PRAXIS
Timecode-Kontrolle
Für den analogen Parcours wurden zwei Plattenspieler und zwei CD-Player Marke Vestax hinzugezogen. Ferner ein Satz Torq-Medien, da die Software keine anderen Timecodes zulässt (außer Miss Pinky, was in unseren Breitengraden kaum anzutreffen ist). Das Torq-Vinyl übermittelt Abspielrichtung, Tempo und Position der Plattenspielernadel an die Software und dirigiert so die Musikstücke im Deck. Dank Skip Protect-Funktion spielt die Musik auch weiter, wenn die Kontrollmedien aussetzen. Das Einmessen des Timecode-Signals vom Silberling und Platte funktionierte zügig und problemlos. Dennoch fehlt mir ein vernünftiges, optisches Abbild – etwa in Form eines Kreises, so wie man es von Traktor und Serato kennt. Obendrein wäre es sinnvoll, verschiedene Parameter zur Kalibrierung bereitzustellen. Letztlich zählt natürlich auch das Scratch-Feeling, welches im Zusammenspiel mit dem Audio 8 als gefühlt latenzfrei einzustufen ist.
Sowohl schnelle als auch langsame Bewegungen wurden von der Software korrekt interpretiert. Auch das Kratzen von zuvor definierten Cuepoints oder Samples, die ins Deck portiert wurden, war im praxisgerechten Rahmen via Shortcut möglich, ist jedoch besser via MIDI-Controller zu bewältigen, was uns zum nächsten Thema überleitet. Nur eines zuvor noch: Serato, Traktor und Mixvibes Scheiben verfügen alle über Flip-Loading (der nächste Track der Playlist wird beim Umdrehen der Platte geladen) und Scrollzones (navigieren in der Playliste per Vinyl-Drehrichtung), was den Griff zur Tastatur oder Maus – um einen Song zu laden – während der DVS-Performance obsolet macht. Ich finde das sehr wichtig und würde mich freuen, wenn Torq in Bälde auch ein Vinyl-Upgrade bekäme.
MIDI-Kontrolle
Die vielen Funktionen einer DJ-Software mit der Maus zu bedienen, macht mir wenig Freude. Ein MIDI-Controller muss also her. Entweder für die komplette Mix-Session oder als DVS-Begleiter um Effekte, Cues und Loops zu dirigieren. Nur welcher Controller ist geeignet, um vier Softwaredecks, den Schleifenbaukasten, 16 Effektracks, vier VST-Slots, ein Mischpult und einen 18-Slot-Sampler zu steuern? Da kommt wohl kaum ein aktuelles Gerät ohne Doppel- und Dreifach-Belegungen aus. Grundsätzlich lässt sich erst einmal jeder Standard-MIDI-Controller unter Avid-Torq betreiben. Interessant für Besitzer des M-Audio Xponent dürfte in diesem Zusammenhang sein, dass dieser in der Lage ist, sämtliche Player per Shortcut über die Funktionstasten zu aktivieren. Aber auch ein Vestax VCI-MK2, ein NI-Kontrol S4 oder der VMS4 von American Audio sollten geeignete Kandidaten sein. DVS-Begleitend passt sicherlich eher ein AKAI LPD8, ein NI-Kontrol X1, Denons HC-1000S, die Faderfox-Palette oder Stantons SCS-Serie. Zum momentanen Zeitpunkt werden jedoch lediglich die nachfolgenden Geräte nativ unterstützt:
Torq Xponent
Numark NS7
Numark V7
Vestax VCI-300
Allen & Heath Xone 4D
Allen & Heath Xone 1D
Denon DN-HC4500
Denon DN-S3700
Behringer BCD-3000
NI-Kontrol S4
Sollte lokal bereits MIDI-Equipment vorliegen, doch die eigene Kommandozentrale hier nicht gelistet sein: Die Konfiguration kann recht unkompliziert über die Bedienelemente in der grafischen Benutzeroberfläche erfolgen. Das Prozedere: Element per Rechtsklick auswählen, MIDI-Controller betätigen und fertig. Doppelte Zuweisungen werden bei dieser Vorgehensweise nicht zugelassen, sondern es wird immer nur der zuletzt betätigte Regler belegt. Dies lässt sich jedoch im Editor mit ein wenig Zeitaufwand ändern. Befehle dürfen dort zudem mit Bedingungen verknüpft werden. Dazu lassen sich Shift, ALT und CTRL-Tasten, sowie User-States mit Mehrfachwerten und Kombinationen aus diesen erstellen. Bereits ab 50 Euro Investitionsvolumen kommt man in den Genuss eines kleinen Helferleins, wie AKAIs LPD8 (Test hier), für den wir eine Konfigurationsdatei erstellt haben, welche sich der Steuerung der internen Effektsektionen der Decks A-D annimmt. Da der LPD8 vier Programmbänke aufrufen kann, lässt sich ohne Shift-Funktion je eine Bank für ein Deck verwenden, wobei pro Player je zwei Drehregler und Buttons analog zur Softwareoberfläche die Kontrolle über die Klangverbieger übernehmen. Damit es beim Einsatz von externer Gerätschaft nicht zu Parametersprüngen kommt, ist eine Soft-Takeover-Funktion implementiert. Wer mag, kann besonders kreative Sessions mit dem integrierten Performance-Recorder für die Nachwelt festhalten.
