Details
Als Habitat für die neuen Module stehen zwei „Häuschen“ zur Auswahl. Das RM8 kann – wie die Bezeichnung suggeriert – bis zu acht dieser immer gleich breiten Einheiten aufnehmen, das neuere RM2 bietet nur zweien eine Heimat. Dementsprechend ist RM2 deutlich kleiner und auch preiswerter. Rückwärtig liefert das Housing je zwei Ein- und zwei Ausgänge als XLR-Buchsen von Neutrik, Netzanschluss, Sicherung und Spannungswahlschalter. Wie man es auch von vielen Rack-Geräten des Herstellers kennt, ist der blaue Trafo hinten am Gehäuse angesetzt. Der große RM8 verfügt zusätzlich zu den XLRs über Multipin-Ins und -Outs im DB25-(Tascam-)Standard. Im Gegensatz zum kleinen System zeigt der RM8 mit LEDs auf der Vorderseite die Funktion der zum Betrieb der Module notwendigen Spannungen an: +270, +48, +12 sowie +15 und -15 Volt.
Die Dänen bieten momentan drei Einschübe an: einen Mikrofon-Vorverstärker, einen Kompressor und einen Equalizer. Die gesamte Palette ist selbstredend in Röhrentechnik aufgebaut. Wir haben uns die ersten beiden Module im RM2 kommen lassen – selten war die Vorfreude auf einen Produkttest bei mir so hoch. In der Küche wäre es ein Unding, würde man die besten Filetstücke in einfacher Mehlschwitze oder gar Ketchup ertränken. Ähnliches gilt auch für hochwertiges Studio-Equipment. Daher habe ich mich mit bonedo-Autor und Gitarrist Bassel El-Hallak in Berlin zusammengesetzt, um ausführlich die Kompetenzen der kleinen Röhrengerätchen mit verschiedenen hochwertigen Signalen zu überprüfen. Ja, es stimmt: Wir waren wirklich etwas aufgeregt! Doch immer langsam mit den jungen Pferden.
PM 1A
Mit seinem Buchstabendreher suggeriert der Mikrofonpreamp-Einschub PM 1A eine technische und klangliche Nähe zum mir liebgewonnenen MP 1A, wenn er auch über einige zusätzlichen Funktionen verfügt, die mich doch etwas neidisch machen. Dieser Vollröhren-Amp schaltet die Vorverstärkung nicht nur in Schritten à zehn Dezibel wie der 19”-Vater, sondern zusätzlich mit einem weiteren gerasterten Regler mit einer Genauigkeit von 2 dB. Lydkraft setzt auf Altbewährtes und verwendet die Bakelit-Knöpfe im schlichten, aber unmissverständlichen Vintage-Design. Zweite Erweiterung: Die Eingangs-Impedanz des PM 1A lässt sich mit einem kleinen Kippschalter von 0,6 auf 1,2 oder 2,4 kOhm erhöhen. Dadurch sind leichte Charakteränderungen des Mikrofonsignals erreichbar. Steckt ein Kabel im frontseitigen D.I.-Input, ist es ein frequenzabhängiger Widerstand von einem Mega-Ohm, mit dem es das Signal zu tun bekommt. In der gleichen Reihe mit der Impedanzwahl findet man alltäglichere Bedienelemente, namentlich eine Vorabsenkung, die das Signal um 20 Dezibel verringert, daneben die obligatorische Phantomspeisung. Als Hochpassfilter kommt das vom MP bekannte zum Einsatz, welches auf 20 oder 40 Hz seinen -3dB-Punkt setzt. Die Steilheit des Filters wird vom Hersteller nicht angegeben, liegt aber wahrscheinlich bei 12 dB/Okt. Die Möglichkeit zur Signalinvertierung (wie so oft im Grunde falsch mit der Gradzahl „0“ und „180“ gekennzeichnet – das wäre ein für alle Frequenzen unterschiedlich großes Delay!) ist das letzte Bedienelement auf der Frontplatte.
Das kleine Modul PM 1A bietet also auf einem Fünftel der Baubreite des Neunzehnzöllers MP 1A mehr Features, eine Pegelanzeige ist jedoch wie beim großen Bruder nicht dabei. Die Tatsache, dass nur eine simple Overload-Leuchte verbaut ist, ist die unmissverständliche Aufforderung an den Engineer, sich ausschließlich auf seine Ohren zu verlassen und den Zerrgrad mit den zur Verfügung stehenden Bedienelementen zu bestimmen. Weit über den Hörbereich des Menschen geht der Frequenzgang des Geräts hinaus: Die -3dB-Punkte liegen bei 5 Hz und 60 kHz, das Rauschen liegt nach CCIR mit -70 dBu bei 20 dB Verstärkung und sollte daher nie ein Problem darstellen.
