Lydkraft Tube-Tech SMC 2B Test

Stereo Multiband Kompressor Lydkraft Tube-Tech SMC 2B im Test: Es gibt nur wenige Namen in der Pro-Audio Welt, bei denen man sich instinktiv die Lippen leckt. Tube-Tech aus Dänemark ist definitiv einer dieser Kandidaten, und mit dieser Meinung bin ich sicherlich nicht alleine. Vor allem der CL-1B Kompressor wäre hier zu nennen, der bereits unzählige Stimmen und Bässe auf Nr.1-Hits eindrucksvoll musikalisch verdichtet und veredelt hat. Aber auch der von uns bereits getestete PE-1C EQ im Pultec-Style und die Softube-Emulationen erfreuen sich großer Beliebtheit – und das API500er-artige-Modularsystem hatten wie auch bereits im Test.


Multiband-Kompression scheint für viele wie ein Buch mit sieben Siegeln, aber das muss nicht sein! Ohne jetzt allzu weit vorgreifen zu wollen: Nur weil man mehrere Bänder besitzt, muss dies nicht zwangsläufig bedeuten, dass man auch jedes Band benutzen muss, sprich dieses komprimieren muss. Im Gegenteil, die besten Ergebnisse – gerade auf Einzelsignalen – erhält man oftmals, wenn man nur die Problembereiche komprimiert bzw. „eliminiert“, wie dies z.B. beim De-Essing der Fall ist, damit der Rest schön luftig bleibt! Doch ich schweife ab, zurück zum Lydkraft Tube-Tech SMC 2B.

Details

Der Tube-Tech SMC 2B ist ein auf Röhrentechnik basierender, optischer Stereo Multiband Kompressor mit drei individuellen Stereo-Bändern. Im Prinzip ist er auch ein „sehr breiter“ EQ. Auf der Eingangsseite kommen Lundahl-Übertrager zum Einsatz, die Ausgangsübertrager hingegen entstanden in dänischer Auftragsfertigung.

Das 3 HE hohe 19-Zoll-Gehäuse besteht aus einem soliden und überwiegend gefalzten Stahlblech mit dicker Frontplatte. Alles mit feinster, blauer Pulverbeschichtung versehen.

Die beiden Trennfrequenz-Potis links zur Aufteilung in drei Stereo-Bänder sind stufenlos einstellbar und wurden mit einfachen, aber hochwertigen RC-Filtern realisiert, die mit 6 dB/Oktave sehr flach agieren, was Verluste und Phaseneffekte bei der anschließenden Summierung gen Null hält. Das Höhenband wird dabei mittels High-Pass vom Mittenband zwischen 1,2 kHz und 6 kHz abgetrennt, das Bass- vom Mittenband hingegen mit einem Low-Pass zwischen 60 Hz und 1,2 kHz.
Darauf folgen drei unabhängige „optische Kompressionssektionen“ mit jeweils fünf Parametern, die folgender Auflistung komfortabel zu entnehmen sind:

  • THRESHOLD: Schwellwert, über dem die Kompression im Verhältnis der RATIO einsetzt. Mit Rechtsanschlag wählt man den Maximalwert von -20dB. Mit Linksanschlag wählt man den Bypass der Kompression für dieses Band aus („Off“).
  • RATIO: Von 1,5:1 bis 10:1 einstellbar, regelt, wie stark bzw. in welchem Verhältnis Überschreitungen des THRESHOLDS herab-geregelt werden. 
  • ATTACK: Von FAST (1ms) bis SLOW (100ms) einstellbar, regelt, wie schnell Überschreitungen des THRESHOLDS gegengeregelt werden. Anders gesprochen, „langsame“ Werte sorgen dafür, dass Transienten ungehindert passieren können.
  • RELEASE: Von FAST (70ms) bis SLOW (2500ms) einstellbar, regelt,  wie schnell – nach Unterschreitung des THRESHOLDS – die Kompression zurückgefahren werden soll. Anders gesprochen: „Langsame“ Werte sorgen dafür, dass die Komprimierung ruhig und ohne „Pumpen“ erfolgt. 
  • GAIN: Last but not least darf bei keiner Kompressionsstufe die „Aufholverstärkung“ fehlen – wird häufig auch als Make-Up-Gain bezeichnet. Linksanschlag deaktiviert dabei das Band, Rechtsanschlag hingegen stellt bis zu +10dB Gain zur Verfügung.
  • METER: Für jedes Band wird separat die resultierende Gain-Reduction mit einer 11-Segment LED-Anzeige visualisiert.

Anschließend laufen alle drei parallelen Stereo-Bänder wieder zusammen und können noch einmal gemeinsam im Ausgangspegel von „Off“ bis +10dB angepasst sowie im Panorama (0 dB bis +/- 1,5dB) verschoben werden. Weiterhin gibt es einen Bypass bzw. COMP-IN/OUT Kippschalter, den man vor den Augen der teuer zahlenden Kundschaft ruhig öfters souverän betätigen sollte – und das war es im Prinzip!

Fotostrecke: 3 Bilder Didaktisch sinnvoll beginnt Links das Processing mit der Aufteilung in die 3 Bu00e4nder. Unten befindet sich das Low-Pass und oben das High-Pass.

Gut, den stilechten, fetten, frontseitigen Drehschalter für die Aktivierung der Stromversorgung inklusive Relais-Klackern auf der Front sowie das „Status“-Glühlämpchen mit „Rubin-Abdeckung“ habe ich bisher noch verschwiegen.

Weiterhin sei noch folgende Ergänzung gestattet: Die Trennfrequenz der unteren Bänder wird eigentlich mittels MULTIPLIER-Kippschalter angepasst, um einen größeren Regelbereich abfahren zu können. Steht der Multiplier auf „x1“, steuert X-OVER Low die Trennung zwischen 60 Hz und 300 Hz, wird er allerdings auf „x4“ umgestellt, kann zwischen 0,24 und 1,2 kHz geregelt werden. Der X-OVER HIGH ist davon aber nicht betroffen.

Die Rückseite ist schön schlicht gehalten: Strom rein, Sicherung, Stereo XLR rein/raus, fertig!

Die Rückseite glänzt ebenfalls durch schnörkellose Professionalität: Stereo-XLR rein, Stereo-XLR raus, Neutrik-Buchsen mit Verriegelung. Punkt. Und das war es! Keine Combo-Buchsen, keine Pegelwahl, kein Schnick-Schnack – ich mag das. Ebenfalls rückseitig befinden sich natürlich auch die Stromzufuhr, die Feinsicherung und ein Spannungswahlschalter für die internationale Klientel. 

Ungeachtet der üppigen Ausmaße geht es im Inneren recht luftig zu, was aufgrund der acht, ordentlich Abwärme produzierenden, Röhren aber auch mehr als angebracht ist. Trotz vieler seitlicher Lüftungsschlitze wird die Kiste richtig warm! Das Gesamtgewicht fällt mit gerade einmal 6,2 kg wiederum extrem Roadie-freundlich aus. Und wie es sich für ein Gerät dieser Liga gehört, hat es natürlich auch einen richtigen Hardware-Bypass zu bieten, der erstens die komplette Schaltung aus dem Signalweg nimmt und zweitens Audiosignale bei ausgeschaltetem Gerät selbstverständlich durchschleift. Und wenn man einmal ins geöffnete Innere schaut, entdeckt man ein blitzblankes Layout mit sauberster Verarbeitung.

Schau mir in die Röhre, Kleines!
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