dennoch gibt es ein paar Regeln zu berücksichtigen: Ich selbst führe den Beat Jump meist zu Beginn einer Phrase auf den ersten Beat und am besten um die Länge einer ganzen Phrase aus, damit mein Trick
a.) nicht auffällt und
b.) nicht die Song-Struktur verändert.
Eröffnen dagegen Vocals meinen Songabschnitt, löse ich den Jump mit dem Auftakt der Voice aus. Für Effekthascher noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Probiert einmal aus, auf Vocals mit Achtel-Beat-Jumps in kurzen Abständen und in Achtelnoten auf den Takt zurückspringen zu lassen. Das erinnert stark an den legendären Break Down von Fatboy Slims „The Rockafella Skank“.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal
Euer Dirk Duske (Autor DJ)
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