In den letzten Jahren hat sich so einiges getan in der deutschsprachigen Drummer-Szene. Neben der Musikmesse, die seit längerem mit rückläufigen Besucherzahlen zu kämpfen hat, und den reinen Hersteller-Events, wie zum Beispiel dem Meinl Drum-Festival, tummeln sich noch einige ausgewählte Treffen für Enthusiasten, die oft nebenberuflich und mit viel Eigeninitiative veranstaltet werden.
Veranstalter Marcel Vogelmann ist in der Szene alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Der ausdrückliche Ludwig Drums Fan mit gut vernetzen Kontakten ins weltweite Rock’n Roll Business betrieb viele Jahre den „Wunderbaren Trommelladen“ in Ludwigsburg. Jetzt nach neun Jahren wollten er und sein Team es scheinbar wieder wissen, denn für einige ziemlich überraschend, wurde ein Neuauflage der legendären Ludwigsburger Trommeltage ausgerufen. Wir haben uns am zweiten Tag des insgesamt dreitägigen Events für euch auf die Autobahn geschwungen.
Größere Vertriebe und kleine Schmieden stellten aus…
Mit Gewa Drums, Musik und Technik (M&T) und Fentex hatten sich drei größere Vertriebe eingefunden, die ihre 2018er Jahresneuheiten und ein paar Specials präsentierten. So konnte man sich am Stand von M&T neben den aktuellen Zildjian Modellen auch die ganz frisch veröffentlichten Mapex Hardware-Lösungen und das dazugehörige Black Panther Design Kit anschauen und natürlich auch anspielen. Bei Fentex gab es einige schöne Ludwig Kits, unter anderem das NeuSonic, und die Raw Brass und Copperphonic Snares zu sehen, auch sämtliche Istanbul Agop Neuheiten waren antestbereit. Gewa Drums hatte schicke Gretsch Sets mit stylishen Folien dabei, ebenso ein DW Acryl Set, bestückt mit den Remo Colortone Fellen. Daneben gab es eine reichhaltige Auswahl aus diversen Paiste Beckenserien.
Auf der anderen Seite waren einige kleinere Hersteller wie Cube Drums / Samsun Cymbals oder Kandler Custom Drums (mit WFLIII Snares im Vertrieb) vertreten. Holger Reith von Handmade Drums zeigte viele Snares und Kits in Fassbauweise, und bei Mr. Muff gab es den neuen MiniMuff Dämpfer zu sehen, der in Kooperation mit der Klangmacherei, der Firma von Mic Scharf, entstanden ist. Der war natürlich auch da und stellte neben einem Set und ein paar Snares auch sein immer weiter wachsendes Arsenal an praktischen Zubehör-Utensilien aus. Mit Adrian Kirchler von AK Drums aus Südtirol war sogar internationale Trommelbau-Prominenz angereist. Adrian zeigte zwei edle, komplett handgebaute Snares aus Messing und Kupfer. Neu ist unter anderem eine Piccolo-Abhebung, die in den Spannreifen integriert ist, die ausgestellte Messing-Snare hatte zwei versetzt positionierte und separat regelbare Snare-Teppiche. Vieles von der ausgestellten Ware konnte auch direkt bei den Ausstellern erworben werden. Im Foyer konnte man unter anderem einige Schätze aus der Sammlung von Klaus Ruple, dem Autor des „Sonor in Weißenfels“ Buches, bestaunen. Uli Dünnewald von Thinwood Pads war mit seinen Dämpfungs-Pads vertreten, und die Hamburger Firma Adoro Drums, mit Dream Cymbals und Lotus Pedalen im Gepäck, zeigte einen Teil ihres Portfolios. Darüber hinaus gab es eine gut gefüllte Tombola zugunsten der Jon Lord Fellowship, die zur Bekämpfung des Bauchspeicheldrüsenkrebses ins Leben gerufen wurde. Viele der Aussteller und einige weitere Firmen hatten dafür ansehnliche Preise gestiftet.
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… und es gab ein beachtliches Bühnenprogramm
An allen drei Tagen fanden auf der Bühne Drum-Vorführungen und Konzerte statt. Am Samstag hatte Felix Lehrmann die Ehre, die Besucher mit einem ordentlichen Brett an Grooves und beeindruckender Technik wachzuklopfen. Da die anschließende Fragerunde eher verhalten ausfiel, spielte er noch zwei weitere Soli, bevor er weiter zum Flughafen musste, um direkt zum nächsten Event zu reisen. Danach war Marcel van Cleef an der Reihe. Der Wahl-Berliner holländischer Herkunft spielte ein paar Auszüge aus seinem 1,5-stündigen Soloprogramm. Ob am Handpan oder am Gesang und gleichzeitig am Drumset… Marcel begeisterte durch eine sehr beachtliche Technik und Kontrolle am Instrument, wenngleich bei ihm immer Musikalität und Dynamik im Mittelpunkt seiner Vorführungen steht. Das ist in dieser Mischung heutzutage eher selten bei Drum-Präsentationen anzutreffen und hat mir auch deshalb sehr gefallen.
Cozy Powell Tribute am Abend
Nach einiger Umbauzeit war die Bühne in den Abendstunden bereit für Rebel Hot, eine Classic Rock Band mit deutlichem Led Zeppelin Einschlag, die extra aus Italien angereist war. Danach folgte der Cozy Powell Tribute Abend. Dafür hatte sich eine Band mit leicht variierender Besetzung eingefunden, die über den Tag mit verschiedenen Drummern Songs aus dem reichhaltigen Hardrock-Repertoire des vor 20 Jahren verstorbenen Meisters erarbeitet hatte. Cozy Powell hat unter anderem für Black Sabbath, Jeff Beck, Rainbow, Jon Lord, Gary Moore, Whitesnake und viele mehr die Stöcke geschwungen. Mit Pete York und Sibi Siebert durfte zuerst die ältere Garde hinter der Doublebass-Schießbude aus Stainless Steel mit zwei 26er Bassdrums Platz nehmen. Danach kamen noch Sakke Koivula aus Finnland, David Keith, Tim Husung und Mike Terrana in den Genuss. In den Umbaupausen erzählte Herr Vogelmann in seinem ureigenen Stil einige Anekdoten, unter anderem über Cozy Powell, die mit fortschreitender Stunde und steigendem Pegel immer farbenfroher ausfielen, so wurde es mir hinterher berichtet.
Fazit
Alles in allem war die Neuauflage der Trommeltage eine schöne Sache, es hätten allerdings an allen Tagen deutlich mehr Besucher vor Ort sein können, und auch das Bühnenprogramm hätte in meinen Augen ruhig etwas straffer im Ablauf organisiert werden können. Wir können also gespannt sein, ob (und in welcher Form) es in den kommenden Jahren weitere Auflagen der Ludwigsburger Trommeltage geben wird.
Noch ein kurzer Hinweis zum Schluss:
Am 20.10.2018 findet die dritte Crash It in Mannheim statt. Wir werden mit einigen bonedo-Autoren vor Ort sein, vielleicht trifft man sich ja dort?