Download T2LPD8.zip
Ein Tip noch am Rande: Avid hat eine Dokumentation zum Thema MIDI-Mapping veröffentlicht, den Torq Control Assign Guide. Er beinhaltet nicht nur die komplette Auflistung der Steuerkommandos und Modifier, sondern auch eine allgemeine Anleitung zur Konfiguration. Das ist wirklich vorbildlich und mir im Umfeld kommerzieller DJ-Software neu. Prima. Wir haben nachstehend ein paar Screenshots des MIDI-Editors für euch angefertigt, damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt.
Der Test mit Native-Instruments Kontrol S4 im MIDI-Modus auf dem MacBook und PC verlief zunächst leider nicht zufriedenstellend. Offiziell unterstützt und mit einer speziellen ncc-Datei für den Controller-Editor ausgestattet, sollten alle mixrelevanten Funktionen ohne Zutun des Users funktionieren. Das war aber nicht so, da ein Teil der Encoder und Buttons nicht korrekt konfiguriert waren oder Regler gar nicht zur Verwendung kamen. Es hieß daher, die erforderlichen Funktionen manuell neu zuzuweisen. Für willige Frickelbrüder ist dieser Umstand sicherlich nicht weiter tragisch, doch gerade Einsteiger könnten vielleicht ein wenig überfordert sein. Es ist im Falle des S4 allerdings fraglich, ob dessen Besitzer zu einer Torq-Lizenz greifen. Schließlich haben sie doch Traktor Pro 2 im Lieferumfang und können für 129 Euro bei Bedarf auf Scratch-Pro upgraden und den Timecode via S4-Interface einspeisen.
Performance
Ein Setup-Wizard ist gern bei der ersten Konfiguration behilflich. Wenn Torq dann dem eigenen Setup und Gusto entsprechend eingerichtet ist, läuft es ressourcenschonend und stabil. Ich habe versucht, die Software auf dem betagten MacBook an ihre Grenzen zu treiben und sie mit vier Timecodes bei aktivierten Keylocks, Effekten, Loops, simultanen Samples und einem VST-PlugIn in die Knie zu zwingen. Was sie mit einer CPU-Auslastung von zwischen 35 und 50 Prozent quittierte – und demnach zu keiner Zeit auch nur in die Nähe des roten Bereichs kam. Prima. Was allerdings negativ auffiel. Die Software hängte sich auf dem Mac unter OSX-Lion beim Interfacewechsel mehrfach auf und erforderte einen Programm-Neustart. Das mag in der Praxis, wo oftmals nur ein DJ-Interface pro Nutzer zum Einsatz kommt nicht relevant sein. Es fiel jedoch Im Test mit mehreren USB-Lösungen auf. Nicht unerwähnt lassen möchte ich ferner, dass auch der Stand alone-Betrieb ohne externes Interface ab sofort funktioniert, sodass man in aller Ruhe sein Set im Flieger oder in der Bahn vorbereiten und überarbeiten kann. Ist bei Torq neu aber ansonsten Standard. Daher gibt’s keine extra Lorbeeren an dieser Stelle.
Sync
Die automatische Synchronisation bei Titeln mit geraden Beats stellt bei zuvor erfolgter Analyse (am besten über Nacht, wenn es viele Tracks sind) kein großes Problem dar. Wer seine Songs selbst gridden will, weil er Musik mit unterschiedlichen Tempi oder Rhythmusstrukturen spielt, kann natürlich auch hier Hand anlegen und die Beats manuell markieren. Im Torq-Jargon: Tempo-Ankerpunkte einsetzen. Was mich allerdings nervt: Die Software legt für jede Datei ein eigenes Analysefile in den entsprechenden Ordner. Bei einer vierstelligen Sammlung bedeutet dies tausende qsd-Dateien in den zugehörigen Verzeichnissen. Das ist mir zu viel gewiggel auf der Platte. Eine zentrale Datenbank wäre mir an dieser Stelle lieber. Im Nachfolgenden schauen wir uns die Kreativabteilungen genauer an.
