Praxis
Aktiviert man das Pedal, bemerkt man sofort einen massiven Verlust an tiefen Frequenzen unterhalb von 100 Hertz. Das finde ich in Anbetracht des dynamischen und ausgeglichenen Klangverhaltens zwar schade, aber diese Art des “Entmatschens” machen sich sehr viele Verzerrer zu eigen, darunter auch mein heiß geliebter King Of Tone von Analogman. Im ersten Audiobeispiel kann man den Unterschied zwischen dem reinen Ampsound und dem bearbeiteten Signal gut heraushören. Ihr hört zuerst ein Lick ohne und in der zweiten Hälfte mit leicht angezerrtem Pedal.
Im Gegensatz zu den meisten Overdrive-Pedalen lässt hier der Tone-Regler den Bassbereich so gut wie unbeeinflusst. Bis zur 12-Uhr-Stellung regelt man vorwiegend die oberen Mitten ab 1,5 kHz und ab der 12-Uhr-Stellung den Frequenzbereich zwischen 500 Hz und 2,5 kHz. Um euch das Ganze einmal zu demonstrieren, habe ich ein Lick in drei Einstellungen gespielt. Im ersten Drittel des nächsten Audiobeispiels hört ihr zuerst den Tone-Regler auf 9 Uhr, danach auf 12 Uhr und zum Schluss in der Vollgaseinstellung. Der Gainregler steht dabei auf 9 Uhr.
Das Pedal bietet mit OD 1 und OD 2 zwei unterschiedliche Zerrstufen, die sich vorwiegend durch die Kompression und die verfügbare Verzerrung unterscheiden. Alle Sounds klingen wirklich überzeugend und sehr röhrenmäßig. Hier nun drei Einstellungen des Gainreglers im etwas zahmeren OD 1 Modus. Zuerst hört ihr das Lick auf 9 Uhr, wobei der Ton die geringste Kompression bietet. Danach kommt 12 Uhr, gefolgt von der Maximaleinstellung.
Hier ein ähnliches Lick im OD 2 Modus, ebenfalls mit den drei Gain-Einstellungen 9 und 12 Uhr sowie Vollgas. Die Verzerrung beginnt in etwa dort, wo der OD 1 Modus aufhört, wobei die Zerrstruktur einen Tacken feiner daherkommt. Das Pedal klingt auch in der maximalen Einstellung immer noch offen und völlig matschfrei und im Gegensatz zum klassischen Tubescreamer auch ohne einen angezerrten Amp sehr organisch.
Aber wie sieht es beim Solieren und bei maximaler Verzerrung aus? Auch in dieser Disziplin gibt’s nichts zu meckern. Dank des gut abgestimmten Frequenzganges und der ausgeklügelten Gainstufen bringt das Pedal einen sehr homogenen und ehrlichen Sound, der spielerische Unzulänglichkeiten jedoch gnadenlos offenlegt. Im folgenden Soundbeispiel hört ihr die maximale Einstellung im OD 1 Modus. Der Tone-Regler steht auf 12 Uhr, einer Einstellung, die mir bei diesem Pedal am besten gefällt.
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Es folgt ein ähnliches Lick mit maximaler Verzerrung im OD 2 Modus. Wie man hört, bleibt der Sound trotz der hohen Verzerrung offen und der Charakter meiner alten Strat kommt sehr gut zur Geltung.
Auch mit Humbuckern kommt das Pedal bestens klar. Mit meiner Les Paul lässt sich im OD 2 Modus und maximaler Gaineinstellung ein fettes Heavy-Rock-Brett abfeuern. Wer jedoch eine völlig überbratene Metallzerre sucht, ist hier falsch. Dazu klingt es einfach zu klassisch.