Details
Das Classic Maple ist nicht nur in der hier vorliegenden Konfiguration erhältlich, sondern in unterschiedlichsten Größen. Zur Auswahl stehen 15 weitere Folien-Finishes und neun Holzfurniere. In der Beatles-Ausführung wird das „Black Oyster Finish“ verwendet: Für einen Vintagefreak wie mich ist es jedoch optisch ein etwas halbherziger Versuch, das Classic Maple Set aus den Sechzigern zu kopieren: Das ursprüngliche Finish der Sechziger Jahre ist seit langem nicht mehr erhältlich. Die Folie enthielt einen sehr hohen Braunanteil und fast durchsichtige Bereiche, durch die das Holz leicht zu sehen war. Auch der Tomhalter und die Beine der Toms sowie der Bassdrum sind nur bedingt originalgetreu. Doch zunächst möchte ich mich den beiden Toms in Ringos Standard-Größen 13″ x 9″ und 16″ x 16″ widmen.
Der siebenschichtige kreuzverleimte Ahorn-Kessel ist makellos auf Stoß verarbeitet. Die Folie ist gut verklebt und der Saum liegt auf der Kesselrückseite gut versteckt unter den Böckchen. Auf dem Hängetom verteilen sich zwei Badges und zwei Luftlöcher so gleichmäßig, dass man – egal von welcher Seite man die Trommel aufhängt – dem Publikum immer eine der goldenen und ein wenig zu großen Ludwig-Kronen präsentiert. Ob die Kronen für königlichen Klang oder königliches Spielgefühl stehen, werde ich noch herausfinden müssen, aber zunächst noch zu den kleinen Details, die für das “Gesamterlebnis Schlagzeug” unerlässlich sind: Alle Stimmschrauben sind mit einem Gummiring und einer Nylon-Unterlegscheibe ausgestattet, die verhindern, dass sich die Schrauben beim Spielen von alleine lösen. Die Classic Lugs werden vom Kessel durch eine schwarze Gummi-Unterlage isoliert. Leider wird im Kesselinneren auf derartige Standards verzichtet: Die Metallschrauben sind ohne Schutzgummi direkt in den Kessel gebohrt. Das ist schade und unverständlich, da solche Details bei anderen Marken teilweise schon seit 20 Jahren selbstverständlich sind.
Dazu kommt, dass davon ausgegangen werden kann, dass aufgrund der großen Bohrung für die Halterung der Hängetom auch der Sound nicht ganz unversehrt bleibt. Allerdings bietet Ludwig alternativ das „Vibra Band”-System an, welches wie eine Rim-Aufhängung funktioniert und hier sicherlich die bessere Lösung darstellt.
Der Kessel des Floortoms ist ebenso gut verarbeitet wie der des Hängetoms. Schade ist aber, dass keine Memory-Locks für die Füße im Lieferumfang enthalten sind.
Ludwig-Snares galten schon immer als sichere Bank und haben mehrfach klangliche Standards gesetzt. Das hier mitgelieferte Modell hat 14″ Durchmesser und eine Kesseltiefe von fünf Zoll.
Die Snare Abhebung “P 85” ist zwar ein Klassiker, bewegt sich im Vergleich mit den Strainern anderer Hersteller aber auf den letzten Rängen. Dafür verantwortlich sind die geringe Qualität und die veraltete und instabile Mechanik. Die Abhebung hakt und man muss den kompletten Schlitten mit der einen Hand nach oben schieben, um mit der anderen den Hebel umlegen zu können.
Mit nur einer Hand lässt sich diese Abhebung so gut wie nicht bedienen. Die Originalabhebung aus den Sixties war um Längen besser! Ludwig kopiert sich hier selbst und das zudem noch grottenschlecht. Das gusseiserne „Butt End“ ist nicht wesentlich revolutionärer: Um die Kordel oder das Band des Teppichs an der Abhebung zu wechseln, benötigt man einen Kreuzschlitz-Schraubendreher! Als wenn das nicht genug wäre, kann man beim vergeblichen Versuch, den Teppich wirklich fest zu ziehen beobachten, wie sich das kleine Klemmplättchen verbiegt. Unglaublich, aber wahr: Diese Abhebung ist sogar an den teuren “Black Beauty”-Snares zu finden! Auch wenn man optional den “P 86 Millenium”-Strainer ordern kann, ist dieser Zustand unhaltbar. Bei Ludwig werden alle Snares – somit auch die getestete – mit einem preisgünstigen und ebenfalls mangelhaften Snareteppich ausgerüstet. Auf die Behebung dieser Mißstände warten die Fans des amerikanischen Drumset-Herstellers bereits seit 30 Jahren (und werden wahrscheinlich noch weitere 30 Jahre warten müssen).