Loops
Der „Schleifenschneider“ offeriert manuelle Loops (In/Out/Reloop), deren In- und Out-Points on-the-fly verlagert werden können, um somit den Audiozyklus in seinen Flanken neu zu definieren. Dazu gesellen sich Auto-Loops in vier Stufen (1, 2, 4, 8 Bars). Schleifen können manipuliert, aber nicht in ihrer Gesamtheit frei bewegt werden. Es sei denn, der laufende Loop wird an einen bereits erstellten Hotcue verschoben. Was mir beim Loop-Handling nicht gefällt: mit einem Klick auf eine Schaltfläche wird ein Autoloop gesetzt, der bei jedem weiteren Klick auf die Taste halbiert wird. Möchte ich die Länge verdoppeln, ist der Griff zur Shift-Taste auf der Tastatur nötig. Einfache Plus- und Minus-Tasten hätten hier in meinen Augen mehr Sinn ergeben.
Cuepoints
In Torq sind maximal fünf Cue-Punkte pro Track zulässig, wobei für jeden Punkt zunächst der Set-Button im grafischen Benutzer-Interface zu betätigen wäre und danach eines der nummerierten Felder eins bis fünf – was Set nach jeder Zuweisung erlöschen lässt und die Hotcue-Funktion auf der zuvor genannten Taste aktiviert. Das Anlegen in Reihe funktioniert via Mapping, jedoch ist es nicht möglich Cuejumping mit der selben Taste ohne Shifting zu betreiben. Clear löscht alle Marker in einem Rutsch. Separates Löschen einzelner Markierungen ist nicht möglich, was die kreativen Möglichkeiten ebenfalls einschränkt. Hier wäre ein wenig „Codelifting“ nicht schlecht.
Hotcues werden standardmäßig immer exakt an Auslöseposition gesetzt. Sollen ganz bestimmte Stellen, wie zum Beispiel ein Break angefahren werden, empfiehlt es sich in der Fullscreen-Ansicht der Wellenform bei ausgeschalteter Wiedergabe zu arbeiten. Wer im Live-Mix mit Loops und Cues spielt, der sollte dem Doppelpfeil in der Mitte des Headers Aufmerksamkeit schenken. Aktiviert man diesen, werden die Benutzereingaben quantisiert. Die Auflösung lässt sich leider nicht einstellen.
Effektsektionen
Torq hat eine durchaus ansprechende Effektsektion, bestehend aus Reverb, Delay, Flanger, Phaser, Dual-Filter, Distortion, Strobe, Reverse, Beat-Reverse, Break, Repeat, Resonator und Kompressor. Die Effekte können als Send und Inserts operieren – Torq wählt zunächst automatisch die gängige Betriebsart für den jeweiligen Typus aus. Jedes Deck fasst maximal vier FX + VST-FX, was im Vierdeck-Betrieb insgesamt 20 Effekte auf dem Screen bedeuten kann, im Dual-Deck-Modus stattliche zehn. Auch eine Reihenschaltung ist möglich.
Die Effektbänke sind den Abspieleinheiten fest zugeordnet und können anders als bei Serato und Traktor nicht wahlfrei auf die Player verschaltet werden. In der Softwareoberfläche ist jeder Platz mit zwei Drehreglern versehen. Sollte ein dritter Parameter beteiligt sein (wie beim Flanger der LFO), dann kann dieser über den zweiten Drehregler anstelle des ursprünglich zugeordneten Attributes gesteuert werden, sobald dies per Tastendruck aktiviert wird. Ich persönlich finde einheitliche FX-Attribute und potentiell inaktive Regler in frei leitbaren Racks angenehmer zu handhaben. Vielleicht ist dies aber auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und Workflows. In diesem Zusammenhang möchte ich kurz auf das Thema Snapshots zu sprechen kommen.
