Praxis
Das Sputnik und sein Netzteil sind aus vernünftigen Materialien in ordentlichen Stärken hergestellt und ausreichend verarbeitet. Wichtiger als das letzte Quäntchen in der Verarbeitungsqualität ist aber die Funktionalität, daher ist es ein gutes Zeichen, dass das Metallrohr, welches das Innenleben des Sputnik mechanisch und elektromagnetisch schützt, kein “Bing” von sich gibt, wenn man es anklopft. Kein Witz: Manche anderen Gehäuse resonieren oder rappeln, das macht sich in Kapselnähe natürlich stark bemerkbar, vor allem, wenn keine oder nur eine schwache interne elastische Aufhängung vorhanden ist.
Sinnigerweise beginne ich Mikrofontests mit Vocals und in Nierencharakteristik bei mittlerem Abstand. Oh ja, es gibt eine leichte Tiefmittenbetonung. Dies kann je nach Signal kernig wirken und einen größeren Abstand ermöglichen, wenn man Nähe zeigen möchte, aber eine zu starke „Verbassung“ durch den Nahbesprechungseffekt fürchtet. Das ist gut. Auf der anderen Seite muss man vorsichtig sein, dass das Signal gerade bei Männerstimmen nicht zu dröhnig wird. Zudem wirkt die Anhebung ein bisschen al zu wenig “integrativer Bestandteil” des Signals, sondern ein wenig gewollt – aber kaum merklich. Geringere Abstände machen das Signal schnell etwas muffig, aber dennoch hält sich die Überbassung in Grenzen – zudem gibt es ein ordentliches Hochpassfilter. Weite Abstände stehen dem Sputnik besser zu Gesicht, hier kann das Mikrofon seine Qualitäten unter Beweis stellen. Es klingt dann besonders in den Höhen feiner und liefert ein Signal, welches besser “atmen” kann.
Als letztes File im Player findet ihr eine bearbeitete Version der Vocals und zwei Signale, die über einen Hiwatt Custom DR504 und das Sputnik aufgenommen wurden.
Stellt man jedoch einen Vergleich mit einem deutlich hochwertigeren umschaltbaren Röhrenmikrofon an, in diesem Fall das Microtech Gefell UM 92.1S, werden die klanglichen Unterschiede deutlich: Das M-Audio Sputnik wirkt etwas kratzender und reibender und damit trotz seiner Überhöhung unterhalb der 1-kHz-Marke weniger rund und voluminös als das Gefell. Bemüht man einen Equalizer mit extremen Einstellungen, stößt man beim Sputnik deutlich schneller an seine Grenzen, auch die Verwendung schlechterer Preamps verzeiht das teurere Mikrofon besser. Aber dabei sollte man nicht vergessen: Für den Preis eines UM 92 kann man schließlich sechs Sputniks kaufen! Dass im Sputnik-Manual aber eine Nähe sowohl zu den beiden vielleicht legendärsten Großmembran-Röhrenmikros Neumann U 47 und AKG C12 hergestellt wird, erscheint mir aus konstruktiven wie klanglichen Gründen aber ein, nun, sagen wir “interessanter Standpunkt” zu sein.
Nicht begeistert kann man jedoch sein, wenn man hört, welche klanglichen Auswirkungen das Hinzufügen der rückseitigen Membran hat. Wird ihr Signal gleichphasig zugemischt, ergibt sich also die Kugel, dann fallen deutliche, schmale Kerben im Frequenzgang auf. Im Vergleich mit dem an der gleichen Stelle positionierten MG erkennt man, dass es sich nicht nur um Kammfiltereffekte durch Rückwürfe handelt. Weniger phasig und löchrig, aber schmalbrüstig und kalt klingt die Acht. Der bei vielen Mikros zu findende etwas präsentere Klangcharakter ist hier nicht zu finden. Gut, einerseits ist es natürlich vorteilhaft, charakterlich sehr unterschiedliche Klänge per Patternumschaltung erzeugen zu können, nur werden diese selten wünschenswert sein (und sind, mal etwas überspitzt formuliert, auch mit einem kurzen Delay zu realisieren).
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Dynamisch geht das Sputnik für ein Mikrofon dieser Ausstattung und Preisklasse in Ordnung. Wirklich zu zerren beginnt das Röhrenmikrofon erst nach einer recht gemütlichen Sättigungsphase, die per Pad schließlich auch weiter nach oben verschoben werden kann. Auf starke, kurze Pegelanstiege reagiert das Kondensatormikrofon bisweilen nicht ganz so linear, wie man es sich wünschen würde. Jede Bearbeitung mit einem Kompressor greift aber deutlich drastischer ein. Unproblematisch ist das Röhrenmikro bei Popplauten, mit scharfen Konsonanten muss man bei manchen Stimmen etwas behutsam sein.