Wer sich jetzt fragt, ob die Snare überhaupt noch was Gutes zu bieten hat, dem kann ich ganz klar entgegnen: Oh ja! Zum Einen ist der Kessel ist sauber verarbeitet und die Gewinde sind präzise gearbeitet. Die Folie ist auch hier sauber verklebt und die Naht genau wie bei den Toms unter die Böckchen gelegt. Die 2,3 mm starken Power-Hoops sind optimal für diese Snare, der Wechsel auf einen Gußreifen ist ebenfalls machbar. Die Trommel bekommt dadurch mehr Biss und setzt sich besser durch.
Die Bassdrum ist mit den „Classic Curved Spurs“ (den traditionellen, halbrunden Beinen) ausgestattet, die den Vintage-Look unterstreichen sollen. Da diese Beine aber nunmal Anfang der Achtziger auf den Markt gekommen sind und eben nicht im Zeitalter der Beatles, funktioniert dieser Griff in die Mottenkiste nicht so richtig. Dafür steht die Bassdrum aber sehr solide. Man kann sich optional auch für die „Elite Kick Spurs“ entscheiden, welche moderneren Hardware-Ausführungen entsprechen. Man sollte dann aber die Flügelschrauben austauschen, da diese so groß sind, dass die Bass-Drum unter Umständen nicht mehr in ein Case passt.
Die Steckplatte für den Tomhalter auf der Bassdrum ist seit den Sixties unverändert geblieben. Sie funktioniert einwandfrei, birgt aber den Nachteil, dass sich im Inneren des Böckchens ein Metall-Plättchen befindet, das lose befestigt von der Feststellschraube an das L-Rohr gedrückt wird. Ohne Tomhalter fällt dieses Plättchen vor allem beim Transport schnell heraus und geht möglicherweise verloren. Das führt häufig dazu, dass man notgedrungen auf dieses Bauteil verzichten muss, und sich die Schraube direkt in das Tomhalterohr bohrt und dieses eindrückt oder zumindest zerkratzt.
Die Böckchen der Bassdrum sind wie bei allen anderen Trommeln des Sets nur von außen mit schwarzem Gummi unterlegt. Die Bassdrum-Klauen sind aus Gusseisen gefertigt und zwar durchaus von bester Qualität, aber selbst bei fast allen günstigen Sets aus chinesischer Produktion (und somit sogar bei den Ludwig-Accent-Kits) sind die Klauen isoliert, um die Spannreifen vor Kratzern zu schützen. Diese treten sonst zwangsläufig schon beim ersten Fell-Wechsel auf. Auch ist die Stelle für die Fußmaschine im Spannreifen nicht geschützt. Hier würde ich mir mit selbstklebendem Filz den Spannreifen an der entsprechenden Stellen schützen.
Joerg Hansen sagt:
#1 - 24.02.2012 um 16:18 Uhr
Der Kommentar trifft das Set insgesamt sehr genau. Wichtig ist der "Wohlfühlcharakter" am Set selbst, der Sound, der ohne viel Aufwand von Anfang an prägend ist. Habe das Set gebraucht erworben (7 Jahre alt) neu befellt und gestimmt und finde die HW grausam (bin Sonorist), die Positioniermöglichkeiten des HT noch schlimmer als bei Sonor, aber das Set macht wirklich Spaß und hat einen tollen Sound. Bis auf die Snare, die bekomme ich nicht in den Griff.
Toller Kommentar und eure Seiten insgesamt sind herrausragend. Dank dafür.
Alexander Huber sagt:
#2 - 17.10.2023 um 13:55 Uhr
Hallo zusammen - mir hat der Artikel grundsätzlich auch sehr gut gefallen. Ich bin seit den frühen Siebziger Jahren ein großer Freund der Marke Ludwig und sie übt bis heute noch einen großen Einfluß auf mich aus. Entweder - Oder - ein dazwischen gibt es für mich nicht. Und ich bin auch froh keine "Sonorist" zu sein! - ebenfalls gute Trommeln, aber keine Seele. Was ich nicht teile ist die Meinung, dass die Curved Spurs erst Anfang der 80iger auf den Markt kamen - mein Vistalite Set aus 1976 hat ebenfalls Curved Spurs und das war nicht das erste Jahr in dem sie verbaut wurden. Stammen vielleicht nicht aus den 60igern, aber 80 ist zu spät. (kleinlich ich weiß) Auch der Tausch der Felle und des Snare Strainers muss nicht sein finde ich pers.! Danke an alle Ludwig-Fans and protect the Brand!