Praxis
Bedienung des Goliath-Mikrofons
M-Audios Uber Mic ist so riesig, dass man es kaum zentral zwischen Tastatur und Bildschirm stellen kann, ohne dass man das Sichtfeld zu stark einschränkt. Trotzdem ist auf der Unterseite nicht ausreichend Platz, um USB- und Kopfhörerkabel (knick-)frei darunter herzuführen. Man kann das Mikrofon zwar mit gesteckten Kabeln durchaus vor und zurück schwenken, doch wenn man das öfters tut (bei Mikros mit veränderbarer Richtcharakteristik sicher keine Seltenheit), dann ist der Weg zum Kabelbruch nicht allzu lang. Auch wird man es vor allem in der Kennenlernphase öfters umdrehen wollen, denn auf der Rückseite sind schließlich auch Bedienelemente angebracht. Nett aber, dass im Display beispielsweise die Richtcharakteristik angezeigt wird.
Ob bei einem Mikro, das in erster Linie für Podcast, kleinere Gesangseinlagen, aber auch Gaming und Konferenzen verwendet werden wird, das Pattern wählbar sein muss, kann durchaus Gegenstand von Diskussionen sein. Ich halte es aber durchaus für praktisch. Ist es etwas weiter entfernt aufgestellt, lässt sich die Richtwirkung gut festlegen. Wer sich auch nur kurz mit Richtcharakteristiken auseinandersetzt, kann flugs das Mikro so einstellen, dass übliche Arbeitsplatz-Störgeräusche wie Gerätelüfter, Fenster und dergleichen so gut wie ausgeblendet werden. Wenn die Position von Signalen wichtig ist, kann mal eben auf Stereo geschaltet werden.
Profi-Look und Top-Performance zum Mini-Preis?
Niemand sollte allerdings erwarten, von einem USB-Mikrofonsystem mit drei Kapseln für einen derart geringen Preis eine Performance zu erhalten, die der von klassischen umschaltbaren Doppelmembran-Mikrofonen allzu nahe ist. Die Niere klingt erwartungsgemäß am besten, der generelle Charakter des Mikrofons ist ein wenig breit, mit leichtem Hang zur Phasigkeit und etwas färbend – insgesamt aber wirklich nicht schlecht! Man muss besonders abseits der Hauptachse mit Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang rechnen. Das ist nachvollziehbar und auch keinesfalls in zu heftigem Rahmen. Die Färbungen verringern die Sprachverständlichkeit nicht sonderlich stark. Die Aufnahme von Instrumenten in einem Raum, in welchem man auf Natürlichkeit auch der Raumrückwürfe und eventuell einstreuender Nachbarsignale angewiesen ist, sollte man eher hochwertigeren Mikrofonen überlassen. Das Uber Mic ist aber in jedem Fall ein Gewinn für alle, die für ihre aufnehmenden Tätigkeiten bislang ein im Computer eingebautes Mikrofon, ein billiges Mikrofon aus dem Computer-Zubehörhandel oder ein einfaches dynamisches Mikrofon verwendet haben: Schließlich ist es ein Kondensatormikrofon, das prinzipiell recht klar und breitbandig abbildet.
Gegenüber scharfen Konsonanten zeigt sich das Uber Mic angenehm tolerant, auch Popplaute produziert das Mikro nicht allzu schnell. Trotzdem ist man gut beraten, dem Mikrofon nicht allzu nahe zu kommen, denn aufgrund der kleinen Kapseln ist der Nahbesprechungseffekt ein wenig dröhnig und lässt ein dickes Fundament vermissen. Zehn Zentimeter Abstand sollten es also sein.
Für dich ausgesucht
Flexibilität wichtig? Uber Mic!
Die Bezeichnung „Professionelles Mikrofon“, wie auf der Webseite zu lesen, halte ich für etwas übertrieben, Sound, Look und Funktionsumfang lassen eigentlich einen höheren Preis erwarten. Wer eine höhere Klangqualität benötigt, aber nicht viel mehr ausgeben kann, wird beispielsweise bei einem Rode NT-USB fündig. Wer allerdings maximale Flexibilität haben will, kommt am Uber Mic kaum vorbei!
Kopfhörerklang: ok
Klassische Studiokopfhörer, besonders jene mit dreistelliger Impedanz, sind bisweilen am Kopfhörerausgang etwas zu leise. Alle moderneren Headphones, vor allem mit 32 Ohm und weniger, spielen aber problemlos. Und über den Klang des Kopfhörerverstärkers lässt sich nicht meckern.
Georg sagt:
#1 - 11.05.2019 um 17:43 Uhr
Dass die Bittiefe des AD-Wandlers außer Acht gelassen wird, stellt die Ernsthaftigkeit des ganzen Tests in Frage.