Ein Snapshot speichert ein Abbild sämtlicher Torq-Einstellungen mit Ausnahme der VST-PlugIns. Also die EQ-Einstellung des Mixers, die Gain- und Lautstärkepegel der Kanäle, die Stellung des Crossfaders, die Tonartregler und eben auch den Inhalt und die Einstellungen der integrierten Effekt-Racks. Torq kann unendlich viele Snapshots erzeugen und verwalten und sie in der Snapshot-Liste ordnen. Diese Schnappschüsse werden im Dateibrowser abgelegt und können jederzeit wieder per Shortcut oder Button geladen werden. Snapshots lassen sich einzelnen Decks zuweisen (zum Beispiel EQ- und FX-Einstellungen), aber auch genauso gut auf ein anderes Deck duplizieren oder projizieren und mit einer anderen Tastenkombination versehen. Und natürlich lassen sich die Rack-Inhalte und Werte auch als herkömmliche Presets abspeichern. Ein sehr interessantes Konzept für den Live-Remix. Nachstehend ein Auszug aus dem Effektangebot.
VST-PlugIns
Ein absolutes Highlight ist der VST-Support. Sie offeriert dem Torq-DJ die ganze Palette der kommerziellen und freien PlugIns und somit kann er seine Lieblingseffekte aus dem Produktionsalltag nutzen. Nun fragt sich sicherlich mancher Leser, wenn das so ein Killer-Feature ist, wieso implementiert dies sonst kaum jemand. Das mag einerseits daran liegen, dass mancher Hersteller ein einheitliches Erscheinungsbild und ein bestimmtes Klang-Niveau garantieren will, was er nur kann, wenn er den gesamten Prozess überwacht. Ferner können Fremd-PlugIns an der Stabilität des gesamten Systems sägen, im schlimmsten Fall sogar die Software crashen. Und selbst wenn das PlugIn höchstens sich selbst zu Fall bringt, jedoch nicht die Software, wird das geschulte Ohr vielleicht bemerken, wenn sich Reverb, Filter oder Distortion abrupt verabschieden. Ein vorheriger Testlauf ist also vor dem Publikumseinsatz unabdingbar. Torq jedenfalls ist mit einem Crash-Guard ausgestattet, der die Funktionsweise der Drittkomponenten überwacht und diese im Ernstfall abschaltet – so dass der DJ mit seiner Performance fortfahren kann. Sinnvoll und gaaanz wichtig!
Die VSTs können nicht autark und somit auch nicht in vollem Umfang per MIDI-Controller dirigiert werden. Innerhalb der Torq-Oberfläche ist es jedoch möglich, den Mischungsanteil des Effekts am Gesamtsignal sowie zwei Parameter zu übernehmen und als Preset zu speichern. Entweder im PlugIn selbst oder im Host (also Torq). Um einen Regler mit einem VST zu verknüpfen, ist zunächst das PlugIn zu laden, worauf sich das Editor-Fenster des FX selbst öffnet. Per CTRL-Click lässt sich nun einer von zwei Torq-Reglern auf MIDI-Learn schalten und man bewegt den Parameter im PlugIn. Danach heißt es, den gleichen Regler in Torq erneut auf MIDI-Learn zu schalten und am Hardwareelement zu drehen. Nun wird der VST-Effekt per Controller angesteuert. In diesem Fall finde ich es schade, dass für die VST-Effekte nur zwei Parameter-Controller zur Verfügung stehen. Sugarbytes Turnado zum Beispiel könnte mindestens neun gebrauchen, wenngleich dieses Tool mit seinem Dictator-Masterfader Automationsmuster für die acht geladenen Effekte generieren kann. Ein Kandidat für ausgefuchste Fader-FX. Und wer mag, kann (so Lizenz vorhanden) natürlich auch „Traktors 12“ aus dem Guitar-Rig als VST-Plug einbinden.
Ab 18…
… ist der Sampler natürlich nicht, aber er kann mit 18 Slots aufwarten, die sich entweder mit live extrahierten Audiosignalen oder Schnipseln aus der eigenen Samplebibliothek füttern lassen. Torq routet Audiokanäle mittels Preview-Button zum Sampler, sodass ein aufzuzeichnendes Signal im Vorfeld auf dem Kopfhörer geprüft werden kann. Der Lautstärkeregler des Kopfhörers fungiert in diesem Fall als Aufnahmelautstärke für den Sampler. So lässt sich in Windeseile ein Beat, eine Hook-Line oder ein Vocal einfangen und einen Track on-the-fly neu zusammenschrauben. In dieser Disziplin liegt Traktor mit seinen beatsynchronen Sampleslots aktuell hoch im Kurs in der Gunst der Anwender. Kann Torq hier mithalten?
