DETAILS
Der Vintage 204 RW hat einen Korpus aus Erle mit einem 3-Tone-Sunburst-Finish im „Distressed Look“, er soll also aussehen wie ein Bass, der schon diverse Jahre und vor allem unzählige Gigs auf dem Buckel hat. Die Lackbeschädigungen sind an den üblichen abnutzungsgefährdenden Stellen wie der Gürtelschnallenposition oder den Korpus-Kanten zu finden und sehen zumindest aus einiger Entfernung überzeugend aus. Der ganze Korpus wurde dann allerdings mit einem matten Finish überlackiert. Diese matte Lackierung sieht zwar sehr schön aus und ist auch tadellos verarbeitet, sorgt aber leider auch dafür, dass das ansonsten gelungene „Aging“ am Korpus sofort auffliegt, weil die freiliegenden Holzstellen überlackiert sind. Schade eigentlich.
Auch die „Abnutzungserscheinungen“ am Ahorn Hals sind nicht besonders überzeugend, das Holz ist gelblich gefärbt und hat einige Verfärbungen im Bereich der ersten 6 Bünde, die besonders beansprucht aussehen sollen. Das war’s dann auch in Sachen „Distressed Look“. Es ist sicher Geschmacksache, ob so ein „Aging“ grundsätzlich überhaupt sinnvoll ist, wenn es nicht wirklich zum „Feeling“ beiträgt, sondern eben nur aus einiger Entfernung wie ein altes Instrument aussieht. Aber gut, sei es drum. Stören tut das Ganze ja auch nicht!
Der Hals ist mit einer Art Satin-Finish lackiert, das eine sehr angenehme, seidige Haptik bietet. Das verwendete U -Profil ist schmal, eher Vintage-Jazz Bass-typisch und sehr komfortabel zu spielen. Im mitteldicken Palisandergriffbrett parken 21 Bünde im Medium-Jumbo-Format, die ordentlich eingesetzt und abgerichtet wurden. Leider konnte ich den Bass aber trotzdem nicht optimal einstellen, da der Kunstoffsattel sehr schlecht gefeilt wurde. Die Einkerbungen für die Saiten sind nicht tief genug, was zu einer hohen und damit sehr unkomfortablen Saitenlage in den ersten Bünden führt. Für einen Fachmann ist das kein großes Ding und schnell mit einer Sattelfeile oder eben einem neuen Sattel behoben, der Anfänger wird aber in erster Linie bemerken, dass sich der Bass schwer spielen lässt und mit Justierungen an der Brücke oder der Halskrümmung nicht viel zu verbessern ist. Hier sollte ESP mehr Sorgfalt bei der Endkontrolle an den Tag legen.
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Die gesamte Hardware kommt aus dem Hause ESP und macht einen recht ordentlichen Eindruck. Die „DB-4“ Brücke sieht wie ein Modell von Gotoh aus, ist solider als der typische Blechwinkel und hat Führungsrillen für die einzelnen Saitenreiter. Diese wiederum lassen sich wie üblich vertikal und horizontal für Saitenlage und Intonation justieren. Die vier offenen Mechaniken an der Kopfplatte verrichten ihren Dienst zuverlässig, laufen aber leider etwas hakelig, was in dieser Preisklasse allerdings keine Seltenheit und durchaus tolerierbar ist.
Auch die Tonabnehmer kommen aus eigenem Hause. In der Halsposition sitzt ein Splitcoil-Precision-PU, in der Stegposition sorgt ein Jazz Bass Single-Coil für zusätzliche Definition und Transparenz. Diese sogenannte P/J Konfiguration ist zwar nicht so verbreitet wie die puren Klassiker Preci oder Jazz, hat aber durchaus seine Reize, weil sie verkürzt gesagt das Beste aus beiden Welten vereinigt. Der Splitcoil produziert einen kehligen und universell einsetzbaren Preci-Sound während der knurrige und mittige Single-Coil in der Bridge-Position eher für den markanten Solo-Sound zuständig ist. Das Cockpit mit seinen drei Potis birgt dann auch keinerlei Rätsel und stellt einen Volume-Regler für jeden Pickup und eine Tonblende zum Absenken der Höhen bereit.