CM 1A
Weitaus mehr “Knöppe” hat der Kompressor-Einschub CM 1A aufzuweisen. Auch dieses Gerät hat ein 19″-Pendant. Doch mit einem Buchstaben-Dreher ist es diesmal nicht getan: Das Vorbild ist nicht etwa ein fiktiver “MC 1A”, sondern der beliebte Mono-Kompressor CL 1B. Diesen als hervorragenden Vocal-Kompressor zu bezeichnen, ist zwar sicher nicht verkehrt, wird dem riesigen Gerät aber nicht vollständig gerecht. Denn er eignet sich ebenso gut für viele weitere Signale, von Schlagzeug-Einzelsignalen bis hin zu Gitarren, Bässen, Synthies … you name it! Auch die „Schrumpf-Version“ arbeitet mit einem Optokoppler zur letztendlichen Verringerung der Dynamik. Das bekannteste Gerät dieser Schaltungsart ist der legendäre Teletronix LA-2A, der heute noch von Universal Audio hergestellt wird, aber über deutlich weniger Eingriffsmöglichkeiten verfügt. Die Ähnlichkeiten der Produktbezeichnung des Klassikers mit der vieler heutiger Geräte kommen natürlich nicht von ungefähr.
Die fünf Drehregler lassen die Veränderung der üblichen Kompressions-Parameter zu: Die Attack-Time lässt sich von “Knacksgarantie”-Zeit (0,5 ms) bis zu einer knappen Drittelsekunde einstellen, die Release natürlich mit höheren Zeiten: 50 Millisekunden bis zur durchschnittlichen Reaktionszeit eines Rhythmusgitarristen auf die Taktänderung im Song: 10 Sekunden. Im Sidechain werden übrigens Halbleiter eingesetzt, allerdings haben diese natürlich keinen (also auch keinen negativen) Einfluss auf den Sound, denn sie sitzen ja nicht im Signalweg. Mit einem kleinen Schalter können die Attack- und Release-Zeiten bei Bedarf festgesetzt oder automatisiert werden, jedoch anders, als man es von manchen anderen Geräten mit Auto-Release gewohnt sein mag: “Manual” erlaubt Kontrolle über beide Werte von Hand, “Fixed” setzt beide Zeitparameter auf ihren (annähernd) geringsten Wert. “Fixed/Manual” ist ein wenig komplexer: Hier wird Attack auf Fast gesetzt, die Release wird vom Quellsignal abhängig gemacht und bewegt sich dann zwischen mittlerer und langer Rückregelzeit. Allerdings hat man zusätzlich eine Hold-Funktion vor Beginn der Release zur Verfügung, die man mit dem Attack(!)-Regler wählen kann. Das Meter kann mit seinen 11 Segmenten entweder das Output-Level von -20 dB bis 3 dB und Overload oder die Gain-Reduction anzeigen. Ein Input-Metering wie beim CL 1B mit seinem VU-Meter gibt es nicht.
Bei der Verwendung mehrerer Mono-Kompressoren sollte es immer die Möglichkeit geben, die Steuersignale der verschiedenen Geräte zu vereinigen. Tube-Tech erlauben beim CM 1A nicht nur die Verbindung zweier Geräte, sondern die Erstellung eines kompletten Sidechain-Busses. Moment, halt, stopp: die Erstellung von zwei Sidechain-Bussen…!? Es können in einem Bus bis zu zehn Kompressoren gelinkt werden. Multichannel, here we come! Der tiefstmögliche Threshold ist auf der Frontplatte mit -30 dBu angegeben, das sollte mit dem maximalen Input von 21 dBu dicke für enorme Hubarbeit ausreichen. Mit bis zu 30 dB Make-Up kann man das zusammengefaltete Signal wieder nach oben hieven – erst bei 26 dBu liegt die THD bei 1%. Die wählbare Ratio beginnt nicht etwa bei 1:1 oder 1,5:1, sondern setzt mit 2:1 ein. Die Kurve lässt sich steiler stellen, bis bei 10:1 Limiter-Charakteristik erreicht ist. Dort ist dann im wahrsten Sinne das Limit erreicht, denn dies ist das maximal einstellbare Verhältnis. Um komprimiertes und nicht prozessiertes Signal zu vergleichen, dient ein kleiner “In/Out”-Switch, der auf Knackser im Signalweg verzichtet.
Exotische Röhren werden bei Tube-Tech nicht eingesetzt: Das Kompressormodul CM 1A verwendet je eine ECC82 und eine ECC83, die Anzahl der Trioden im Vorverstärker PM 1A ist um einiges höher: Zwei 82er und ganze vier 83er werden dort eingesetzt, wodurch sich die mit 19 Watt um 4 Watt höhere Leistungsaufnahme des Preamp-Moduls erklärt.