Zunächst beherrscht Torq wie sein Konkurrent One-Shots und Loops und ist mit einem Gain-Regler pro Slot sowie einem Loop-Poti ausgestattet. Dieser verdoppelt oder halbiert die Wiedergabegeschwindigkeit und nicht die Samplelänge. Eine grafische Wellenformanzeige ist den Audioschnipseln nicht angedacht. Sind Samples als Wiederholschleifen deklariert, gibt Torq diese zum globalen Tempo synchronisiert wieder, sodass unterschiedliche Loops simultan und synchron abgespielt werden können. Klasse. Samples lassen sich auf den Master routen, sowie wahlfrei auf die Decks A-D verteilen, was dem Anwender ermöglicht, einzelne Samples zu scratchen.
In der Praxis zeigt sich, dass die Synchronisation der Samples gut gelingt. Geloopte Sample-Slots starten an identischer Position zum Takt der Master-Clock ein. Was mir allerdings fehlt, ist ein Gruppenmodus (Abspielen, Pegeln, Filtern, usw.). Ferner ist es nicht möglich, ein Sample im Slot zu trimmen oder im Deck während der Performance zu stutzen (etwa durch die Definition von Loopflanken) und es dann per Drag-Drop in der gesetzten Looplänge zurück in den Slot zu befördern.
Der schnöde Mammon
Torq kostet UVP 224 Euro und benötigt für den Timecode-Betrieb einen Satz Steuermedien (zwei CDs a 14,50 oder/und zwei Vinylscheiben a 14,50 = 58 Euro), die sich nicht im Lieferumfang befinden. Das ist nicht tragisch, schließlich möchte manch einer vielleicht per Controller steuern und sich die Kohle für Steuerware sparen. Dazu empfiehlt sich ein Mehrkanal-Interface, das je nach Ausstattung (In/Outs, Qualität) mit 200-400 Euro zu Buche schlägt. Und ein paar Kröten wandern in den Kabelsatz für rund 30 Euro (vier Decks). Macht summa summarum zwischen 500 und 700 Euro. Wer lediglich zwei Decks benutzt, könnte vielleicht mit dem Conectiv-Paket für knapp 200 Euro oder einem Torq Xponent für etwas über 300 Euro schwanger gehen und (noch) kostenlos (!) auf die Vollversion updaten. Im Conectiv-Bundle aus 2006 (Test hier) sind nicht nur das gut klingende Vierkanal Conectiv-Interface, sondern auch je zwei Kontroll-Vinyls und CDs enthalten. Zum Vergleich: Traktor Scratch-Pro 2 kostet mit Audio-10 für vier Decks aktuell etwa 599 Euro UVP, Serato Scratch Live mit Rane SL4 für vier Decks gar 1356 Euro UVP. Atomix bietet mit Virtual-DJ für knapp 280 Euro ein ähnliches Konzept wie Avid an, ist jedoch genau wie das nachfolgende Programm in puncto Timecodes liberaler. Deckadance bietet zwar lediglich zwei Decks, ist aber für 169 Euro als Club-Edition VST- und Timecode-fähig – kommt jedoch ohne Interface. Zudem ist fraglich, wie es um die Entwicklung von Deckadance in Zukunft bestellt ist. Bei Avid schraubt man jedenfalls zum Testzeitpunkt schon fleißig am Update 2.03.
Abschließend möchte ich noch Folgendes loswerden: Ich bin der Meinung, dass die Hersteller, wollen sie nicht nur bestehende Torq-Kunden von einem Update überzeugen, sondern auch Neukunden gewinnen, ein optionales Bundle mit neuer Hardware (hochwertiges Interface für vier Decks und Sampleplayer) schnüren sollten. Auch ein neuer MIDI-Controller zur Ablösung des in die Jahre gekommenen Xponent sollte vielleicht in Erwägung gezogen werden, will man Torq langfristig im Rennen halten. Denn ein Rundum-Sorglos-Paket ist kein schlechtes Kaufargument. In diesem Zusammenhang könnten auch die Timecodes runderneuert werden.
Mit der Revision von Torq hat AVID hat einen ersten wichtigen Schritt getan. Nun heißt es, Vertrauen bei der verbliebenen Fangemeinde aufzubauen, Neukunden zu akquirieren und Überläufer zurückzugewinnen. Ich persönlich kann mir vorstellen, dass die Programmierer noch einiges aus dem Hut zaubern werden. Mehr vielleicht, als es in den Jahren zuvor der Fall war. Mein persönliches Favoriten-Feature? Wie wäre es denn mit einer Symbiose aus Timeline-Editing und klassischer DVS-Software? Wir behalten Torq auf jeden Fall im Auge und kommen zum Fazit.