Sound
Schon der erste Schlag auf die noch ungestimmte Snare trainiert die Gesichtsmuskeln: Zuerst werden reflexartig die Augen zusammengekniffen, weil das Leichtgewicht ordentliche Pegel zu generieren imstande ist – und das in Frequenzbereichen, in denen das menschliche Gehör äußerst empfindlich ist. Noch mehr Adjektive gefällig? Dann wäre “schneidend” hier angebracht. Die Gegenbewegung der mimischen Muskulatur folgt auf dem Fuße: Die Augen werden wieder weit aufgerissen, die Augenbrauen springen in Richtung Haaransatz und die Stirnhaut wird zu feinen Runzeln zusammengefaltet: Wow! Anders als viele sonstige Snares ist der Sound dieses Instruments auffällig komplex. Egal, wie die Ludwig gestimmt wird: Nie ist sie langweilig, nie ist sie penetrant. Ludwig-Musser ist in erster Linie ein Hersteller von Schlagwerk für Marching-Bands. Verständlich, dass “langweilige” Snaresounds der Tod einer solchen Musik wären. Daher ist der Klang auf Vielschichtigkeit ausgerichtet. Der Tontechniker freut sich: Bei Instrumenten mit einem “reichen” (also breitbandigen) Spektrum hat man es einfacher, sie in den Gesamtmix zu integrieren. Es gibt keinen aufdringlichen, herausstechenden Kessel-Ping, die Hauptresonanzen lassen sich durch gezieltes Stimmen hervorheben oder verdecken, die Supraphonic lässt eine große Range an Stimmungen zu. Verschiedene Spielweisen machen sich sofort bemerkbar, der Klangunterschied von Centre-Strike zu Off-Centre-Strike ist enorm. Am Rand gespielt, bekommt der Klang einen starken “Air”-Anteil, de Grundtonbereich bricht weg.
Wie auch für Marching-Drums üblich, hat diese Ludwig eine unglaublich präzise Teppichansprache. Selbst, wenn eine Daune auf das Schlagfell fällt, ist ein leises Rascheln der Spiralen wahrnehmbar (ok, das ist vielleicht ein wenig übertrieben). Das klingt natürlich einerseits gut, denn es lassen sich auch in der geringsten Dynamikstufe feine Nuancen unterscheiden, wodurch die Supraphonic uneingeschränkt auch für den Einsatz als “kleine Trommel” im Orchester geeignet ist (und dort auch wirklich eingesetzt wird). Andererseits ist dadurch die Gefahr groß, dass trotz gezielter Stimmung die Snares auch dann fröhlich mitrascheln, wenn ein ganz anderes Instrument gespielt wurde (Toms, Bassdrum). Mit einem etwas kräftigeren Fell ausgestattet, geht ein wenig von dieser Feinheit verloren, dafür erhält man auch bei kräftigen Strikes den Sound, nach dem man womöglich schon lange auf der Suche war: Ohne großartige tontechnische Bearbeitung fühlt man sich sofort an viele Aufnahmen der 60er und 70er erinnert. Viele Rocktrommler spielten (und spielen) eine solche Snare, und für Funk ist dieses Instrument allererste Sahne. Die dünnen Spannreifen übertragen Rimshots sehr direkt auf den Fellreifen, wodurch man es ordentlich krachen lassen kann.
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Mit Druckgussreifen würde ein solcher Shot bei Weitem nicht so höhenreich ausfallen. Am “crispen” Sound haben das Resonanzfell und die Spiralen sehr starken Anteil, jedoch wird der Grundsound schon deutlich durch den Kessel geprägt. Mit einer getrennten Mikrofonierung der Schlag- und Resonanzseite lässt sich der Gesamtsound äußerst gezielt bestimmen. Sicher: Wer versucht, denn fetten und warmen Sound tiefgestimmter Achtzoll-Maplekessel zu erzielen, hat die falsche Art Instrument gekauft. Die LM 400 reagiert deutlich, aber nicht übertrieben auf unterschiedliche Schlegel. Der Charakter wird durch nicht zu dicke Holzstöcke am ehesten unterstrichen.